Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das französische Bett

Das französische Bett

Titel: Das französische Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
schließlich unser Schweigen. »In dieser Zeit kann ich noch ein bisschen verrückt spielen.«
    Er machte eine Pause und schaute für eine Sekunde zu mir herüber. Jetzt sah ich geradeaus und schwieg weiter.
    »Du musst nicht denken, dass ich dich nicht gern hätte, Gitti. Wir sind zwei gefallene Engel, die alles voneinander wissen, auch dass einer den anderen versteht. Sollen wir deswegen gleich sentimental werden?«
    Er wartete nun wieder auf ein Wort von mir, aber da ich nichts sagte, sprach er weiter.
    »Siehst du, in dir steckt irgendeine magische Kraft, die dich vorwärts treibt. Was du auch tust, es schiebt dich voran, schneller als mein MG fahren kann. Ich -ich bin nur ein Opportunist. Eines Tages werde ich Rechtsanwalt sein, auf meinen Ruf achten, und natürlich muss man mir dann alle Jugendsünden, die ich während des Studiums begangen habe, verzeihen!«
    »Zu diesen Jugendsünden gehören auch Judith und Myriam - und natürlich ich!«, sagte ich ein wenig bitter.
    Er lächelte. »Ich werde Myriam heiraten!«
    »Du willst Myriam heiraten?« Darauf wäre ich wirklich nicht gekommen.
    Er blickte wieder auf die Fahrbahn.
    »Sie wird ein riesiges Vermögen erben. Ich habe dann die Möglichkeit, mir eine Praxis einzurichten und nur solche Fälle zu übernehmen, die mir Spaß machen.«
    »...und sie wird dann Vorsitzende im Verein zur Rettung gefallener Mädchen!«, sagte ich.
    »Das kann schon sein«, antwortete er. Dann sprachen wir nicht mehr.

    Ich ließ mich von ihm direkt zum Atelier fahren. Dort nahm ich meinen Unterricht, aß in der Kantine zu Mittag und lief eine Stunde lang auf dem Gelände herum.
    Ich fühlte einen schrecklichen Kater, doch er war nicht das Schlimmste. Alle schienen immer bereit, meine Sinne, meine Gelüste und meine Süchte zu befriedigen, aber sonst... Ich blieb allein, so allein, wie ich immer gewesen war.
    Später traf ich mich mit Schasigue, um mit ihm das Drehbuch für den neuen Film zu besprechen. Ich sollte darin erstmals eine kleine Rolle haben.
    Er merkte sofort, wie mies mir zu Mute war, und musterte mich eingehend.
    »Weltuntergangsstimmung! - Gesumpft, was?«
    Ich sah den leisen Spott in seinem Gesicht, und da drehte ich plötzlich durch.
    »Ich weiß nicht, was du von mir willst, Schasigue«, stöhnte ich. »An mir ist doch gar nichts dran. Oh, ich fühle mich so dreckig! Was bin ich für ein Miststück, hemmungslos und geil.« Meine Hände bedeckten mein Gesicht. Am liebsten hätte ich geheult...
    Ich fühlte, wie Schasigue hinter mich trat. Er strich mir sanft übers Haar.
    »Kleines«, seine Stimme war sehr lieb, »Gitti, Brigitte, bis heute warst du für mich nur eine unbedeutende Spekulation. Aber nach dem, was du jetzt gesagt hast, glaube ich an dich!«
    Mir kamen die Tränen, und ich versuchte, in seine Augen zu blicken.
    »Du glaubst an mich?«
    »Ja«, sagte er, »ich glaube an dich!«
    Ich barg meinen Kopf an seiner Brust. Ich würde arbeiten, etwas leisten - und nicht nur auf dem Gebiet der Lust...

G. BLANDON
    Der Reporter

    A ls er die schwere Glastür zur Eingangshalle der Tageszeitung Nyheterna öffnete, war es für Bernt Norberg, als würde er eine neue Welt betreten. Drinnen blieb er stehen, um sich kurz zu orientieren.
    Er war schon einmal hier gewesen - als er sich um die Stellung als Volontär bewarb -, aber an diesem Morgen empfand er alles ganz anders. Heute sollte ja sein erster regulärer Arbeitstag sein.
    Von einem Kabuff aus, gleich neben den Glastüren, wurde er von einem alten Portier gemustert. Der sah vermutlich auf den ersten Blick, dass Bernt noch nicht ganz trocken hinter den Ohren war, aber Bernt streckte sich mit dem ganzen Stolz seiner neunzehn Jahre und versuchte, so entschlossen wie möglich dreinzuschauen.
    Er ließ die Augen über die große Hinweistafel an der Wand wandern. Nachrichtenredaktion, dritter Stock. Dort sollte er sich melden. In diesem Augenblick kam gerade einer der zahlreichen Fahrstühle herunter, und er drängte sich mit einem runden Dutzend anderer Menschen hinein, die vorher ungeduldig auf und ab gegangen waren. Alle wollten in den dritten Stock, und kaum hatten sich die Fahrstuhltüren hinter ihnen geschlossen, fingen sie sofort an, wild durcheinander zu reden, ohne von Bernt auch nur die geringste Notiz zu nehmen. Bernt stand in einer Ecke eingeklemmt und konnte nur eine Rückansicht aus Tweed betrachten.
    Mit einem Seufzen hielt der Fahrstuhl im dritten Stockwerk und spie seine Fracht zur täglichen Fronarbeit

Weitere Kostenlose Bücher