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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Kroneck
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dafür vorgesehen ist. Es lag mit anderen Dingen wie Kugelschreibern, Lippenstiften und zwei Haarspangen aus Horn zwischen einer geplatzten Tüte Werthers Echte im Bodensatz meines Rucksacks. Als ich es endlich rausgefischt hatte, sah ich den Gockelhintern die Treppe zum Museum heraufhüpfen und das stumme Display meines Handys. Ein Anruf in Abwesenheit. Der Anrufer hatte aufgelegt. Die Nummer in der Liste war mir unbekannt. 5er Vorwahl. Ich grübelte – und meine Neugier siegte. Hannover – oder Hildesheim. Möglicherweise wollte das Wilhelm-Busch-Museum etwas von mir? Hatte ich da mal meine Handy-Nummer hinterlassen? Eigentlich gebe ich die nicht weiter. Wer was von mir will, muss mich zu Hause anrufen.
    Ich wählte die Nummer.
    »Hansen.«
    »Friedbert?« Ich war so verblüfft, dass ich nicht auflegte. Er hätte ja an der Rufkennung ohnehin gemerkt, dass ich ihn zurückgerufen hatte.
    »Ja, ich bin’s. Karoline, ich möchte dich gern treffen!«
    »Du hast sie wohl nicht alle! Weshalb sollte ich mich mit dir treffen?«
    Friedbert räusperte sich, als ob ihm etwas peinlich sei, was nicht sein konnte. Friedbert war noch nie etwas peinlich gewesen. Noch nicht einmal, mich anzurufen. Mir wurde bewusst, dass er das auch noch nie getan hatte in den fast 20 Jahren, die er mit Ruth verheiratet gewesen war. Weshalb hätte er auch? Es gab keinen Grund. Und heute konnte es erst recht keinen halbwegs ehrenwerten Grund geben. Mir dessen bewusst, wurde ich bösartig neugierig.
    »Hä?«, fragte ich deshalb abermals nach.
    »Ach, weißt du, es ist doch etwas falsch gelaufen in der Geschichte mit Ruth – jetzt zuletzt, du weißt …«
    Was hatte dieser naturfiese Typ vor? Ich schwieg laut, wartete und drückte ihn, nun erst recht auf halb acht, nicht weg.
    »Ich möchte noch einmal mit dir sprechen!«
    »Wieso? Worüber?«
    »Ich möchte nicht, dass die Geschichte so unschön endet. Ich …«
    »Dass diese Geschichte, wie du das nennst, so hässlich, wie ich das nenne, geendet hat, das lag ja nun an dir.«
    »Ich möchte dir das gern in einem Gespräch erklären.«
    Was wollte er von mir? Erklären konnte er mir nichts. Mir war schon alles klar. Ich war Friedbert gegenüber von unerbittlicher Überheblichkeit, da würde er mir nichts, aber auch gar nichts erklären können. Das Einzige, was meine Sicht auf Friedbert ändern würde, wäre, wenn er Ruth das geben würde, was ihr zustand. Also Geld.
    Aber was er im Schilde führte, machte mich hochgradig neugierig. »Um was geht’s?«, fragte ich deshalb.
    »Wirklich, Karoline, lass uns das nicht am Telefon besprechen. Was hältst du von Mittwoch oder Donnerstag … bei Sarah Wiener. Gegen 18.00 Uhr. Ich lad dich zum kleinen Imbiss ein!«
    Das war ja wohl das Mindeste, wenn er schon wollte, dass ich mich mit ihm zusammensetzen sollte. Aber wieso trieb sich Friedbert in Berlin herum, überlegte ich, aber Friedbert klärte das ungefragt auf.
    »Ich bin mit Rosa verabredet, sie hat einen günstigen Flug von Salamanca nach Berlin bekommen. Deshalb bin ich in Berlin, und ich dachte, ich könnte dich – wo ich doch sowieso schon komme –, ich könnte das mit einem Treffen mit dir verbinden.«
    Er tat ja gerade so, als wenn wir uns immer dann, wenn er gerade mal Zeit hatte, verabreden würden. Das Interesse Friedberts an seinen Kindern war ungewöhnlich, aber vielleicht fürchtete er auch nur, als alter Mann verlassen und mit Krätze irgendwo zu enden, und wollte dem entgegenwirken, indem er beizeiten seine Kinder an sich band. Genug Geld hatte er ja.
    Die süße Rosa studierte in Salamanca. Nachdem sie in der elften Klasse ein Austauschjahr in Spanien verbracht hatte, wollte sie unbedingt auch dort studieren. Seit einem Jahr wohnte sie in Salamanca und studierte Kunstgeschichte und Spanische Literatur. Ich freute mich darüber, dass die kleine Rosa, die so zierlich war wie ihre Mutter, in meine Fußstapfen treten und einfach etwas lernen wollte, von dem sie nicht würde leben können und was ihr nicht unbedingt ein sicheres Einkommen versprach. Rosa hatte eine gewisse Kompromisslosigkeit und ich war mir eigenartigerweise ziemlich sicher, dass sie es schaffen würde, ohne zu heiraten. Wie hatte Friedbert sie dazu gebracht, mitten in den spanischen Semesterklausuren Ende Juni zu ihm zu kommen?
    Genug Fragen, die mich dazu brachten, mich mit ihm für Donnerstag zu verabreden. Ich wusste nicht genau, was dabei herauskommen sollte. Aber irgendwie hatte mich gestern schon im Zug, als ich

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