Das Frauenkomplott
Mindhoff sich mit seinen drei Sternen niedergelassen hatte: in der Nähe von Großbeeren, dem Bild nach zu urteilen auch auf einem kleinen Gut.
»Gut – und schön!« Ich sah dem tanzenden Kellner nach und fragte Schmerbusch, der sich ja wohl schon informiert hatte, wie das Event vor allem in Hinblick auf die Verpflegung weitergehen sollte und wann Mindhoff denn auftischen wolle. Schmerbusch schien sich über mich zu amüsieren und erklärte mir, dass es diverse kleine Speisen gäbe, im Grunde eine Reihe lauter »Amuse-Gueules«, die im Laufe des Abends serviert werden würden.
»Aha, hier laufen gleich diese schönen Menschen herum und füttern uns mit kleinen feinen Leckereien?«, fragte ich.
Schmerbusch nickte verschmitzt, leckte sich die Lippen und strahlte Mari an. Er hatte sich seinen Bauch sicher nicht mit Currywurst und Kantinenessen zugelegt. Das ging auch mit Sterneküche.
Beate kam über den Kiesweg auf uns zu. Mari, Schmerbusch und ich hatten uns, gleich nachdem wir eingetroffen waren, an dieses Rankgestell in einiger Entfernung von der ausladenden Terrasse postiert, während Beate gleich auf die Terrasse gegangen war, um sich umzusehen, wie denn die Rittersleute von heute leben. Natürlich kam hier nicht jeder rein. Am schmiedeeisernen Parktor, das wir mit Schmerbuschs dickem Leih-Mercedes passierten, hatte uns eine »ganz reizende junge Dame«, wie Tante Hedwig sagen würde, einen Parkplatz zugewiesen und ohne Nachdruck, eher im Nebensatz, nach unserer Einladung gefragt, die sie mit entzückendem Lächeln mit ihrer Liste abglich. Etwas Gutes hatte die Anwesenheit von Schmerbusch. Wir saßen in einem dem Anlass angemessenen, unauffälligen Wagen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln hätten wir es eh nicht geschafft, hierherzukommen, und mit dem Peugeot 206 von Beate wären wir zumindest der reizenden Hostess extrem aufgefallen.
Beate gesellte sich wieder zu uns und zupfte mich aufgeregt am Arm. »Herr und Frau von Mautzenbach sind im großen Sommersalon und empfangen dort die Gäste. Los komm, Karoline, du musst wenigstens sagen, dass du hier bist.«
Ob die von Mautzenbach das interessieren würde, bezweifelte ich. Aber da es nicht so aussah, als ob Schmerbusch Maris Hand so bald wieder loslassen wollte, ging ich mit. Die beiden folgten Beate und mir Arm in Arm.
Da hatte dieses Lotterweib doch tatsächlich Friedbert, diesen Simpel, in Hannover besucht. War sie dort über Nacht geblieben? Ich wartete tagelang darauf, dass er mich anruft, um von mir ihre Adresse zu bekommen, und bin fast zerknirscht über das, was ich da angestellt habe, da ist Mari schon lange mit ihm unterwegs. ›Er ist nicht mein Typ‹, das klang mir noch in den Ohren. Schmerbusch konnte sie ja offenbar leiden, der war ja auch ganz rührend in seiner Begeisterung für Mari. Aber Friedbert hatte nun wirklich nichts, was eine Frau begeistern konnte. Außer Geld.
»Ja, es ist das Geld!«, deklamierte ich laut.
»Ja, eine Menge, das sag ich dir!«
»Hmm?«, fragte ich Beate, die vor mir herlief.
»Eine Menge Geld – mein ich, schau dich doch mal um!« Sie wies auf eine schöne fette Henry-Moore- Bronze, die wie hingegossen auf dem kurz gehaltenen Grün lag.
»Hm«, antwortete ich erneut, obwohl meine Gedanken in eine andere Richtung unterwegs waren.
»Die von Mautzenbach sind nicht nur reich, sondern richtig reich!«
»Was ist denn richtig reich?« Ich musste Beate am Blusenzipfel greifen, denn sie wollte schon wieder weiterhüpfen. Sie blieb stehen, sah mich verschwörerisch an und senkte die Stimme, denn in unserem Rücken stand eine nonchalante Herren-Dreiergruppe in hellen Sommeranzügen. Sie hielten ihre Champagnergläser fest und strahlten sich gegenseitig an, weil sie so klasse ausschauten.
»Im Frühjahr war ich im Schloss Mautzenbach am Niederrhein!«, sagte ein Mittvierziger, der einen perfekt geschnittenen hellblauen Schlafanzug trug. »Unglaublich beeindruckend!«
»Oh!«, lachte sein Gegenüber mit einer zurückhaltenden Mischung aus Anerkennung und Misstrauen.
»Der Hauptsitz der von Mautzenbach. Dort hat er seine Sammlung frühes 20. Jahrhundert – einige herausragende Arbeiten von Matisse …«
Anerkennendes Nicken, verhaltene Zustimmung. War der im Schlafanzug wirklich am Niederrhein gewesen, oder hatte er das aus dem Internet? Die gleiche Frage schien sich der Dritte zu stellen, der etwas beiläufig an seinen Fingern pulte. Denn dass von Mautzenbach eine große und vor allem wertvolle Sammlung von Öl-
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