Das Frauenkomplott
ungewohnten warm-weichen Klang.
»Auf unser Wohl!«, schlug ich vor und prostete beiden zu. Nach diesem gelungenen Einstieg wurde ich dynamisch. »Also, was ich vorschlagen will, dauert eigentlich gar nicht so lange. Ich meine, was meine Idee anbelangt, in Bezug auf Friedbert und …«
Etwas unsicher schaute ich die beiden an und stellte mein Gestammel ein. Vielleicht sollte ich diese familiäre Stimmung nicht stören und erst einmal warten, bis wir gegessen hatten. Aber Ruth betrachtete mich erwartungsvoll und ermunternd und auch Mari lehnte sich, mich freundlich anlächelnd, zurück und nippte an ihrem Glas.
»Nur zu!«, meinte sie und Ruth nickte.
»Also kurz und knapp. Ich gehe mit dem Schlüssel von Tobias in die Wohnung von Friedbert. Dort überweise ich das Geld, das Ruth zusteht, von Friedberts Laptop auf das Konto von Ruth, mit dem Vermerk: ›Freiwillige Unterstützung für meine liebe Ex-Frau‹.« Ich legte eine triumphierende Pause ein, um auf eventuelle Zwischenfragen zu antworten, aber sie sahen mich beide unvermindert an. Also fuhr ich fort. »Wir haben den Brief von Friedbert, in dem steht: ›Wenn du mich brav gebeten hättest blablabla, hätte ich dir selbstverständlich etwas gegeben‹. Wenn die Überweisungen also von Friedberts Konto getätigt werden, kann er das Geld nicht zurückfordern.«
Wieder machte ich eine Pause, denn so einfach war es ja nicht. Aber beide warteten ruhig und stellten keine Fragen. Dabei hatte Mari doch selbst in Berlin ihre Andeutungen gemacht, und sie wusste, dass wir hier nicht einfach waren, um eine Hexenversammlung oder eine Familienzusammenführung abzuhalten. Durch ihr Schweigen genötigt, nahm ich den Faden abermals auf. »Friedbert macht Onlinebanking, das weiß ich. Schließlich hat er schon einmal 10.000 Euro überwiesen an Ruth.«
Meine Cousine nickte, schwieg aber weiter.
»Mari hat bei Friedbert einen Stein im Brett und muss drei Dinge tun: Sie muss herausfinden, welche Pin-Nummern er hat und den Aufbewahrungsort seines TAN-Generators – oder ich nehme meinen – der verschiedenen Checkkarten und seiner HBCI-Karte feststellen, und sie muss ihn – damit ich in Ruhe an seinen Rechner kann – von seiner Wohnung fernhalten.«
Mari sah mich an, schob die Unterlippe vor und nickte unmerklich. »Das habe ich mir auch in etwa so gedacht!«, sagte sie dann.
Ruth schien aktuell ein wenig störrisch zu sein. »Das ist kriminell, Karoline, das weißt du doch. Mach dich nicht unglücklich.«
»Ich mach mich doch nicht unglücklich! Ich mache uns glücklich. Das ist meiner Ansicht nach perfekt, wir helfen Friedbert nur ein bisschen nach. Er selbst hat dir geschrieben, dass du ihn nur zu bitten brauchtest!«
Ruth schüttelte leicht den Kopf. Dass sie sich aber doch mit der Sache beschäftigen wollte, war deutlich. Warum sonst waren wir hier! Sie wusste ja, um was es ging. Sie warf einen nachsichtigen Blick in meine Richtung und schaute dann auf Mari. Die trank einen Schluck Wein und stellte das Glas zurück auf den Tisch.
»Ja, juristisch betrachtet ist das möglicherweise nicht legal. Aber, und das will Karoline wohl sagen, es ist ja irgendwie legitim«, gab Mari lächelnd zu bedenken.
»Genau, legitim, das sage ich ja immer, wenn auch nicht ganz legal.« Ich war froh, dass die beiden anfingen einzusteigen und unterstützte das mit heftigen Armbewegungen.
»Ihr seid ein bisschen verrückt, glaube ich!« Ruth stand auf und nahm uns wie zwei Schulkinder in Augenschein, die ihrem unsympathischen Lehrer die Luft aus dem Fahrrad gelassen hatten, was die Mutter verstehen konnte, aber gegenüber ihren Kindern nicht so direkt billigen wollte.
Sie stellte das Glas auf den Tisch, ging zum Backofen, der angefangen hatte zu klingeln, und prüfte die Tarte. Sie war fertig. Während sie das Abendbrot aus dem Ofen nahm, wies sie mich an, einen Untersatz zu holen, damit sie die heiße Form abstellen könne.
»Lasst uns erst einmal essen, aber draußen, es ist noch schön!«, meinte Ruth und griff sich ein Messer. Sie holte die Tarte aus der Form, stellte sie auf ein Brett und ging von uns gefolgt hinaus.
Wir hatten ganz vergessen, den von mir falsch gedeckten Abendbrottisch abzuräumen und machten das schnell gemeinsam. Mit einem Krug Wasser mit frischen Pfefferminzblättern kam Ruth zuletzt an den Tisch. Sie bediente zuerst Mari, dann mich und wünschte uns guten Appetit.
»Köstlich, Ruth!«, sagte Mari mit vollem Mund. »Das wäre ein Rezept, das ich lernen
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