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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Kroneck
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Termine im Bundesamt für Materialprüfung hinter sich. Dr. Schmerbusch war ebenfalls angetan von der Aussicht, beim Landadel zu Gast zu sein und wollte uns nach seinem Termin am Sonnabend – diese Leute arbeiten einfach immer – mit seiner Leihkarosse die 40 Kilometer Richtung Werneuchen fahren. Er schaute Mari begeistert an und die freute sich, denn so könnte sie Rudolf auch einmal was vom Leben im Umland der Metropole zeigen. Beate hüpfte um die beiden herum und fand das toll, sie würde sich um die Anmeldung für uns drei kümmern und vertrat vehement die Ansicht, dass, wenn hier jemand auf jeden Fall hinmüsse, dann ja wohl ich – wenn du dich doch selbstständig machst – und sie wollte deshalb eigentlich die Fahrradtour absagen. Denn schließlich müsse man sich auf solch ein Event beim Adel angemessen vorbereiten und sollte sich nicht verzetteln, gab Beate zu bedenken.
    Ich hätte auf diese schweißtreibende Fahrradtour verzichten sollen, wenn ich mich schon breitschlagen ließ, zum Landadel mitzukommen. Aber ich hatte mich stur gestellt, weil ich mich selbst zu diesem Ausflug hatte durchringen müssen, und aus übereifriger Prinzipienreiterei darauf bestanden. Wenn ich mich über mich selbst ärgere, werde ich verbockt.
    Nun war ich ziemlich erschöpft, hatte an die 20 Kilometer in den Beinen und stand hier herum. Unauffällig und gelangweilt. Alles, was in Berlin übrig geblieben war in diesem Sommer und sich für das, was Kunst war und werden sollte, interessierte, schien sich hier zu versammeln.
    Ich fühlte mich fehl am Platz.
    »Ich war gestern in Hannover.« Mari stand vor einem schmiedeeisernen Rosenbogen, ein Bein mit ihren Ballerinaschühchen angewinkelt und dagegengestützt, um das elfenbeinfarbene Seidenkleid nicht zu beflecken. Sie schaute Rudolf Schmerbusch hinterher, der sich für seine Körperfülle geradezu elegant den Weg durch vereinzelt stehende Menschengruppen suchte. Er war von ihr losgeschickt worden, Wein für uns zu besorgen. Dann sah sie mich an und wartete auf meine Reaktion.
    »Ja und?«, antwortete ich nur und zuckte mit den Schultern. Mari war permanent unterwegs, warum sollte sie nicht auch einmal in Hannover gewesen sein. Sie zog ihre linke Braue hoch und grinste mich an, und es schien mir, als schüttelte sie leicht den Kopf.
    Das Wetter hatte sich gehalten. Wir standen in der französischen Gartenanlage des kleinen Schlosses derer von Mautzenbach. Hinter uns lag der gelb verputzte zweigeschossige Bau mit übergiebeltem Mittelrisalit, davor eine ausladende Terrasse, von der eine breite dreistufige Freitreppe in den Garten führte, in dessen Zentrum eine rechteckige Brunnenanlage den Blick über den breiten Mittelweg weiterzog, der sich in einigen Hundert Metern in einen englischen Landschaftspark verlor. Die Bäume schützten das Anwesen vor den Blicken derer, für die es nicht gedacht war.
    Ich tat gelangweilt und schaute auf Dr. Schmerbusch, der sich uns strahlend näherte, gefolgt von einem schwarz gekleideten Tänzer, den man für den Service engagiert hatte und der ein Tablett voller Champagnergläser in unsere Richtung balancierte.
    »So, gnädige Frau waren also in Hannover!«, flüsterte ich zu Mari an meiner Seite, lächelte, neigte den Kopf leicht schräg und versuchte mit feurigen Augenaufschlägen, den Tänzer zu mir zu locken.
    »Ja. Bei Friedbert Hansen.«
    Ich riss den Kopf zu ihr herum und starrte sie an. »Wieso das denn?«
    Durch meine Verblüffung hatte ich den Tänzer vergessen und konnte nun nicht feststellen, ob ich es geschafft hätte, wenn ich ihn weiter im Visier gehalten hätte, dass er zuerst mir, und nicht Mari das Tablett reichte. Aber so war es Mari, der er das Tablett mit Champagner als Erstes hinhielt, obwohl er mich dabei ansah. Sehr professionell. Wahrscheinlich war er kein Tänzer, sondern Kellner.
    Dr. Schmerbusch hatte sich neben Mari eingefunden, griff ihren rechten Arm und nahm ihre Hand in die seine.
    »Willi Mindhoff macht hier das Catering!«, sagte er zu Mari, die das mit einem anerkennenden »Oh!« quittierte.
    »Wer ist Willi Mindhoff?«, fragte ich etwas zu laut, denn der Kellner, der schon im Begriff war weiterzuschweben, drehte sich mit einer unnachahmlichen Pirouette um seine Längsachse zu mir, stoppte mit einem Pas de Bourrée, strahlte mich mit weißen Zähnen an und setzte mich ins Bild.
    »Mindhoffs – bodenständige Küche mit einer Prise Wahnsinn.« Damit gab er mir eine Visitenkarte, die darüber informierte, wo

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