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Das französische Bett

Das französische Bett

Titel: Das französische Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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aus. Außer Bernt. Er blieb in der Ecke stehen, in die man ihn gedrängt hatte. Erst als die Türen ein zischendes Geräusch von sich gaben, reagierte er, kurz bevor es zu spät war. Mit einem gewaltigen Satz aus dem Stand, der sicher neuer Zeitungsrekord war, kam er noch rechtzeitig aus dem Fahrstuhl heraus und landete mit einem Krachen an der Halterung der Rohrpostleitung für eingehende Post.
    Alle Tätigkeit in dem großen Raum hörte sofort auf, und viele Köpfe wandten sich Bernt zu. Einige Sekunden lang starrte er zurück - er war über den Lärm, den er verursacht hatte, genauso erstaunt wie seine Zuschauer. Dann fühlte er, wie ihm die Röte vom Hemdkragen her aus hochkroch und das ganze Gesicht zum Glühen brachte. Mit einem schafsähnlichen Grinsen räusperte er sich.
    »Ich bin der neue Volontär«, krächzte er.
    Das gespannte Schweigen wurde von einem älteren Mann gebrochen, der ein bollerndes Lachen hören ließ. Er saß an seinem Schreibtisch, der über und über mit langen Papierstreifen bedeckt war.
    »Das brauchst du uns nicht erst zu erzählen«, keuchte er zwischen den Lachsalven. »Das sieht man verdammt gut - und hören tut man’s auch«, fügte er hinzu, bevor er wieder in schallendes Gelächter ausbrach.
    Die anderen stimmten ein, und Bernt wurde die Szene noch peinlicher. Aber weil es immerhin noch anderes zu tun gab, als über einen schüchternen jungen Volontär zu lachen, richtete sich das Interesse der Anwesenden bald wieder auf andere Dinge, und Bernt konnte aufatmen. Der Mann, der am lautesten über ihn gelacht hatte, winkte ihn jetzt zu sich heran.
    »Wenn du mal herkommst, werde ich dir ein paar Kleinigkeiten zeigen.«
    Bernt blieb noch einige Augenblicke wie angenagelt stehen, aber dann schüttelte er seine Verlegenheit ab und ging quer durch den großen Raum zu dem Mann, der ihn gerufen hatte.
    Als er näher kam, sah er, dass dieser Mann etwa sechzig Jahre alt sein musste. Er hatte dünnes, gelbweißes Haar und ein faltenreiches Gesicht, das ihn einem Bernhardiner ähnlich sehen ließ. Allerdings fehlte das Fässchen Cognac. Den Cognac schien er immer selbst getrunken zu haben. Die Nase leuchtete in intensivem Blaurot, und dagegen stach ein feuchter, rosafarbener Cherubinmund wirkungsvoll ab. Dann und wann fuhr die Zunge heraus und feuchtete die rosafarbenen Lippen blitzschnell an.
    Als Bernt vor ihm stand, hatte er aufgehört zu lachen und streckte Bernt eine sommersprossige Hand mit dicken Fettwülsten an den Fingern hin.
    »Ich heiße Karlén. Einfach Karlén. Setz dich!«
    Bernt nannte seinen Namen und ließ sich auf dem Stuhl nieder, den Karlén ihm angewiesen hatte. Und dann erfuhr er eine Menge über das, womit er sich in der nächsten Zeit zu beschäftigen hatte: Fahnenkorrekturen von einem zum andern schleppen, Manuskripte in die Setzerei bringen, Bilder vom Retuscheur zur Klischeeanstalt tragen und so weiter. Reine Laufburschenarbeit also. Je mehr Bernt über seine Tätigkeit hörte, desto niedergeschlagener fühlte er sich.
    Er hatte damit gerechnet, die Reporter bei ihren Aufträgen begleiten zu können, vielleicht sogar damit, von Zeit zu Zeit selbst ein paar Zeilen für das Blatt zu schreiben. Ein paar Zeilen, die er seinen Eltern und Geschwistern oder seiner Freundin hätte zeigen können.
    Wie oft hatte er im Traum eine Situation erlebt, in der alle verfügbaren Reporter anderweitig beschäftigt waren und er selbst gezwungen war, in einer eiligen und wichtigen Sache einzuspringen. Wie oft hatte er sich vorgestellt, dass er eine Reportage gemacht hätte, die von allen Blättern des Landes nur seine Zeitung bringen konnte. Wie oft hatte er davon geträumt, dass er sofort eine Gehaltserhöhung und eine Beförderung erhalten würde. Und jetzt musste er erfahren, dass alles, was es für ihn zu tun gab, Botendienste zwischen den einzelnen Abteilungen waren.
    »Auf diese Weise lernst du die ganze Zeitung kennen und kriegst vielleicht auch einen Begriff davon, wie unser Laden hier funktioniert.«
    Karléns Stimme riss ihn aus seinen Überlegungen, und Bernt versuchte, etwas aufmerksamer zuzuhören, um alles mitzubekommen, was ihm gesagt wurde.
    »Später, wenn du hier im Haus schon einigermaßen Bescheid weißt, wirst du auch irgendeinen Journalisten zu einer Reportage begleiten und dabei sehen, wie ein Zeitungsmann vor Ort arbeitet.«
    »Darf ich denn nicht auch selbst etwas schreiben? Ich hatte immer ein gutes Zeugnis in Schwedisch.«
    Karlén lächelte

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