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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Kroneck
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selbstverständlich recht«, sagte Ruth. Als ich sie erstaunt anblickte, erläuterte sie: »Anders ginge es nicht, ich könnte das nicht hinnehmen, dass ihr mir sozusagen etwas schenkt, indem ihr euch in eine problematische Situation begebt. Was hast du davon, Karoline?«
    Darüber hatte ich noch nie nachgedacht. »Genugtuung!« Ich zuckte mit den Schultern. »Mehr nicht!«
    Ruth schüttelte den Kopf. »Nein, da müsste doch noch mehr drin sein!« Wenn Ruth sich erst einmal einer Sache genähert hatte, war sie auch konsequent. Ihr ging es jetzt nicht mehr um das Ob, sondern um das Wie.
    »Mir reicht das vollkommen aus, Ruth!«, insistierte ich.
    »Über welche Beträge reden wir denn hier genau?«, fragte nun Mari.
    In dürren, knappen Worten erzählte Ruth von dem Prozess, den sie im Juni verloren hatte. Der Streitwert hatte damals knapp zwei Millionen Euro betragen. Das ging aus den Unterlagen hervor, die Friedbert vorlegen musste. Die Summe ergab sich aus dem Verkauf des Patents, des Grundstücks, der Gewerberäume, der Maschinen und der Lagerbestände. Die Prozesskosten hatte zum Glück die Rechtsschutzversicherung gezahlt, die zwar nicht bei Scheidung, aber in privatrechtlichen Auseinandersetzungen greife. Aber da dieses Verfahren völlig unabhängig von der Scheidung gelaufen und sie ja zu dem Zeitpunkt nicht mehr mit dem Beklagten verheiratet gewesen sei, hätte die Versicherung ihre Anwältin gezahlt. Sonst säße sie jetzt auch noch auf den Prozesskosten.
    »Ich habe auf Herausgabe der Hälfte geklagt«, schloss Ruth.
    »Es geht also um eine Million!«, rechnete ich aus.
    »Wie viel Friedbert sonst noch mit Zotenbaltz, seinem unangenehmen Freund«, Mari hob fragend die Augenbrauen, als sie diesen Namen vernahm, »auf die Seite gebracht hat, weiß ich nicht. Ich denke aber, es reicht. Irgendwann sind mir einmal Unterlagen eines Schweizer Kontos in die Hände geraten.« Zu Mari gewandt fuhr sie fort: »Zotenbaltz ist der Steuerberater Bruno Baltz aus Nomburgshausen, der mit meinem Exmann die ganze Konstruktion, die sich letztlich zu meinen Ungunsten ausgewirkt hat, ausgeheckt hat. Er hatte immer eine Zote parat.«
    Eine Million war doch eine ganz schöne Menge Geld, fand ich, als Mari ihre Ansicht darlegte: »Eine Million ist ja, wenn du davon ausgehst, dass du damit deinen zukünftigen Lebensunterhalt bestreiten sollst, gar nicht mal so üppig!«
    So unterschiedlich kann die Einschätzung ein und derselben Sache sein. Ich begann, innerlich an meinen Fingern abzurechnen, wie viel Ruth im Jahr verpulvern könnte, ohne zu verarmen.
    »Mir geht es nicht allein um das Geld«, sagte Ruth zu Mari, »es geht mir eigentlich um meinen Stolz, um das Prinzip. Ich bin der festen Überzeugung, dass mir mindestens die Hälfte zusteht.«
    »Mir geht es auch nicht ums Geld!«, meinte Mari, »auch wenn ihr das denken könntet!«
    Ruth hob abwehrend die Hände, um weit von sich zu weisen, was doch gar nicht so fern lag. »Nein, ich denke das überhaupt nicht! Friedbert würde dir mit Sicherheit eine kleine Wohnung finanzieren, oder weiß der Teufel was«, entgegnete sie plötzlich ganz lebhaft. »Ich finde es eigentlich, wie soll ich sagen, recht nobel von dir, mir zu meinem Anteil verhelfen zu wollen.«
    Ob nobel der richtige Ausdruck war, bezweifelte ich still, aber Mari hätte sicher, wenn sie es drauf anlegen würde, von Friedbert – wie sie gesagt hatte – eine gewisse Zuwendung bekommen, die er ja letztlich von dem Kapital finanziert hätte, das Ruth »legitimerweise« zustand.
    Ruth sah Mari freundlich und bestimmt an. »Da müsstest du von mir das Geld für die kleine Wohnung bekommen – falls es klappt.« Sie lehnte sich zurück, wollte zur Weinflasche greifen, entschied sich aber doch für das Wasser mit den kleinen grünen Pfefferminzblättchen.
    »Weil es hier um meine Altersversorgung geht – und auch um Maris Einnahmen –, ist es wohl besser, dass ich nüchtern bleibe!«, fuhr sie fort. Wenn Ruth sich zu etwas durchgerungen hatte, dann blieb sie in der Tat dabei. Sie nahm jetzt das Heft in die Hand und improvisierte das, worüber ich seit über zwei Monaten sinniert hatte. »Was kostet denn die Wohnung?«, fragte sie nun frank und frei Mari.
    »Welche Wohnung?«, meinte Mari, die dem Gedankensprung Ruths nicht folgen konnte.
    »Karoline hat mir doch von einer Wohnung erzählt, die du dir in Berlin angeguckt hast, im Dach, die du dir kaufen willst!«
    »Ach die, das kommt ja gar nicht infrage, die ist viel zu

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