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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Kroneck
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Kiesweg entlang, der in einiger Entfernung auf den Hauptweg zurückführte.
    »Ich war nicht mit Friedbert Hansen zusammen, ich war bei Friedbert Hansen!«
    »Ist das ein Unterschied?«
    »Wenn du mir erklärst, was ›zusammen sein‹ heißen soll?« Auffordernd schob sie ihre Unterlippe leicht vor.
    »Zusammen sein eben.« Ich überlegte, was ich eigentlich gedacht hatte und stellte fest, dass es genau das war, was »Zusammen sein« in diesem Kontext heißt: »Zusammen im Bett!« Damit sie nicht noch einmal nachfragte: »Nicht gekuschelt, sondern gevögelt – ja, das hab ich gedacht, wenn du mich so rundheraus fragst!«
    »Du bist ziemlich aggressiv, schon den ganzen Tag. Was ist nur mit dir los?«, fragte Mari und atmete tief ein. Dann schaute sie mich an, entschied sich offenbar für ihre übliche Langmut und antwortete mir auf meine Frechheiten, als hätte ich sie nicht gesagt. »Ich war mit Friedbert Hansen erst zusammen in einem Café, ich war mit ihm zusammen in der Marktkirche zu einem Sommerorgelkonzert und zuletzt war ich zusammen mit ihm in seiner Wohnung zu einem Drink.«
    Ich knabberte an meinem Daumen, weil ich nicht weiterwusste. Auf der Terrasse waren die Menschen ein wenig in Bewegung geraten. Denn durch die großen Flügeltüren wurde jetzt der Bösendorfer herausgerollt.
    »Danach hat er mich zum Bahnhof gebracht.«
    »Aha!«
    Mari schaute auch in Richtung Terrasse, auf der der prächtige Flügel jetzt seinen vorbestimmten Platz gefunden hatte. Er wurde aufgeklappt und – das war auch aus dieser Entfernung gut zu erkennen – der junge von Mautzenbach setzte sich in seiner Jeans und seinem weißen Hemd an das Instrument. Er begann vor sich hinzuklimpern, bestes Barpiano, und erneut sollte eines meiner vorgefassten Urteile zu Bruch gehen. Der Adel ist nicht immer degeneriert, sondern auch schon mal begabt, wie ganz normale, andere Leute auch. Der junge Mautzenbach spielte so nebenbei und für einen kurzen Moment schienen alle ein wenig bezaubert und stellten ihren Partytalk ein.
    Mari wandte sich mir wieder zu. »Friedbert Hansen ist sehr interessiert an mir.«
    »Das ist ja keine Neuigkeit, schließlich hat er sich den Kontakt zu dir 10.000 Euro kosten lassen.«
    Der junge von Mautzenbach spielte nun Tico Tico, meinen persönlichen Traumtitel, von dem ich dachte, dass ihn keiner außer mir kennt.
    »Hansen ist nicht mein Typ«, fuhr Mari fort, »überhaupt nicht!«
    »Das hast du auch schon einmal gesagt. Warum gehst du dann mit ihm aus und zu einem ›Drink in seine Wohnung‹?« Hatte sie das aus Rücksichtnahme für mich gemacht, weil ich mich mit dem Preis für ihre Adresse so weit aus dem Fenster gelehnt hatte?
    »Ich wollte einfach mal sehen … »
    »Wie Hansen wohnt?« Ich schaute sie mit aufgerissenen Augen an, klimperte wie Bambi mit den Lidern und grinste so frech und verkniffen, wie ich konnte.
    Mari schien genervt von mir und meinen Albereien und fuhr mich fast etwas kurzatmig an: »Das wollte ich damit auch nicht zum Ausdruck bringen.«
    »Was wolltest du denn damit zum Ausdruck bringen?«
    »Dass ich nur begrenzt interessiert bin an Friedbert Hansen.«
    »Dass du diesen engstirnigen Langeweiler nicht magst, musst du doch nicht so kompliziert formulieren.« Ich schaute abermals zur Terrasse auf den jungen Mautzenbach, um irgendetwas zu tun. Mir war nicht klar, was Mari sagen wollte. Sie sah mich von der Seite an und schüttelte wieder ihren schönen Kopf. Wortlos ließ sie mich stehen und ging weiter. Sie bog auf den Hauptweg ein, der genau und zentral auf das vor dem Schloss liegende Brunnenbecken zurückführte. Dann drehte sie sich zu mir um. »Warum, meine Güte, bist du so kiebig und machst es mir so schwer?«
    Applaus kam auf, Mautzenbach Junior erhob und verbeugte sich. Er nahm bescheiden seinen Applaus entgegen, setzte sich wieder und spielte einfach weiter. Der war mir sympathisch.
    »Ich bin interessiert an dir – nicht an Hansen!« Mari schüttelte abermals den Kopf wie über ein dummes Kind. Dann lächelte sie und fuhr fort: »Du hast mir doch die ganze dramatische Geschichte von Ruth erzählt. Du hast mir doch gesagt, dass das Hansensche Geld eigentlich moralisch seiner Frau gehört. Dass diese Frau betrogen wurde. Ich bin interessiert an ihm, daran, was das für ein Typ ist. Vielleicht denke ich an meinen Vater, der hat zwar meiner Mutter nicht das Geld weggenommen, sondern nur die Freude und das Vertrauen und die Sicherheit, aber Hansen hat sich doch ganz ähnlich

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