Das Frauenkomplott
Frau hatte die Nase voll gehabt von seinen dauernden Affären und dem Gehetze zwischen den Welten, seine Kinder waren groß. Sie hatte wieder angefangen zu studieren und war heute Französischlehrerin an einem privaten Gymnasium in Baden-Württemberg. Dass ihm seine Frau fehlte, dass er kaum Freunde hatte, war Herrn Weber erst richtig aufgegangen, als er über 50 war. Und weil Mari keine Lust hatte, ihre Karriere als Juristin für nichts in den Wind zu schreiben – denn sie konnte, wenn sie mit Adrian Weber unterwegs sein wollte, keine feste Stelle suchen –, hatten sie eine Art Rahmenvertrag geschlossen, der sowohl die finanzielle Seite als auch die Zeit, die sie mit ihm verbrachte, festschrieb.
»Nicht schlecht!« Ich wollte meine Neugier jetzt gar nicht mehr verstecken und wissen, wie denn nun Dr. Schmerbusch ins Bild passte.
Nach Maris Darstellung passte der sich gut ein. Denn es stellte sich nach eineinhalb Jahren heraus, dass trotz des Geldes, das sie von Weber für ihren Unterhalt bekam, die Abhängigkeit zu groß war. Denn es erschien ihr zu wenig Geld und sie war im Grunde dadurch in eine ähnliche Abhängigkeit wie eine Quasi-Ehefrau geraten. Das erläuterte sie Weber, der das – als kühler Rechner – verstand. Er konnte nicht erwarten, dass sich eine fast 30 Jahre jüngere Frau fest an ihn binden würde. Er sah vor allem seine eigenen Vorteile in dieser eindeutigen festen, aber nicht legalisierten Beziehung. Denn er hatte das, was er sich wünschte, Gegenwart, Zuwendung, intelligente Gespräche – Beisammensein. Er erkannte auch die Vorteile, die ihm diese Verbindung hinsichtlich ausbleibender Scheidungskosten brachte, die ja über kurz oder lang bei einer Ehe angestanden hätten. Er blieb frei und sie blieb auch frei. Als intelligenter Mann, der er war, erwartete er nicht jugendliche Romantik und Schwärmerei. Er wusste, dass er mit 56 nicht mehr zur ersten Wahl der jungen Frauen gehörte, allenfalls für schlichtere Geldschneiderinnen und Miezen, die er aber nicht wollte. Eine Frau wie Mari gehörte nicht zu den Frauen, die er ohne Aufwand – welcher Art auch immer – bekommen konnte.
Weber wollte Mari, zu ihren Bedingungen, und deshalb war er auch sofort damit einverstanden, dass er sie teilen müsse. Mari sagte ihm das rund heraus, und setzte ihn auch über den Dritten im Bunde ins Licht. Und für Rudolf Schmerbusch war die Sachlage von Anfang an klar und durchsichtig.
»Ich mache hin und wieder für diese Beratungsfirma immer noch Seminare. Zuletzt: ›Businesskleidung – das trägt man und das trägt man nicht!‹«
Rudolf Schmerbusch wollte an diesem Seminar teilnehmen und hatte sie schon vorher angerufen, ob er – er war ein bisschen nervös gewesen – als »Führungskraft« sich nicht blamieren würde, wenn er käme. Aber er hätte neulich in einer Zeitung gelesen, dass weiße Socken völlig unmöglich seien, und da sei ihm bewusst geworden, dass er, seit seine Mutter ihm die Sachen nicht mehr hinlegte, eigentlich keine Geschmacksberatung mehr gehabt habe. Denn Rudolf Schmerbusch war nie verheiratet gewesen. Als Chemiker war er in den ersten Jahren zu beschäftigt mit seiner Karriere, und als er Laborleiter geworden war, war er plötzlich Ende 40. Seine Kontaktanzeigen in der ZEIT – »Erfolgreicher, gut verdienender Akademiker in führender Position möchte endlich eine Familie gründen« – waren erfolglos verlaufen, nicht zuletzt, weil er für die Frauen, die für dieses Anliegen biologisch in Frage kamen, nicht mehr in Frage kam.
So wollte er sich jetzt in Sachen Business-Mode ein wenig auf Vordermann bringen und fragte daher vorher zaghaft bei der Seminarleitung an, von der er nachher – so verstand ich das jedenfalls – so hingerissen war, dass er anfing, ihr nachzustellen.
»Rudolf gefiel mir, er war in mancher Beziehung unbeholfen und brauchte Unterstützung, auf der anderen Seite aber war er sehr souverän – beruflich, meine ich. Und so habe ich mit ihm eine ähnliche Beziehung angefangen.«
»Du musst dich mir gegenüber nicht rechtfertigen.«
»Ich rechtfertige mich nicht, wie kommst du darauf?«
»Na, weil du betonst, dass er dir gefällt!«
Mari sah mich etwas kühl an, lächelte dann aber. »Mit ihm ist es ein wenig schwieriger. Er ist vielleicht ein wenig zu verliebt. Du scheinst ja zu wissen, wie das ist. Daher bin ich im Zweifel, ob ich das so weiterführen kann. Aber auf jeden Fall hat Rudolf Schmerbusch mit mir eine Partnerin, auf die er sich
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