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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Kroneck
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immer zwei Stunden heißen Sex, danach musste er zurück auf die Station. Ich war empört über die Arbeitsbedingungen der Assistenzärzte, die so wenig freie Zeit hatten, bis ich ihn eines Sonntags am Nachmittag mit einer Frau aus seiner Haustür kommen sah. Ich wollte ihm gerade einen Liebesbrief in den Kasten werfen. Vier Wochen wälzte ich mich mit dieser Demütigung bei meiner Therapeutin herum, die mir daraufhin empfahl, eine zweispaltige Liste zu erstellen: Erstens: »Was habe ich mit ihm?«, und zweitens: »Was habe ich ohne ihn?« Das holte mich zurück, denn ohne ihn hatte ich auf jeden Fall einen klaren Kopf, keine Lügen und ein geordnetes Leben. Das war doch um einiges mehr als ein bisschen Sex und wenig Schlaf.
    Ich hatte gerade die linke Seite begonnen: »Was habe ich mit meiner Honorarstelle!« – Geld und Brötchen –, als Mari in einem dicken Mercedes über den Schotterweg vorgefahren kam. Ich packte meine Sachen zusammen, legte Ruth die Nachricht, dass ich für ein paar Stunden weg sei, unter einen großen runden Stein, der auf dem Tisch lag, und ging zum Wagen:
    »Hallo, Mari!«
    »Das ist ein Mietwagen, wir haben ihn in Hannover genommen.«
    Ich wollte das nicht unbedingt wissen.
    »Fahren wir nach Nomburgshausen?«, fragte Mari.
    Ich zuckte mit den Schultern. Sie wollte doch irgendetwas von mir, also sollte sie auch den Ort bestimmen.
    Wir fuhren durch die schöne Wiesenlandschaft Eickdorfs nach Nomburgshausen und gingen in ein Café am Marktplatz. Es war tatsächlich gerade Markt, der Platz war voller Stände. Fast hätte man denken können, es sei irgendwo im Süden, denn alles wirkte ganz selbstverständlich. Ein ganz gewöhnlicher Wochenmarkt auf dem Land, ohne städtische Eile und städtische Bio-Nonchalance. Hier kauften ganz normale Menschen ein.
    Wir waren vielleicht nicht ganz so normal. Mari sah für mich jedenfalls außergewöhnlich und umwerfend aus. Sie trug eine weiß-ich-nicht-wie-farbene Hose und ein sanftes weißbeiges T-Shirt, aber bei ihr war das kein T-Shirt, sondern Garderobe. Es gibt solche Frauen. Sie können sich den letzten Lappen umhängen und sehen aus, als trügen sie Haute Couture.
    Wir setzten uns nach draußen. Mari schaute auf das Treiben auf dem Markt, als hätte sie sich nicht mit mir verabredet und schien nachzudenken. Ich stellte mich stur und wollte nicht zeigen, wie neugierig ich war, indem ich das Gespräch eröffnete. Mit mir sollte sie nicht so leichtes Spiel haben. Ich war auf Widerstand gebürstet.
    »Ich möchte nicht, dass Rudolf Schmerbusch Schwierigkeiten bekommt«, sagte sie dann und wandte sich mir zu. »Ich mag ihn sehr, und ich möchte das einfach nicht.« Als ich sie schweigend und verständnislos musterte, setzte sie fort: »Ich meine in seinem Dorf. Es ist ihm wichtig, was die Leute dort von ihm denken, seine Schwägerin Monika und sein Bruder Klaus. Das ist seine Familie.« Sie schaute mich an. »Ich möchte nicht, dass sie sich möglicherweise über ihn lustig machen. Obwohl es dazu keinen Grund gibt.«
    Ich verstand zwar immer noch nicht, aber ich blickte sie interessiert an. »Wie meinst du das?«, fragte ich, um sie weiterreden zu lassen.
    »Du weißt, dass ich noch mit einem anderen Mann zusammen bin. Ich möchte nicht, dass in Rudolfs Dorf das Gerücht herumgeht, seine junge Freundin würde ihn betrügen. Denn das ist nicht so.«
    Ich verstand ihre Besorgnis, war nun aber beleidigt, dass sie mir zutraute, ich würde im Dorf herumlaufen, um über irgendeinen älteren Herrn, den ich gar nicht kannte, anzügliche Geschichten zu erzählen. Sie musste mir das angesehen haben, denn sie fuhr fort: »Ich meine das gar nicht böse. Ich unterstelle niemandem, dass er sich das Maul zerreißen würde. Aber ich habe doch gesehen, wie interessiert gestern alle waren, als ich als Freundin von Dr. Rudolf Schmerbusch auf dem Fest war. Da wird aus einer ganz normalen Information, die du an deine Freundin weitergibst, irgendwann eine eigenartige Geschichte. Das meine ich.«
    Jetzt hatte ich verstanden. Sie fürchtete, dass ihr Doppelleben auffliegen würde, sollte ich Ruth irgendetwas erzählen, und die Geschichte mit Schmerbusch kompliziert werden könnte. Aber ich hatte mich geirrt.
    »Rudolf Schmerbusch weiß Bescheid. Es gehört zu unserer Abmachung. Aber ich möchte nicht, dass irgendwelche Leute, die das missverstehen würden, sich ihre falschen Gedanken dazu machen.«
    Nun war ich überrascht. Schmerbusch war also im Bilde. Ich sah

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