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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Kroneck
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Promotion im Dorf erklärt habe, dass ich niemandem helfen könne mit meinem Doktor, nicht mal mir selbst, fragt Monika bei jedem nach, der einen Doktortitel hat, und lässt sich nicht mehr aufs Glatteis führen.
    Wir unterhielten uns noch eine Weile. Mari und Schmerbusch wollten übers Wochenende bleiben und erst Montagnachmittag zurückfahren. Wohin wohl?, fragte ich mich, konnte das aber nicht offen sagen. Aus dem Gespräch jedenfalls ergab sich nicht, ob sie getrennt oder zusammen fahren würden. Zusammen wohnen taten sie ja wohl nicht. Er war ja in München! Schmerbusch leitete dort das Labor einer großen chemischen Forschungseinrichtung und schien das nicht schlecht honoriert zu bekommen. Ob Mari arbeitete, konnte ich nicht herausbekommen, obwohl ich angelegentlich fragte, ob sie sich Urlaub genommen habe, wenn sie erst Montag zurückführe. Aber Mari antwortete mir darauf einfach nicht.
    Ab und an sah ich über den kahlen Kopf von Schmerbusch hinweg auf den kahlen Kopf von Gerd, der aufmerksam alles verfolgte, was hier vorging. Ruth sprach immer noch mit Ernst Meier über dessen Unternehmen Freiersfüße und es schien mittlerweile noch lustiger geworden zu sein. Es war laut und fröhlich im Saal.
    Nach dem Gang zur Toilette möbelte ich mich vor dem Spiegel auf und kam gleichzeitig mit dem Nachtisch bei Gerd und Ruth an. Ernst zeigte gerade seine Schuhe und alle kreischten.
    »Zieh die Schuhe aus, zieh die Schuhe aus!«, forderte sein Nachbar. Mein strenger Blick hinderte Ernst daran, auch noch seine Socken auszuziehen, obwohl sein rechter Tischnachbar schon die Digitalkamera gezückt hatte, um einmal Freiersfüße zu fotografieren.
    Ruth hatte rote Wangen und eine schwere Zunge. »Na, wer ist die nun?« Sie sah mich böse an.
    »Sie heißt Mari Rosenberg und ist die Freundin von Dr. Rudolf Schmerbusch.« Ruth sagte gar nichts, kniff den Mund zusammen und schnaubte. Gerd stupste mich in die Seite und wollte Genaueres wissen. Ich setzte ihn ins Bild. Aber natürlich war Gerd damit nicht zufrieden. Er würde das, was auf dem Markt des Dorfklatsches ausgetauscht wurde, schon herausbekommen, da war ich mir sicher.
    Der zweite Teil des Festes setzte mit der Zweimannkapelle an Synthesizer und Gitarre ein. Die Nomburgshauser Swinger, in schwarzer Karusselbremserkleidung mit Glitzerlitzen an den Hosenbeinen, instruierten zuallererst die Gäste über das Tanz- und Trinkverfahren des Abends. Mit dem Schnee-Schnee-Schneewalzer wurde das Prozedere eingeleitet. Anschließend schob Klaus Monika im Kreis herum, umringt von den ersten Tanzwütigen. Mit ihrem engen Silberkleid war das ein bisschen schwer für sie, denn Klaus konnte den Dorfschieber nicht richtig ansetzen und so drehten sie auf der Stelle. Dann wurde die Tanzfläche für alle freigegeben und ich verlor die beiden aus dem Blick.
    »Tanzt du mit mir?«, fragte Gerd Ruth, die immer noch stumm vor sich hinguckte.
    Ruth antwortete nicht gleich. Gerd schaute schon mich an, als Ruth sich einen Ruck gab. »Ja, los!« Sie stand auf. »Das wird eine rauschende Ballnacht!« Sie balancierte nach hinten durch die Reihen, um auf die Tanzfläche zu kommen, die im rückwärtigen Bereich des Saales war.
    »Ich tanze nachher auch mit dir«, beruhigte Gerd mich.
    Die erste Runde Tanzen wurde ausgeläutet mit der Aufforderung »Jetzt nehmen die Herren die Damen auf die Schulter und reiten zur Theke«, begleitet vom neu betexteten Saufmarsch des Gefangenenchors, abgebunden mit dem einfallsreichen Text »Einer geht noch, einer geht noch rein!« Spätestens jetzt wurde klar, dass der Name der Band wirklich so schlüpfrig gemeint war, wie ich annahm, dass er sein sollte.
    Ruth wurde von Gerd nicht wieder an den Tisch geschoben, sondern zur Theke, und sie ließ sich dort einen roten Damenlikör einschenken, den sie sonst immer ablehnte. Noch stand sie. Aber sie stand neben Bruder Schmerbusch und sie stand neben Mari, die sie nicht gerade verhalten musterte.
    Mir war die Stimmung von Ruth nicht geheuer. Warum war sie plötzlich so bitter und schaute so verkniffen? Sie wusste ja nicht, dass Mari hier nicht mit dem einzigen Mittfünziger war, den sie kannte. Ich blieb neben Ernst sitzen und behielt die Sache im Auge. Ernst bot mir an, mit mir zu tanzen, aber ich hatte den Eindruck, dass er nicht mehr ganz sicher auf seinen Freiersfüßen stand und lehnte ab. Ich hörte lautes Lachen von der Theke und wurde nervös.
    Ruth stand mitten im Thekengemenge und trank, wie ich bemerkte, als ich

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