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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Kroneck
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gab es zwei Wohnungen, eine mit Terrasse, über die ebenfalls ein Zugang zu einem separaten Gartenstück führte. Auch die Wohnung der dritten Partei, etwas kleiner, befand sich im ersten Stock und hatte auf einem Vorbau einen kleinen Balkon.
    Die Wohnung, in der wir standen, lag im zweiten Stock, dem obersten, von der Grundfläche etwas kleiner als die unteren, da hier die Balkon- und Dachterrassenflächen, die zur ersten Etage gehörten, natürlich nicht überbaut waren. Trotzdem war es eine große Wohnung, die von außen ein bisschen die Anmutung eines Schlösschens hatte.
    Die schöne Mari stand inmitten des hellen riesigen Raums, die Sonne durchflutete alles und ich setzte ihr im Geiste gerade ein spitzes Burgfräulein-Hütchen auf, an der Spitze verziert mit Tüll. So wie sie sich freute, und das beruhigte mich etwas, hatte auch sie etwas Kindliches. Sie war also doch nicht nur cool und überlegt und so viel erwachsener, als ich es je werden würde.
    Ich betrachtete sie und wurde mir nun gerade deshalb, weil sie so unschuldig und jung aussah, unsicher, ob ich ihr das mit Friedbert beibiegen könnte. Aber sie müsste ja nicht unbedingt erfahren, dass ich für die Adresse Geld genommen hätte.
    »Warum willst du denn das Dachgeschoss überhaupt dazunehmen?«, fragte ich, um erst einmal für mich Zeit zu gewinnen. »Die Wohnung ist doch groß genug – für eine Person!«
    Sie forderte mich auf mitzukommen. Wir gingen ins Treppenhaus und von dort auf den Boden. Der Staub wirbelte im Dachgebälk und das Holz schimmerte rötlich braun. Wir gingen an den Sparren entlang und schauten durch ein kleines bleigefasstes Dachfenster. Das Dach war ein wenig höher als die Häuser der unmittelbaren Nachbarschaft, und es bot sich ein freier Blick über die Dächerlandschaft Lichterfeldes. Mari lächelte und machte eine ausladende Bewegung mit der rechten Hand, als zeigte sie über ihre Besitztümer.
    »Schön, nicht?«
    Das war es in der Tat. Die Häuser, die vor uns lagen, waren adrett und lagen ruhig in der Sonne, der Himmel war klar und blau mit einigen Schönwetterwolken. Es war Sonntag und so klang auch die Luft. Sie surrte nach Sommer und schien bewegungsloser als an einem Montag. Der Geräuschpegel der Stadt stand auf Sonntag, das Rauschen der Autos war entfernter und gedämpfter als an anderen Tagen. Und die Kinderstimmen, die von unten aus dem Garten zu uns hochdrangen, erinnerten ein bisschen an Badeanstaltgequietsche. Auch der Boden selbst mit seinem alten Eichengebälk war schön. Beste Zimmermannsarbeit, schoss es mir durch den Kopf.
    Soweit wir das beurteilen konnten, war der Dachstuhl in Ordnung – und was unsere Fantasie anbelangte, hervorragend geeignet für einen zusätzlichen Raum, der über eine Treppe vom zweiten Wohnraum aus zu begehen sein könnte.
    »Ich wollte immer schon eine Wohnung haben, die zusätzliche Räume hat, wo man sie nicht vermutet!«, sagte Mari, als wir wieder gemeinsam an der Fensterbank im großen Wohnzimmer standen und nach unten in den Garten guckten, wo zwei etwa dreijährige Kinder in einem Plastikplanschbecken hockten und mit den Händen auf das wenige Wasser schlugen. Die Mütter saßen daneben auf Gartenstühlen und unterhielten sich. Die blonde Frau – sie wohnte, wie Mari mir mitteilte, mit ihrem Mann im Erdgeschoss – schien schwanger zu sein.
    »Ja«, ich wandte mich ihr zu, »ich träume auch manchmal davon, dass in meiner bekannten Umgebung plötzlich Türen sind, die in unbekannte und aufregende Gelasse führen.«
    »Du hast auch solche Träume?« Sie schien erstaunt. Und ich hatte endlich seit gestern Abend zum ersten Mal wieder das Gefühl von ein wenig Sicherheit. Sie war erstaunt und ich war wissend. Es war an mir, mich endlich wieder mütterlich zu fühlen.
    »Das haben viele Menschen!«
    Mit Martha Bauer hatte ich oft über meine Riesenwohnungen gesprochen. Häufig hatte ich davon geträumt, dass in der ersten Einzimmerwohnung, in der ich in Berlin gewohnt hatte, eine kleine Klappe im Kniestock in einen weiteren großen Raum führte und dass die großen Altbauräume in meiner ersten Wohngemeinschaft am Ende des Flures hinter einer weißen Tür in Flügel des Nebenhauses führten, die sich über unüberschaubare Gänge und Treppen in die Unendlichkeit zogen. Auch in der letzten Nacht war ich erneut in diesen Gängen unterwegs gewesen.
    »Ich bin eher pragmatisch: Ich möchte diese Wohnung haben!« Mari lächelte mich ein wenig spöttisch an, und schon wieder

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