Das Frauen-Hormone-Buch
Heranreifen weiterer unreifer Eibläschen unterbleibt. Bei Anwendung einer antiandrogenen Pille werden darüber hinaus die überschießenden männlichen Hormone im Zaum gehalten. Das Ganze setzt natürlich voraus, dass die Patientin nicht schwanger werden will und auch keine Unverträglichkeiten gegen die Pille vorliegen.
Was die Pille nicht beeinflusst, sind jedoch der Insulinspiegel und das Körpergewicht. Liegen in diesem Bereich Störungen vor, so bedarf es zusätzlicher Maßnahmen. Bei Übergewicht wird natürlich immer als Erstes eine Reduktionsdiät empfohlen. Und in der Tat zeigen große Studien, dass sich schon bei einer geringen Gewichtsreduktion der Zyklus häufig wieder normalisiert. Nur – das ist leichter gesagt als getan. Gewicht zu verlieren ist schon schwer genug. Beim PCO-Syndrom ist das Abnehmen sogar ganz besonders schwierig. Die hohen Insulinspiegel sitzen nämlich wie ein Schloss vor den Fettzellen und verhindern so den Fettabbau. Dies heißt nicht, dass Reduktionsdiäten keinen Sinn machen. Allerdings sollten Sie sich für die richtige Diät entscheiden. Seit einigen Jahren gibt es zwischen Ernährungsmedizinern einen erbitterten Streit, ob nun fettreduzierte (low fat) oder kohlenhydratreduzierte (low carb) Diäten sinnvoller sind. Zumindest für das PCO-Syndrom lässt sich diese Frage entscheiden. Hier bieten Low-Carb-Diäten einen deutlichen Vorteil. Nur eine extrem kohlenhydratarme Kost ist nämlich in der Lage, die hohen Insulinspiegel zu senken.
Unterstützen lässt sich eine solche Diät durch den Wirkstoff Metformin, im Handel z.B. unter dem Namen Glucophage ® . Metformin wird bereits seit Jahrzehnten in der Behandlung des Typ-2-Diabetes eingesetzt. Seine Wirkung beruht im Wesentlichen darauf, dass es die Leber daran hindert, allzu viel Glukose in das Blut abzugeben. Durch die verminderte Glukoseausschüttung wird auch entsprechend weniger Insulin gebildet. Genau das ist es, was beim PCO-Syndrom wichtig ist – das Absenken überhöhter Insulinspiegel.
Den Eizellen auf die Sprünge helfen
Vor allem bei Frauen mit Kinderwunsch ist die Gewichtsreduktion entscheidend, da sich allein durch diese Maßnahme der Zyklus in vielen Fällen wieder normalisiert. Tut er dies nicht, gibt es eine weitere Möglichkeit, den Eisprung herbeizuführen. Auch hierzu wird ein lange bekanntes Medikament eingesetzt, das Präparat Clomifen ® (siehe → S. 131 ). Dabei handeltes sich um ein Präparat, das die Ausschüttung von follikelstimulierendem und luteinisierendem Hormon (FSH und LH) aus der Hirnanhangsdrüse anregt. Dadurch wird die Eizellreifung in Gang gesetzt und es kommt zum Eisprung.
Das PCO-Syndrom ist ein klassisches Beispiel dafür, wie eng verschiedene hormonelle Regelkreise – in diesem Fall der Insulin- und der Androgenstoffwechsel – miteinander verbunden sind. Es ist aber auch ein Beispiel dafür, dass komplexe Krankheitsbilder häufig auch komplexe Therapien erfordern. Oft bedarf es dazu der Zusammenarbeit von Ärzten unterschiedlicher Disziplinen. Vor allem bedarf es aber auch der aktiven Mitarbeit der Patientin selbst: Eine Gewichtsreduk tion lässt sich in der Tat nur verwirklichen, wenn der Lebensstil auch entsprechend verändert wird (weniger essen, mehr bewegen).
Ovarian Drilling – mit dem Laser zum Eisprung
Wenn es tatsächlich die zu dicke Rinde des Eierstockes ist, welche die Eibläschen daran hindert, zu springen und ihre Eizellen freizusetzen, dann müsste es auch möglich sein, den Follikeln durch einen direkten Eingriff am Eierstock den Weg an die Oberfläche zu bahnen. Genau dies versuchen einige chirurgische Techniken. Die erste operative Therapie bestand in der Keilresektion des Eierstockes. Wie bei einem großen Kuchen wurde aus dem Eierstock ein Stück herausgeschnitten. Die Oberfläche des Schnittes war nun nicht mehr von der Rinde überzogen und erlaubte einzelnen Eibläschen den Eisprung. Nach einem ähnlichen Prinzip – aber wesentlich eleganter – funktioniert die Technik des Ovarian Drillings. Im Rahmen einer Bauchspiegelung und mittels eines Lasers werden ca. 20–30 kleine Vertiefungen in die Rinde des Eierstockes gebohrt (gedrillt). Die Eierstöcke gleichen nach dem Eingriff einem Golfball, dessen Oberfläche ja auch viele kleine Mulden aufweist. Diese Mulden erlauben es den Eibläschen nun, die äußere Wand des Eierstockes doch noch zu durchdringen und die Eizelle an die Oberfläche zu transportieren. Der Eingriff löst aber auch nicht sämtliche
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