Das Frauenkomplott
sollte, war unsicher, aber nun saß ich hier und sprach mit einem gut gekleideten Adrian Weber, denn der wollte Kunst kaufen.
»Hallo, Karoline, ich bin auf dem Weg nach München und komme erst in 10 Tagen wieder. Ich habe Adrian deine Nummer gegeben. Er ist zwei Tage auf irgendeiner Tagung im Wirtschaftsministerium in Berlin. Er will deinen fachlichen Rat in Sachen Kunst und wird sich bei dir melden.« Die Nachricht hatte ich vorvorgestern Abend, am Mittwoch, nachdem ich von einem kleinen Abendessen im Garten bei Benjamin und Kurt zurückgeradelt war, auf dem Anrufbeantworter vorgefunden. Ja, so schnell kann sich auch bei anderen etwas verändern und plötzlich legt das Leben ein ganz anderes Tempo vor: Benjamin und seine Flamme Kurt waren Hals über Kopf zusammengezogen und hatten ein paar Leute zur Einweihungsfeier in Kleinmachnow eingeladen. Und weil mir der Weg von der S-Bahn zu ihrem Haus zu weit war, hatte ich das vor Jahren eingekellerte Fahrrad reaktiviert. Seit drei Tagen fuhr ich also wieder Rad und fühlte mich schon viel drahtiger. Auch etwas Neues in meinem Leben.
Neu war auch, dass ich nicht mehr ans Telefon ging, weil ich immer fürchtete, Friedbert wollte möglicherweise die Adresse von mir wissen, bevor ich mit Ruth gesprochen hatte. Aber er hinterließ mir nur am Montag die Nachricht auf dem AB, er würde sich gelegentlich melden, was mich wunderte. Immerhin hatte er nur eine Handynummer.
Der Mittwoch brachte aber noch eine andere Überraschung.
Ruth fand es nämlich völlig in Ordnung, dass sie die 10.000 Euro auf ihrem Konto hatte. Ich druckste herum, als ich sie anrief. Ich hatte den Anruf vor mir hergeschoben und darauf gehofft, dass Ruth nicht zur Bank ginge. Und als es raus war, dass sie bitte prüfen solle, ob das Geld von Friedbert bei ihr eingegangen war, hielt sie mich erst für übergeschnappt.
»Wieso sollte Friedbert mir denn 10.000 Euro überweisen?«
»Weil er spitz ist auf Mari, die Freundin von Schmerbusch, das ist der moppelige Chemiker aus München, du weißt schon, der von der Silberhochzeit.«
Ruth wusste noch und ließ sich von mir erzählen. Irgendwann meinte sie nur lakonisch: »Jetzt finanziert sich dieses Aas schon seine Liebschaften mit meinem Geld.« Sie fand es aber höchst abgebrüht von mir, das Wort benutzte sie, dass ich Friedbert so am Zipfel erwischt hätte.
»Immerhin könnte ich mir jetzt den gebrauchten Hybridwagen von Toyota zulegen.« Gerd Bodenstedts Angebot habe sie schon abgelehnt und hatte eigentlich am nächsten Tag zur Bank gehen wollen, um über eine Finanzierung zu sprechen. Sie war regelrecht aufgekratzt, dass sich das Problem mit ihrem Auto so einfach gelöst hatte. »Nicht schlecht. Vielleicht kannst du ihm ja noch mehr aus den Rippen leiern? Ich würde ganz gern meine Terrasse vor der Dielentür neu pflastern.«
Ich lachte und war erleichtert, dass falscher Stolz sie nicht zu dummen Handlungen hinriss. Auch hier schien sich etwas zu ändern. Meine Einschätzungen von Menschen, mit denen ich immer schnell bei der Hand bin, schienen sich doch häufig bei näherem Hinsehen nicht zu bewahrheiten. Ruth jedenfalls zeigte ganz neue Seiten und war nicht – oder nicht mehr – so zart, sanft und lebensuntüchtig und nachsichtig, wie ich es ihr immer unterstellt hatte.
Wir alberten noch ein bisschen herum und Ruth schlug vor, ich könnte Mari ja sozusagen häppchenweise an Friedbert verfüttern.
»Wenn eine Frau sich nicht verfüttern lässt, dann ist das Mari«, stellte ich die Sachlage klar.
Aber irgendwie gefiel mir der Grundgedanke. Allerdings sollte es dabei nicht nur um Häppchen gehen. Mit diesen Überlegungen ging ich am Mittwochabend ins Bett und träumte erneut von einer Wohnung, die einen ganz tiefen Keller hatte, in deren Gängen ich mich verlief, weil ich meinen Verfolger nicht schnell genug loswurde.
*
Zwei Tage, nachdem ich Maris Nachricht auf dem Anrufbeantworter hatte, rief mich also ihr Weber an und wir verabredeten uns für Freitag in der Tadschikischen Teestube im Palais am Festungsgraben. Zum einen war das für mich nach dem Museum nicht zu weit und zum anderen wollte ich mich mit ihm dort, da er ja meinen Rat in Sachen Kunst wollte, in Ruhe ein bisschen unterhalten. Außerdem hatte ich sehen wollen, wie er sich auf den niedrigen Sitzkissen des Cafés anstellte.
Wahrscheinlich machte er eine bessere Figur als ich, denn er legte seine langen Weberknechtbeine mit Leichtigkeit übereinander und hockte dort im falschen
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