Das Frauen-Hormone-Buch
stillzulegen. Aus diesem Grunde leiden anorektische Frauen bei Ausbleiben der Periodenblutung auch nicht an den sonst so typischen Hitzewallungen. Umgekehrt heißt dies aber auch: Werden wieder ausreichend Kalorien zugeführt, hebt das Gehirn die Blockade auf, die Eierstöcke erwachen aus ihrem hungerbedingten Winterschlaf und der normale Zyklus stellt sich wieder ein.
Die Menstruation – ein Risikofaktor?
Stellen wir uns einmal die Frage: Ist es eigentlich natürlich, dass Frauen alle vier Wochen menstruieren? Auf den ersten Blick erscheint nichts natürlicher als der monatliche Zyklus einer Frau im gebärfähigen Alter – und das ist er sicherlich auch.
Ist die Menstruation überflüssig?
Die Frage, die sich jedoch stellt, ist folgende: Ist es von der Natur vorgesehen, dass dieser Zyklus Monat für Monat über fast vier Jahrzehnte erfolgt? Zusammengerechnet bedeutet dies, dass eine Frau in der westlichen Welt mehr als 400 Zyklen mit Eisprung und Menstruation erlebt – so sie der Natur ihren Lauf lässt. Der brasilianische Gynäkologe Elsimar M. Coutinho war der Erste, der darauf hinwies, dass dies wohl eine eher unnatürliche Entwicklung ist. In seinem bis heute leider nicht ins Deutsche übersetzten Buch »Is Menstruation obsolete?« (Ist die Menstruation überflüssig?) beschreibt der Autor, dass in der Menschheitsgeschichte Frauen selten mehr als 200 Zyklen in ihrem gesamten Leben hatten. Denn früher verbrachten Frauen im gebärfähigen Alter einen Großteil ihrer Zeit damit, Kinder auszutragen, zu stillen oder großzuziehen. Sowohl in der Schwangerschaft als auch in der Stillzeit werden die ovariellen Zyklen unterdrückt.
Es kommt weder zu einem Eisprung noch zu einer Menstruation. Fünf bis sechs Kinder austragen und stillen heißt jedoch, die Zahl der Zyklen um die Hälfte zu verringern.
Jeder Eisprung eine Wunde
Ist das von Bedeutung? Wahrscheinlich schon. Nicht so sehr wegen des Blutverlustes bei einer Menstruation, der meist gut ausgeglichen wird. Aber jeder Eisprung führt zu einer kleinen Wunde am Eierstock, bei deren Heilung viele Entzündungsfaktoren freigesetzt werden. Solche niederschwelligen Entzündungsreaktionen stellen jedoch einen Risikofaktor für Krebserkrankungen dar. Das Risiko für einen Eierstockkrebs (die aggressivste unter den weiblichen Krebserkrankungen) steigt mit der Zahl der Eisprünge. Da ist es nicht ganz unerheblich, ob eine Frau 200 oder 400 Eisprünge im Leben hat.
Die Pille schafft Abhilfe
Heißt dies nun umgekehrt, dass sich durch die Unterdrückung des Eisprunges durch die Pille das Risiko für den Eierstockkrebs senken lässt? Genauso ist es. Frauen, die über zehn Jahre lang die Pille einnehmen, reduzieren damit ihr Risiko, an einem Eierstockkrebs zu erkranken, um mehr als die Hälfte. Die Pille zur Krebsprophylaxe – das ist für viele Frauen eine neue Überlegung.
Das PCO-Syndrom – immer noch wenig bekannt
Eine weitere häufige Ursache für unregelmäßige Regelblutungen ist das Syndrom der polyzystischen Ovarien (PCO-Syndrom, PCOS). Es ist relativ wenig bekannt, obwohl nach Schätzungen von Gynäkologenverbänden etwa fünf bis zehn Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter darunter leiden. Schon die Tatsache, dass die Schätzungen so stark schwanken, zeigt, dass die Diagnose nicht immer gleich richtig gestellt wird.
Die Eierstöcke weisen bei dieser Erkrankung ein charakteristisches Aussehen auf: Sie sind übersät von vielen kleinen Bläschen. Im Fachjargon spricht man von polyzystischen Ovarien. Dieses Erscheinungsbild geht einher mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Krankheitszeichen, und viele Aspekte dieses Syndroms sind noch nicht völlig aufgeklärt.
Sichtbare Veränderungen sind die Zysten an den Eierstöcken. Mithilfe des transvaginalen Ultraschalls (durch die Scheide) lassen sich die Eierstöcke mit den Zysten sehr genau darstellen. Die Abbildung zeigt das charakteristische Bild eines polyzystischen Ovars. Wie Perlen an der Kette liegen die kleinen Bläschen aneinandergereiht am inneren Rand des Eierstocks.
Es handelt sich dabei um fortgeschrittene Stadien jener Eibläschen, die winzig klein zu Tausenden in jedem Eierstock angelegt sind. Normalerweise reift in jedem Zyklus eines dieser Eibläschen heran. Dabei wird es bis zu 2,5 cm groß, springt dann etwain der Zyklusmitte und setzt damit die befruchtungsfähige Eizelle frei.
WISSEN
Wann sollten Sie an ein PCO-Syndrom denken?
unregelmäßige Zyklen, insbesondere längere
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