Das Frauen-Hormone-Buch
Hirnanhangsdrüse, das vor allem für den Milcheinschuss in der Stillzeit verantwortlich ist. Um eine allzu rasche erneute Schwangerschaft der stillenden Mutter zu verhindern, unterdrückt Prolaktin gleichzeitig den Eisprung und die Periodenblutung. Erhöhte Prolaktinspiegel außerhalb der Stillzeit haben den gleichen Effekt: Die Periode bleibt aus. Setzt bei jüngeren Frauen die Periodenblutung aus, so sollte also auch immer eine Störung des Prolaktinstoffwechsels bedacht werden. Aus dem, was wir soeben über das Prolaktin gehört haben, wird auch bereits klar, welche Beschwerden diese ungewollte Amenorrhö häufig begleiten: ein unangenehmes Spannungsgefühl in den Brüsten. Dieses muss aber nicht notwendigerweise auftreten.
Die Prolaktinspiegel im Blut lassen sich gut bestimmen. Ein Wert über 25 ng/ml deutet auf eine Überfunktion hin. Eindeutig pathologisch sind Werte über 200 ng/ml. Meist ist ein solcher Anstieg bedingt durch eine sogenannte funktionelle Hyperprolaktinämie. Die Hirnanhangsdrüse, in der Prolaktin gebildet wird, schüttet zu viel von dem Hormon aus.
Zur Behandlung einer leichten bis mittleren Erhöhung des Prolaktinspiegels gibt es wirksame Medikamente. Das bekannteste ist das Bromocriptin ® . Es wird hauptsächlich eingesetzt, um bei stillenden Frauen das Abstillen zu unterstützen. Etwas unangenehm bei der Einnahme von Bromocriptin ist, dass es gelegentlich zu störender Übelkeit und Kreislaufproblemen führt. Vermeiden lässt sich dies, indem man die Tablette anfangs abends einnimmt und die Beschwerden somit einfach »verschläft«. Prolaktin ist auch ein »Stresshormon«. Gezielte Entspannungstechniken können den Therapieeffekt also unterstützen. Prolaktinstörungen bedürfen auf jeden Fall einer fachärztlichen Abklärung.
Für anorektische Mädchen und Frauen wird das Fett zum Feind in ihrem Körper. Sie magern im Laufe ihrer Erkrankung häufig extrem ab. Fett ist aber nicht nur ein Energiespeicher, es spielt auch eine Rolle bei der Fortpflanzung. Unterschreitet die Menge an Körperfett eine kritische Grenze (diese liegt bei etwa sieben Kilogramm) stellen die Eierstöcke ihre Funktion ein. Es kommt zu einer Amenorrhö. Entwicklungsgeschichtlich ist dies ein sinnvoller Mechanismus. Wenn die Nahrungsaufnahme so gering ist, dass ein Verhungern droht, dann kann eine Frau eines ganz sicher nicht brauchen: schwanger zu werden. Heute sind die Hungerperioden bei anorektischen Frauen selbst gemacht.
Die bei einer Essstörung herunterregulierten Geschlechtshormone zu ersetzen, ist medizinisch sicherlich sinnvoll. Es wäre auch leicht durchzuführen, scheitert zumeist aber an der fehlenden Krankheitseinsicht der Patientinnen: Selbst bis auf die Knochen abgemagert, fühlen sie sich häufig immer noch zu dick und nehmen daher auch keine Hormone zu sich. Denn die stehen ja bekanntlich in dem furchtbaren Ruf, dick zu machen. Die einzige Rettung bietet, wenn überhaupt, ein umfassendes psychotherapeutisches Konzept.
Unfruchtbar durch Sport
Eine andere Form der Anorexie hat in den letzten Jahren ebenfalls zugenommen: die Anorexia athletica. Hier wird der Kampf gegen das eigene Körperfett nicht in erster Linie durch Hungern, sondern durch exzessiven Sport betrieben. Der Effekt auf die Eierstöcke ist der gleiche. Sie registrieren ein massives Energiedefizit (zu wenig Kalorien zugeführt, zu viel verbraucht) und stellen ihre Funktion ein.
WISSEN
Eierstöcke auf Nulldiät
Eine Form der Amenorrhö tritt zumeist bei jungen Frauen und Teenagern auf. Sie ist Folge von Essstörungen. Die Anorexia nervosa (Pubertätsmagersucht) hat stark zugenommen. Man schätzt, dass inzwischen etwa zehn Prozent der jungen Mädchen an unterschiedlichen Formen von Essstörungen leiden. Dazu gehört neben der Pubertätsmagersucht in erster Linie die Bulimie (Ess-Brech-Sucht), bei der zwar zumeist recht viel gegessen, die Nahrung aber anschließend durch selbst herbeigeführtes Erbrechen wieder von sich gegeben wird.
Bestimmt man bei diesen Patientinnen den Hormonstatus, zeigt sich ein charakteristisches Bild. Die Östrogenspiegel sind niedrig wie bei Frauen nach den Wechseljahren. Bei klimakterischen Frauen steigen allerdings die eierstockstimulierenden Hormone LH und FSH deutlich an.
Dies ist bei anorektischen Frauen nicht der Fall. Im Gegenteil: Die stimulierenden Hormone sind extrem niedrig, da ja die oberste Schaltzentrale im Gehirn entschieden hat, die Eierstöcke eben nicht anzuregen, sondern vorübergehend
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