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Das französische Bett

Das französische Bett

Titel: Das französische Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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angeht.«
    »Entschuldige!«, bat ich kleinlaut.
    Sie lächelte überlegen.
    »Aber da du nun schon gefragt hast: Ja, ich werde es mit ihm tun.«
    »Und die andere?«, fragte ich.
    »Ich bin seine Frau.«
    Sie stand auf und begann, das Kaffeegeschirr abzuräumen. Ich half ihr dabei. Wir scheuerten die Küche und machten die Wohnung sauber. Dabei sprachen wir
    wenig.
    Einmal fragte meine Mutter, wie ich mich nach meiner ersten durchbummelten Nacht fühle.
    »Gut!«, sagte ich einfach. »Mir hat das gar nichts ausgemacht.«
    »Es erweckt ganz den Eindruck«, stellte sie fest. »War’s denn auch schön?«
    »Ich bin zufrieden.«
    Sie lächelte hintergründig. »Hast du’s getan?«
    Sie sah, dass mich ihre Frage schockierte.
    »Mach nicht so ein Gesicht. Du hast mich vorhin dasselbe gefragt.«
    Sie hatte Recht, und ich musste über mich selber lachen.
    »Ja«, sagte ich dann.
    »Liebst du ihn?«
    »Es waren mehrere!«
    »Mehrere?«
    »Ja, zuerst vier Jungen. Sie haben mich mehr oder weniger vergewaltigt, aber das hat mir gut gefallen.«
    »Das hat dir gefallen?«, wiederholte sie. Meine Eröffnung verschlug ihr offenbar den Atem, sie fand keine richtigen Worte.
    »Seitdem glaube ich nicht mehr, dass ein einzelner Mann eine richtige Frau überhaupt befriedigen kann.«
    »Meinst du? - Aber das Abendkleid?«
    »Ach! Das war eine andere Clique, zwei Damen und zwei Herren, die ich erst später getroffen habe, kauften mir das Kleid, weil sie sich in ihrem Klub sonst nicht mehr sehen lassen könnten.«
    »So, und wie geht das weiter?«
    »Überhaupt nicht«, antwortete ich, »denn ich werde niemanden davon Wiedersehen.«
    Meine Mutter machte jetzt ein sehr nachdenkliches Gesicht. Sie versuchte offenbar, sich über die Situation klar zu werden.
    »Schlafwandler soll man nicht wecken, sonst stürzen sie ab«, sagte sie dann.
    Ich verstand nicht, was sie damit ausdrücken wollte, und ärgerte mich fast, dass ich ihr die Wahrheit gesagt hatte. Aber schließlich war ich doch ganz froh darüber.
    Wir gingen dann noch zum Einkäufen. Hinterher bummelten wir herum, bis mein Vater endlich kam.
    Er umarmte meine Mutter geradezu stürmisch, sodass man glauben konnte, er hätte sich die ganze Zeit über nur nach ihr gesehnt.
    Von mir forderte er einen Kuss und fragte mich dann, was ich im Geschäft mache, ob ich Freude am Beruf habe und so weiter.
    Das bewies nur, wie wir uns auseinander gelebt hatten. Offensichtlich kannten wir uns kaum noch und wussten uns nichts mehr zu sagen.
    Dabei gebe ich zu, dass ich ihn seit dem Gespräch mit meiner Mutter viel kritischer betrachtete.
    Eins musste man ihm lassen: Er sah immer noch sehr gut aus. Ich konnte mir vorstellen, dass es für ihn nicht schwer war, eine Freundin zu finden.
    Da ich mir sagte, dass die beiden sicherlich gern allein sein wollten, beschloss ich, ins Kino zu gehen.
    Der Krimi, den ich dann sah, langweilte mich, und ich blieb in Gedanken mit mir selbst beschäftigt.
    Ich wunderte mich! Irgendwie war die vergangene Nacht für mich schon so unwirklich wie ein Traum. Wenn das Abendkleid nicht so ein sichtbarer Beweis gewesen wäre, könnte ich kaum glauben, alles erlebt zu haben. Dabei versuchte ich immer wieder an mir zu entdecken, was sich verändert hatte. Eine solche Nacht müsste doch Spuren hinterlassen! Aber ich fand nichts. Ich war noch dieselbe wie gestern und sogar schon wieder genauso allein wie vorher.
    Das kam mir zum Bewusstsein, als ich nach dem Film auf der Straße stand und sah, wie sich der Menschenstrom aus den Türen ergoss und schnell verlief.
    Die Lichter erloschen, und wenn mich jemand angesprochen hätte, würde mich das gefreut haben.
    Ich kaufte mir eine Schachtel Zigaretten und Streichhölzer. Das Rauchen schmeckte mir zwar nicht, aber es machte mir Spaß, eine Zigarette in der Hand zu halten.
    Ich bummelte langsam die Straßen entlang, blieb vor manchen Modehäusern stehen, besonders wenn ich fühlte, dass mir jemand nachblickte. Ich wollte mich im Licht der Schaufenster zeigen, doch niemand kam. Es wurde Mitternacht, ehe ich heimging.

    Am Sonntag stand ich spät auf. Meine Eltern waren nicht da. Ich duschte und machte mir Frühstück. Wenig später kamen sie von einem Besuch bei unseren Nachbarn zurück.
    Sie machten einen gelösten und glücklichen Eindruck. Ich konnte mir jedenfalls jetzt nicht vorstellen, dass mein Vater eine andere Frau mehr lieben sollte als meine Mutter.
    Sie bildeten ein gut aussehendes Paar. Er war vierundvierzig Jahre,

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