Das Frauen-Hormone-Buch
wie ein »Anti-Stress-Hormon« geben, so kommt das DHEA ihm sicherlich am nächsten. Und schließlich zeigen Untersuchungen an gesunden Hundertjährigen, dass hohe DHEA-Spiegel im Alter zu den »Biomarkern der Langlebigkeit« gehören.
Es spricht also vieles dafür, erniedrigte DHEA-Spiegel auszugleichen. Dabei muss aber immer wieder betont werden: Ausgleich bedeutet den Ersatz fehlender Hormone und nicht das künstliche Herbeiführen überhöhter Hormonspiegel. Das erste ist Anti-Aging, das zweite fällt unter die Kategorie Doping.
Melatonin – das Biorhythmushormon
Melatonin ist das Hormon der Zirbeldrüse, eines kleinen, zapfenförmigen Organs, das in unser Zwischenhirn ragt und vor allem biologische Rhythmen steuert. Melatonin ist in erster Linie für den Schlafwach-Rhythmus verantwortlich. Wie sehr der durcheinanderkommen kann, weiß jeder, der nach einigen Tagen Amerikaaufenthalt zurückkehrt und dann nachts um zwei hellwach im Bett sitzt, weil ihmseine innere Uhr sagt, dass es eigentlich erst später Nachmittag ist. Denn die Zirbeldrüse braucht zumeist einige Tage, bis sie ihre Melatoninausschüttung dem veränderten Tag-Nacht-Rhythmus wieder angepasst hat. So nimmt es auch nicht Wunder, dass die Einnahme von Melatonin lange Zeit ein Geheimtipp für Piloten, Flugbegleiterinnen und Vielflieger war, welche damit ihren Jetlag bekämpften.
Inzwischen hat auch die Anti-Aging-Medizin das Melatonin entdeckt. Melatonin gehört zu jenen Hormonen, deren Konzentration im Blut mit den Jahren deutlich abnimmt – vermutlich eine der Ursachen für die im höheren Lebensalter zunehmend auftretenden Schlafstörungen. Gleichzeitig gehört Melatonin auch zu den starken körpereigenen Radikalenfängern. Die Absenkung des Energieverbrauches bei gleichzeitiger Hemmung oxidativer Vorgänge im Körper macht Melatonin zu einer vielversprechenden Substanz im Kampf gegen den Alterungsprozess. Derartige Erkenntnisse führten dazu, dass Melatonin neben DHEA zu dem zweiten großen Modehormon wurde, zumal Mäuse bei Gabe von Melatonin tatsächlich länger lebten.
Nun ist bei Weitem nicht alles, was bei der Labormaus funktioniert, auch auf den Menschen übertragbar. Und nicht jede Studie hält einer ernsthaften wissenschaftlichen Überprüfung stand. Diese Einschränkung gilt auch für das »Foreveryoung«-Hormon Melatonin. Ob wir durch seine Einnahme länger leben, wissen wir noch nicht. Aber wenn es uns gelingt, damit besser zu schlafen, wäre das ja auch schon ein Fortschritt. Insbesondere für Menschen, die unter Schlafstörungen leiden, ist ein Behandlungsversuch mit Melatonin also durchaus sinnvoll.
Schwer zu messen
Hormone sollte man nicht einnehmen, ohne dass ihr Mangel zuvor auch nachgewiesen wurde. Dies gilt selbstverständlich auch für das Melatonin. Allerdings ist dessen Bestimmung im Blut wesentlich schwieriger als dies z.B. beim DHEA der Fall ist. Die Melatoninausschüttung unterliegt nämlich starken tageszeitlichen Schwankungen. Durch Lichteinfluss wird sie ebenfalls vermindert. Um wirklich aussagekräftige Werte zu bekommen, müsste daher die Blutabnahme am besten um zwei Uhr morgens in einem möglichst abgedunkelten Labor erfolgen – ein praktisch kaum lösbares Problem. Ein Kompromiss besteht im Nachweis des Melatonins im 24-Stunden-Sammelurin. Dabei lässt sich zumindest herausfinden, ob die Melatoninausschüttung insgesamt vermindert ist. Aussagen über die ebenfalls wichtigen tageszeitlichen Schwankungen erlaubt der Sammelurin jedoch nicht. Diese lassen sich jedoch durch die Bestimmung von Melatonin im Speichel nachweisen. Die von unterschiedlichen Labors angebotenen Speichelbestimmungen sind durchaus nicht für alle Hormone sinnvoll. Immer dann jedoch, wenn starke tageszeitliche Schwankungen vorliegen und die Bestimmung zu einem konkreten Zeitpunkt erfolgen sollte, bieten sie eine gute Alternative zur Blutabnahme. Ein Kaugummi kann man problemlos in deneigenen vier Wänden einspeicheln. Und zwar zu jeder Zeit, notfalls auch morgens um zwei.
WISSEN
Chronobiologie – im Einklang mit der inneren Uhr
Melatonin ist diejenige Substanz, die im Wesentlichen unsere inneren Rhythmen vorgibt. Nahezu alle Körperfunktionen unterliegen tageszeitlichen Schwankungen – und das meiste davon ist hormonell gesteuert. Morgens zwischen drei und vier Uhr ist unser Blutdruck am niedrigsten. Das macht diese Stunden nicht unbedingt zur besten Zeit, um Arbeiten zu verrichten, die eine hohe Konzentration erfordern. Am späten
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