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Das französische Bett

Das französische Bett

Titel: Das französische Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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wäre. Wir wirkten beide gleichermaßen überrascht, standen uns gegenseitig im Wege und wussten nicht, wie wir aneinander vorbeikommen sollten.
    Sonst sprachen wir kaum miteinander. Jeanette war die Tochter einer über uns wohnenden Witwe.
    Jeanette schien älter als ich zu sein, mindestens einundzwanzig. Sie war ein hübsches Mädchen von interessantem slawischem Typ, aber es lag etwas Asketisches in ihrem Gesicht. Ihre Bewegungen wirkten linkisch. Ihre Augen blickten scheu, vielleicht sogar voller Angst. Die Klatschtanten unserer Gegend wollten wissen, dass sie von ihrer Mutter terrorisiert wurde.
    »Sie gehen doch hoffentlich heute nicht zur Arbeit?«, fragte ich schließlich, um etwas zu sagen.
    »Doch«, antwortete sie und erklärte, dass sie in einer Dienststelle als Dolmetscherin angestellt sei. »Was für ein kostbares Kleid Sie tragen!«, rief sie dann aus.
    »Möchten Sie es mal anprobieren?«, fragte ich, denn ich sah eine Gelegenheit, dieses eigenartige Wesen näher kennen zu lernen.
    Sie lehnte entsetzt ab und hatte es plötzlich eilig, von mir wegzukommen. Sie wirkte jetzt eigenartig verkrampft, als habe sie sich selbst dabei ertappt, etwas Verbotenes getan zu haben. Vielleicht war sie sich bewusst geworden, der leibhaftigen Sünde begegnet zu sein.
    Ich schlich leise die Treppe hinauf und versuchte die
    Wohnungstür ohne Geräusch zu öffnen. Ich meinte auch, das sei mir gelungen, aber da irrte ich mich.
    Meine Mutter kam aus ihrem Schlafzimmer, blieb im Türrahmen stehen und blickte mich an. Sie hatte sich den Morgenmantel übergeworfen und ihn in der Eile nicht richtig geschlossen. Ich sah, dass sie darunter nackt war.
    »Wo hast du das Abendkleid her?« Ihre Stimme ließ keinen Zweifel daran, was mich erwartete.
    »Ein Geschenk«, sagte ich.
    »Von einem Mann?«
    »Von einer Frau.«
    Meine Mutter musterte mich von oben bis unten. Sie überlegte, und das fand ich verwirrend.
    »Ich weiß nicht, ob ich es lieber sehen würde, wenn du das Kleid von einem Mann bekommen hättest«, meinte sie dann nachdenklich. Sie strich sich dabei mit dem rechten Zeigefinger über die Lippen. Da sie vergessen hatte, den Gürtel zuzumachen, fiel ihr Mantel durch die Armbewegung vollends auseinander, und ich fand, dass ihre Brüste mit meinen konkurrieren konnten. Na, und ihre Schenkel! Sie war nicht rasiert wie ich, aber sie musste ohne Zweifel eine Schere benutzt haben.
    »Dreh dich um«, befahl sie nun.
    Ich tat es, und ein leichtes Lächeln glitt über ihre Züge.
    »Du bist richtig schön«, erklärte sie. »Ich wusste gar nicht, dass ich schon so eine erwachsene Tochter habe.«
    Nach dem Lob kam die Gardinenpredigt: »Aber ich müsste dich jetzt übers Knie legen und dir den Hintern verhauen. Ich habe die ganze Nacht gewacht, weil du nicht heimgekommen bist. Als ich so jung war wie du und zum ersten Mal die halbe Nacht weggeblieben bin, hat mich mein Vater erwartet und mir mit einem Stock den nackten Hintern so bearbeitet, dass ich noch acht Tage später Striemen hatte und nicht sitzen konnte. Außerdem bekam ich Hausarrest. Weil ich trotzdem immer wieder ausgerückt bin, wurde ich dann endgültig als das schwarze Schaf der Familie verschrien.«
    Sie befühlte die Seide meines Kleides, aber das wirkte nur wie eine Geste, ihre Gedanken waren bei den Erinnerungen. Sie legte ihren Arm um meine Schulter und führte mich ins Wohnzimmer. Wir setzten uns nebeneinander auf die Couch.
    Ich war verwirrt. Noch niemals hatte sie von sich erzählt.
    Ob glücklich oder unglücklich, davon war keine Rede gewesen, und ich machte mir auch keine Gedanken darüber. Ich arbeitete die meiste Zeit des Tages im Geschäft; die paar Stunden danach waren kurz genug.
    Nun saßen wir lange schweigend nebeneinander. Ich war hundemüde, aber auch eigenartig gerührt.
    Wir müssen ein seltsames Bild abgegeben haben, ich noch immer in meinem Abendkleid und neben mir meine Mutter im offenen Morgenmantel, so als ob ihre Nacktheit etwas ganz Normales wäre.
    »Ich habe sehr darunter gelitten«, nahm sie ihre Erzählung wieder auf. »Dabei verspürte ich selbst mein schlechtes Gewissen und kam mir verworfen vor. Manchmal war ich so verzweifelt, dass ich mir am liebsten das Leben genommen hätte!«
    Sie spielte gedankenverloren mit ihrer Brustwarze.
    »Den ganzen Tag fühlte ich mich geil. Ich stellte mir in meinen Träumen die verrücktesten Sachen vor. Dieses Biest zwischen meinen Schenkeln...« Sie spreizte ihre Beine und strich mit der Hand über

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