Das Frauenkomplott
verwirren. Ehrlich gesagt, hatte ich überlegt, mit Manuel eine ähnliche Beziehung aufzubauen. Wir haben uns ein Jahr lang ab und an getroffen und geredet, aber … ich bin nicht sein Typ.«
Ich guckte sie ungläubig an.
»Ehrlich, er mag mich, aber er war nicht verrückt nach mir.«
Das schlug mir wie ein Faustschlag von innen durch den Magen unter den Kinnladen. Ich versuchte, eine unbeteiligte Stimme aus mir herauszukramen, aber bevor ich fündig wurde, fuhr Mari freundlich lächelnd fort.
»Wir haben uns wegen einer Eigentumswohnung getroffen. Ich überlege nämlich, eine Wohnung zu kaufen in einer Villa in Lichterfelde, die ich in das Dachgeschoss hinein erweitern kann. Er soll für mich den Dachstuhl begutachten und mir eine Vorstellung davon vermitteln, welche Kosten da auf mich zukommen würden.«
Ob das eine gute Wendung für mich war, war mir an dem Abend nicht klar. Aber ich war froh, dass auch eine Frau wie Mari nicht jeden Mann bekommt, nach dem sie ihre schlanken Finger ausstreckt.
Wir gingen gemeinsam bis zum U-Bahnhof Kottbusser Tor. Sie nahm sich ein Taxi und ich hatte noch eine halbe Stunde in der U-Bahn, um vor mich hinzudösen.
9. Kapitel
Rosa war, nachdem sie sich mit ihrem Vater getroffen hatte, mit dem Zug zu ihrer Mutter gefahren. Dort verbrachte sie das ganze Wochenende. Mich erleichterte das, denn ich machte mir Sorgen um Ruth. Sie war zwar weniger aufgebracht, als sie mich letzten Sonntag mit Gerds Wagen zum Bahnhof gebracht hatte, aber sie trug ja ohnehin – um abermals meine Tante Hedwig zu bemühen – das Herz nicht auf der Zunge. Dass ihre Tochter Rosa, die äußerlich so viel von ihr hatte, aber anders als ihre Mutter mit einer gesunden Portion Pragmatismus gesegnet war, nun bei ihr war, tat meiner Cousine bestimmt gut.
Im Grunde hatte ich teil an ihrem Wochenende. Den halben Samstagabend hing ich, die Füße auf meinem kleinen Klapptisch, auf dem Balkon und telefonierte mit Ruth. Aus dem Off hörte ich von Zeit zu Zeit Rosa, die die Beiträge ihrer Mutter kommentierte.
Ruths Auto war in der Werkstatt und sie dachte darüber nach, ob sie sich ein neues Auto kaufen sollte, denn ihre alte Kiste war hin, ein Totalschaden. Sie wollte sich bis Montag überlegen, wie sie das am besten finanzieren könnte. Gerd hatte angeboten, ihr mit 5.000 Euro unter die Arme zu greifen. »Aber ich weiß nicht, Gerd trinkt schon jeden Nachmittag bei mir Kaffee. Ja, er bringt immer Bienenstich mit, aber ich weiß nicht, ob er anschließend nicht auch mit mir Fernsehen gucken will!«
Gerd sei doch ein netter Kerl, rief Rosa von drinnen von der Spüle her, sie klapperte mit irgendwelchen Tellern und schien das Essen vorzubereiten.
Ruth saß draußen und ich saß draußen. Als ich merkte, dass Rosa nicht mehr direkt in Hörweite war, fragte ich sie, ob Rosa wenigstens gerecht von Friedbert behandelt worden sei. Das sei sie, versicherte meine Cousine. Aber Rosa sei die ganze Sache irgendwie unangenehm, weil sie fürchte, dass Ruth ihr böse sei.
»Das bin ich natürlich nicht. Friedbert ist ihr Vater. Auch wenn er das spät entdeckt und sich mit meinem Geld bei ihnen lieb Kind macht.« Sie klang nicht bitter, sondern eher resigniert. »Auch Tobias hat sich erst total geziert, aber ich war doch schon glücklich, dass Friedbert das überhaupt tut. Ich verlange doch nicht, dass meine Kinder keinen Kontakt zu ihrem missratenen Vater haben.«
Tobias war erleichtert nach Hamburg zurückgefahren und sie hatten am letzten Sonntag noch lange gefrühstückt, als ich schon längst weg war. »Es ging plötzlich hoppladihopp. Du kennst ja Tobi. Einen Pullover hat er vergessen und sein Lieblings-T-Shirt. Und heute habe ich beim Putzen unter dem Schreibtisch einen Schlüssel gefunden. Seiner war es wohl nicht.«
Tobi hatte sich nämlich nicht gemeldet und offenbar nicht – wie so oft schon – vor seiner WG-Tür gestanden und seinen Schlüssel gesucht. Meist ließen ihn seine Mitbewohner rein, die er irgendwo auftrieb. Ruth hatte ihn auf seinem Handy bis jetzt nicht erreicht, es war ausgestellt, meinte Ruth – oder verloren, mutmaßte Rosa, die sich nun wieder von hinten aus der Küchenzeile einmischte. Die organisierte Rosa machte sich über ihren verschusselten Bruder lustig, er würde noch einmal ohne Hosen auf die Straße laufen.
Da klopfte es an auf meinem Telefon. Ich hasse das, bin aber bis jetzt noch nicht in der Lage gewesen, diese Funktion auszustellen. Also verabschiedete ich mich von Ruth –
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