Das Frauen-Hormone-Buch
seriösen Form hat sie sich allerdings inzwischen als wichtiger Teil unseres Gesundheitswesens etabliert. Denn Altern ist erwiesenermaßen der Hauptrisikofaktor für fast all jene gesundheitlichen Probleme, die unser Schicksal im 21. Jahrhundert bestimmen. Ob Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Osteoporose oder Alzheimer-Demenz – je älter Sie werden, umso mehr sind Sie gefährdet, eine oder gar mehrere dieser Erkrankungen zu bekommen.
Altern – ein beeinflussbarer Prozess
Lange galt Altern als unabwendbares Schicksal. Doch inzwischen hat die Wissenschaft viele Erkenntnisse darüber gewonnen, wie und warum wir altern. Je besser ein Vorgang verstanden ist, umso eher sind wir auch in der Lage, ihn zu beeinflussen. Diese Grundregel gilt auch für den Alterungsprozess.
Wie viele Erkrankungen, so hat auch die »Krankheit Altern« nicht nur eine einzelne, sondern vielfältige Ursachen. Zu den inzwischen bekannten Alterungsfaktoren gehören zum Beispiel die »freien Radikalen«. Diese aggressiven Moleküle zeichnen sich dadurch aus, dass ihnen auf ihrer Elektronenhülle ein einzelnes Elektron fehlt. Das allein gebliebene Elektron setzt nun alles daran, sein Single-Dasein zu beenden. Dazu versucht es, das fehlende zweite Elektron aus einer anderen Verbindung zu reißen. Dadurch schädigt es die andere Verbindung, macht sie teilweise ihrerseits zu einem freien Radikal und verursacht somit in einer Art Dominoeffekt Schädigungen an Zellen und Geweben. In der Sprache der Chemie nennt man diese Elektronenübertragung Oxidation. Es ist der gleiche Prozess, der Eisen rosten und Fette ranzig werden lässt.
Als weiteren Alterungsprozess hat man vor allem in den letzten Jahren chronisch niederschwellige Entzündungsprozesse identifiziert. Die Fähigkeit, schädliche Keime im Rahmen eines akuten Entzündungsprozesses zu bekämpfen, ist wichtig für unsere Gesundheit. Oftmals ist sie sogar lebensrettend. Wenn Entzündungsreaktionen jedoch nicht abklingen, sondern chronisch auf einem niedrigen Niveau über Jahre hinweg anhalten, so wird dies zu einer Belastung für unseren Körper. Ähnlich wie die freien Radikale schädigen auch solche Entzündungsreaktionen unsere Gewebe und Organe.
Eine noch immer nicht ganz unumstrittene, gleichwohl sehr einflussreiche Alterungstheorie ist die sogenannte neuroendokrinologische Theorie. Sie sieht als entscheidenden Faktor für den Alterungsprozess das Absinken bestimmter Hormone. Auf einen kurzen Nenner gebracht, heißt dies: Nicht weil wir altern, sinken die Hormonspiegel ab, sondern weil die Hormone absinken, altern wir. Logischerweise lautet daher ihr Therapieansatz: Ersatz aller im Alter absinkenden Hormone und Wiederherstellung »jugendlicher« Hormonspiegel.
In den Abschnitten über die Wechseljahre (→ Seite 82 ) haben wir uns ausführlich mit der Frage beschäftigt, inwieweit der Ersatz von Östrogenen und Gestagenen klimakterische Beschwerden lindern kann. Der Ersatz dieser Hormone hat vielfältige vorbeugende Wirkungen auf fast alle wichtigen Organerkrankungen. Wenn es also ein »Antig-Aging-Königshormon« gibt, so ist es sicherlich das Östrogen. Aber daneben gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Botenstoffe, die ebenfalls als Jungbrunnenhormone gehandelt werden. Schauen wir uns im Folgenden die wichtigsten von ihnen, DHEA, Melatonin und das Wachstumshormon HGH, an.
DHEA – die Mutter aller Hormone
Dehydroepiandrosteron, abgekürzt DHEA, ist so etwas wie ein Anti-Aging-Modehormon. In den USA, wo es frei verkäuflich ist, wird es in Drogerien, Vitaminshops und über das Internet vertrieben. Millionen von Amerikanern schlucken DHEA unkontrolliert, weil sie sich davon verjüngende, leistungs- oder potenzsteigernde Effekte erwarten.
Vor einem solchen Missbrauch von Hormonen kann man nur warnen. Hormone sind keine harmlosen Nahrungsergänzungsmittel, die bei überhöhter Dosierung allenfalls einen besonders teuren Urin produzieren, ansonsten jedoch keinen Schaden anrichten. Ein Zuviel an Hormonen kann mindestens ebenso negative Folgen haben wie ein Zuwenig. Die wahllose Einnahme dieser Substanzen ohne vorherige Diagnostik widerspricht allen medizinischen Grundsätzen. Hormone werden ersetzt, wenn sie fehlen und dieser Mangel gesundheitliche Nachteile hat. Um diese festzustellen, brauchen Sie einen endokrinologisch versierten Arzt. Und nur dieser sollte auch hormonelle Therapien einleiten und überwachen. Das gilt auch für das scheinbar so harmlose DHEA.
WISSEN
Resveratrol – der
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