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Das fremde Gesicht

Titel: Das fremde Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Stephanies Diebstahl von Helenes Besitztum unverzüglich der Polizei zu melden, Miss Collins, aber ich kann jetzt, fürchte ich, nicht länger warten. Als Testamentsvollstrecker bin ich für den gesamten Besitz von Helene verantwortlich.«
    »Das verstehe ich. Ich wünschte nur, man würde sich auch dafür einsetzen, Stephanie zu finden und davon zu überzeugen, daß sie die Sachen zurückgibt. Wenn man einen Haftbefehl für sie erläßt, wird sie vielleicht abgeschoben.«
    »Mr. Potters«, sagte sie dann, »ich mache mir sehr viel ernstere Sorgen als nur um die Dinge, die Stephanie mitgehen ließ. Haben Sie diesen Abschiedsbrief von ihr?«
    »Ja. Hier ist der Zettel.«
    Meghan las ihn.
    »Haben Sie diesen Jan je getroffen?«
    »Nein.«
    »Was hielt eigentlich Helene von der Schwangerschaft ihrer Nichte?«
    »Helene war eine liebe Frau, zurückhaltend, aber lieb.

    Das einzige, was sie zu mir über die Schwangerschaft gesagt hat, war ziemlich verständnisvoll.«
    »Wie lange verwalten Sie schon ihre Angelegenheiten?«
    »Seit etwa drei Jahren.«
    »Und Sie haben geglaubt, daß sie Ärztin ist?«
    »Ich hatte keinen Grund, es nicht zu tun.«
    »Hat sie nicht ein ganz erhebliches Vermögen angesammelt? Bei Manning hatte sie natürlich ein sehr gutes Gehalt. Sie wurde dort als Embryologin bezahlt.
    Aber während der drei Jahre davor als Sprechstundenhilfe kann sie bestimmt nicht sehr viel verdient haben.«
    »Soweit ich weiß, war sie davor Kosmetikerin. Die Schönheitspflege kann lukrativ sein, und Helene hat ihr Geld sehr geschickt angelegt. Miss Collins, ich habe nicht viel Zeit. Sie sagten doch, Sie würden gern mit mir durchs Haus gehen? Ich möchte mich vergewissern, daß alles ordnungsgemäß gesichert ist, bevor ich gehe.«
    »Ja, das würde ich gern.«
    Meghan ging mit ihm in den ersten Stock. Auch hier schien ihr nichts aufzufallen. Stephanies Aufbruch war zweifellos ohne Hast verlaufen.
    Das große Schlafzimmer war luxuriös. Helene Petrovic war offenbar auch ein sinnenfroher Mensch gewesen. Die aufeinander abgestimmten Tapeten, Bettdecken und Vorhänge sahen sehr teuer aus.
    Eine Flügeltür aus Glas führte in ein kleines Wohnzimmer. Eine der Wände dort war von Kinderfotos bedeckt.
    »Das sind die gleichen wie die in der Manning Clinic«, sagte sie.
    »Helene hat sie mir gezeigt«, erklärte Potters. »Sie war sehr stolz auf die erfolgreichen Geburten, die durch die Klinik zustande gekommen sind.«
    Meg betrachtete die Bilder. »Ich hab’ einige dieser Kinder bei dem Treffen in der Klinik vor knapp zwei Wochen gesehen.« Sie suchte das Bild von Jonathan heraus. »Das ist der kleine Anderson, von dessen Familie -
    Sie sicher auch gehört haben. Das ist der Fall, der die offiziellen Ermittlungen im Fall des Manning-Labors ausgelöst hat.« Sie schwieg und musterte jetzt das Foto oben rechts. Es zeigte zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen, die zueinander passende Pullover trugen und die Arme umeinandergelegt hatten. Was war es nur, was ihr daran bemerkenswert erschien?
    »Ich muß jetzt wirklich das Haus abschließen, Miss Collins.«
    Die Stimme des Rechtsanwalts hatte einen scharfen Unterton. Meg konnte ihn nicht länger aufhalten. Sie warf einen letzten gründlichen Blick auf das Bild der beiden Kinder mit den gleichen Pullovern und prägte es sich ein.

    Bernies Mutter fühlte sich nicht wohl. Es lag an ihren Allergien. Sie mußte schon die ganze Zeit niesen, und ihre Augen juckten. Sie hatte auch das Gefühl, daß es im Haus zog. Sie fragte sich, ob Bernard wohl nicht aufgepaßt und unten ein Fenster offengelassen hatte.
    Ihr war bewußt, daß sie Bernard nicht nach Chicago hätte fahren lassen sollen, auch nicht für zweihundert Dollar am Tag. Wenn er zu lange allein unterwegs war, kam er manchmal auf dumme Gedanken. Er fing an, in den Tag hinein zu träumen und sich Sachen zu wünschen, durch die er womöglich in Schwierigkeiten geriet.
    Dann fing er an wütend zu werden. Das waren die Anlässe, wo sie dasein mußte; sie konnte einen Zornanfall steuern, wenn sie ihn kommen sah. Sie sorgte dafür, daß er auf dem rechten Weg blieb. Daß er ordentlich und sauber blieb, genug zu essen bekam, und sie achtete darauf, daß er rechtzeitig zur Arbeit ging und dann abends bei ihr zu Hause blieb vor dem Fernseher.
    Er benahm sich jetzt schon so lange gut. Doch neuerdings verhielt er sich irgendwie komisch.
    Er sollte doch anrufen. Warum tat er es nicht? Er würde doch wohl nicht, sobald er in Chicago

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