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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Kroneck
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und Beate wollte gleichzeitig wissen, ob ich denn schon was Neues in Aussicht hätte für Oktober. Dann schwieg sie plötzlich und wartete auf eine Antwort von mir.
    »Ich mache mich selbstständig«, hörte ich mich sagen und sah mit »festem Blick« in die Runde. Jedenfalls hoffte ich das, denn ich hatte keine Lust, meine spontan entstandenen beruflichen Pläne weiter zu spezifizieren. Jerômes Desinteresse an meiner Zukunft ersparte mir die Peinlichkeit, etwas sagen zu müssen über etwas, das ich selbst noch nicht wusste. Mit einer legeren Bewegung winkte er das Durcheinander ab und mit dem Hinweis auf die Bedeutung der aktuellen Arbeiten und die knappe Zeit wollte er nun wieder zum Arbeitsthema kommen.
    »Ihr könnt eusch später in der Kaffeepause ja ausgiebisch unterrralten«, schlug er vor und fragte, ob alle ihre Korrekturen in die Korrekturabzüge des Kataloges eingetragen hätten. Ich und meine Zukunft waren von seiner Seite aus abgehakt.
    Den Rest der Sitzung verbrachte ich mit dem Gefühl innerer Leere. Immer und immer wieder hallte »Ich mache mich selbstständig« in mir nach. Und mit Verwunderung registrierte ich, dass die fest bestallten Kollegen und die verlängerte Praktikantin sich über diese von mir in Aussicht gestellte Selbstständigkeit nicht wunderten. Sie schienen das für möglich zu halten und vor allem schienen sie mir das zuzutrauen. Sie kehrten ohne weitere Umschweife zurück in die fachliche Diskussion, der ich nur noch am Rande folgen konnte, denn ich war damit beschäftigt, meine Selbstzweifel dem Bild, das ich nach außen vermittelte, gegenüberzustellen.
    Wer hatte recht? Ich entschied mich, das Thema meiner Therapiestunde noch einmal zu wechseln und mich nicht mit krypto-schwulen Konkurrenten, sondern mit mir selbst und meiner Zukunft zu befassen. Immerhin ein Anfang.
    »Willst du eine Galerie aufmachen?«, fragte Beate mich, als wir nach der Besprechung zu unseren Büros zurückgingen. Benjamin wollte sich gleich wieder ins Archiv verkrümeln, hatte immer noch keine Lust auf einen Kaffee mit mir. Von Verträgen über Beziehungen war ich im Moment weiter entfernt denn je zuvor. Aber auch mir selbst stand die Lust weder nach Kaffee noch nach Benjamin. Meine Regel hatte ihren Höhepunkt erreicht und von Kaffee auf Schmerztabletten kann ich nur abraten.
    »Ja, später.« Ich sah hinter Benjamin her, der gut gelaunt die Treppe zum Archiv hinunterhüpfte.
    »Dafür, dass er im Keller haust, sieht er nicht nur gut aus, sondern hat auch extrem gute Laune!«, versuchte ich das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.
    »Ja, Benjamin ist verliebt. Ich hab ihn gestern am Südstern gesehen, Hand in Hand mit seinem Freund.«
    Beate beäugte mich triumphierend. Ich hatte sie bis jetzt alle enttarnt, die Schwulen und Nicht-Schwulen. Ich galt Beate in der Hinsicht als Profi. Weit davon entfernt, wegen Beates Überführung meiner Fehleinschätzung gekränkt zu sein, war ich vor allem erleichtert. Das ausdauernde Desinteresse Benjamins hatte also wenigstens nicht an mir gelegen.
    Meine Laune besserte sich schlagartig. Ich war ihm regelrecht dankbar und er wurde mir noch sympathischer. Beate erzählte, wie sie die beiden begrüßt und Benjamin sie gebeten hatte, nichts im Museum zu erzählen.
    »Ich erzähle das natürlich niemandem. Obwohl das doch Unsinn ist heutzutage, damit hinterm Berg zu halten!«, fand Beate.
    Wir lachten und gingen in unsere Büros.
    *
    Zum Glück kam der Dienstag. Wie sehr ich mich auf diesen Termin gefreut hatte, merkte ich erst, als ich die Treppen zur Praxis hinaufging. Wenigstens ein Mensch in meinem Leben, der mir zuhörte, und dem es um mich ging. Allerdings zahlte ich dafür auch kräftig. Die Kasse hatte es Anfang dieses Jahres abgelehnt, sich weiter an meiner seelischen Gesundung zu beteiligen. Also nehme ich sie selbst in die Hand und zahle auch selbst. Umso wichtiger wird die teure Stunde und will gut genutzt sein.
    Martha Baum ist mein Fels in der Brandung. Sie ist Mitte 50 und sieht überhaupt nicht so aus, wie ich mir früher immer eine Therapeutin vorgestellt habe. Blond, mittelgroß ist sie, sieht gut aus und spricht in einfachen normalen und klaren Sätzen. Sie ist ein wenig herb, was mir entgegenkommt, und hat mich noch nie gefragt: »Wie fühlt sich das an?« Sie kann lachen und geht auch meinen Ärger ein Stück mit. Bis sie mir die Grenze zeigt.
    Die war heute erreicht, als ich es doch nicht lassen konnte, über Jerôme zu zetern.
    »Was wollen

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