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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Kroneck
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den Kopf reckte, schon wieder einen roten Damenlikör. Mari stand immer noch dort mit dem dicken Schmerbusch, denn der neugierige Gerd hatte seinen alten Grundschulkameraden in eine Unterhaltung gezwungen. Dr. Schmerbusch schien sehr aufgeräumt und genoss sichtlich die Aufmerksamkeit, die ihm und der schönen Mari zuteil wurde.
    Dass Gerd sich interessierte, verstand ich, weil er sich für alles interessierte, was er nicht kannte. Aber was wollte Ruth? Ich war eigentlich die Einzige von uns dreien, die ein belangloses Gespräch mit Mari hätte führen können, denn schließlich waren wir bereits bekannt.
    Ich pirschte mich also langsam zur Theke, als die Musik wieder einsetzte und nun zur Ehre des Silberpaares »Er gehört zu mir« von Marianne Rosenberg spielte. Klaus und Monika tanzten auch schon und sangen aus voller Kehle mit »… wie mein Name an der Tür«, und auch Schmerbusch führte Mari zum Tanz.
    Ich stellte mich neben Ruth: »Was ist denn los mit dir?«
    »Oh, wenn ich das sehe, wie sich eine junge Frau an so einen alten Kerl bindet, ergreift mich ein großes böses Gefühl, verstehst du das nicht?« Sie guckte mich düster an.
    »Du meinst, diese Mari bindet sich an Schmerbusch?«
    »Ja, das ist doch ein Jammer!«
    »Für wen?«
    »Sag mal, Karoline«, Ruth musste aufstoßen, »stellst du dich blöd?«
    »Nein, ich glaube nicht!« Mir war jetzt unbehaglich, Ruth hatte zu viel getrunken, ich wollte ihr nichts vom Weberknecht erzählen. Ich hatte ja auch keine Ahnung, was es mit dem auf sich hatte. Aber ich hatte eindeutig den Eindruck, dass Mari keine Frau war, die sich in Ketten legte.
    »Ich war auch 25, als ich mein Studium abgebrochen habe, und jetzt sitze ich in diesem Schlamassel«, Ruth musste wieder aufstoßen, »und kann nichts mehr ändern.« Sie hielt sich an der Theke fest und rief der Bedienung zu, sie wolle noch ein Ochsenblut.
    »Lass das eklige Zeug weg, du hast morgen so eine Birne!«, warnte ich sie.
    »Mir ist noch von gestern schlecht, schlechter kann mir gar nicht werden«, meinte Ruth und kippte den Likör in sich hinein.
    »Du hast also Mitleid mit ihr und fürchtest, sie würde dein Schicksal erleiden?«, fragte ich Ruth und nahm sie am Arm, denn sie wankte ein bisschen. »Oder nimmst du ihr übel, dass sie sich so einen alten Schmerbauch von über 55 Jahren ausgesucht hat?«
    Ruth sah mich an, hielt sich an meinem Arm fest und hickste. »Gar nicht so blöd, willst du das damit sagen?«
    »Ich sage gar nichts!« Also schwieg ich und blickte Schmerbusch und Mari entgegen, die von der Tanzfläche zurückkamen und an uns vorbeimussten, um wieder an ihre Plätze zu gelangen.
    »Haben Sie sich das auch gut überlegt?«, stoppte Ruth Mari mit schwerer Zunge, als die bei uns vorbeikam. Mari schaute Ruth freundlich und ein wenig verständnislos an. Ich zog Ruth am Arm und hielt sie fest und griente ein bisschen blöd.
    »Sie sollten sich das wirklich gut überlegen«, wiederholte Ruth ihre Warnung, »damit das Schicksal nicht zuschlägt!« Dabei stolperte sie ein wenig nach vorn und stützte sich an Schmerbuschs Oberkörper ab. Sie schaute ihn an, während sie weiterhin an seinem Bauch Halt suchte: »Das Schicksal vermeiden, wo man kann!«, insistierte Ruth und patschte ihm zur Bekräftigung noch zweimal auf die enge Weste.
    »Schön, so ein Dorffest, nicht?«, wandte ich mich an Schmerbusch und zog Ruth an der Schulter zu mir an die Seite.
    Mit einem Blick auf Ruth antwortete er. »Früher gab es eigentlich immer Schlägereien ab Mitternacht!«
    »Ja«, bestätigte Ruth, »weil zu viel Alkohol getrunken wurde.« Sie hatte jetzt einen Schluckauf und hielt sich an mir fest. Dann schaute sie auf Mari und schüttelte den Kopf: »Und Sie wissen genau, was Sie tun?«
    Mari lächelte freundlich und sagte klar und deutlich: »Doch, ich weiß, was ich tue.« Sie war stocknüchtern und wurde ein bisschen kühl. Bevor mich Ruth völlig kompromittieren würde, wollte ich mich reinwaschen, denn es sah ja alles so aus, als hätte ich ihr vom Weberknecht erzählt. Aber Ruth rettete mich, als sie nun mütterlich lallte.
    »Mein Kind! Denken Sie doch an Ihr Leben, an Ihre Zukunft. Geben Sie doch nicht Ihre eigenen Pläne auf für einen Mann«, und mit einem Blick auf Schmerbusch, Rudolf, »der auch nicht mehr …«, sie stockte und rollte mit den Augen, weil sie merkte, dass sie in der Falle steckte, »der auch schon die 40 überschritten hat.«
    Dr. Rudolf Schmerbuschs Gesicht überflog ein trauriger

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