Das fremde Gesicht
zum Gasthof gehen.«
»Nein, das stimmt«, gab ihm Meg recht. »Und wir könnten Gesellschaft brauchen. Ist dir halb sieben recht?
Ich möchte die Channel-3-Nachrichten anschauen. Sie bringen einen Bericht, den ich gemacht hab’.«
»Komm doch gleich herüber und schau’s dir hier an.
Kyle kann dann damit angeben, daß er gelernt hat, Sendungen aufzuzeichnen.«
»Okay.«
Es war ein guter Bericht. Eine schöne Stelle war der Moment in Dr. Williams’ Sprechzimmer, als er auf die Wände mit all den Bildern kleiner Kinder deutete.
»Können Sie sich vorstellen, wieviel Freude diese kleinen Kerle in das Leben mancher Menschen bringen?«
Meg hatte den Kameramann zu einem langsamen Kameraschwenk über die Fotos hin veranlaßt, während Dr. Williams weitersprach. »Diese Kinder sind alle nur dank der Methoden künstlicher Fortpflanzung, die hier praktiziert werden, auf die Welt gekommen.«
»Da hat er Reklame fürs Institut gemacht«, bemerkte Meg. »Aber es war nicht zu dick aufgetragen.«
»Es war eine gute Sendung, Meg«, sagte Mac.
»Ja, glaub’ ich auch. Wie wär’s, wenn wir auf die übrigen Nachrichten verzichten? Wir wissen eh alle, was kommt.«
Bernie blieb den ganzen Tag im Zimmer. Er sagte zum Zimmermädchen, er fühle sich nicht wohl. Er sagte, er bekomme jetzt vermutlich all die Nächte zu spüren, die er im Krankenhaus verbracht habe, als seine Mutter so schlecht beieinander gewesen sei.
Virginia Murphy rief wenige Minuten später an. »Wir servieren normalerweise nur ein einfaches Frühstück aufs Zimmer, aber wir schicken Ihnen gern ein Tablett hoch, wann immer Sie wünschen.«
Sie schickten ihm etwas zum Lunch, später dann bestellte sich Bernie ein Abendessen. Er hatte die Kissen so aufgebaut, daß es aussah, als habe er sich im Bett ausgeruht. Sobald der Kellner gegangen war, saß Bernie wieder am Fenster, und zwar schräg dazu, damit ihn niemand, der zufällig hinaufschaute, bemerken würde.
Er beobachtete, wie Meghan und ihre Mutter kurz vor sechs das Haus verließen. Es war dunkel, aber das Licht am Eingang war an. Er überlegte, ob er ihnen folgen sollte, entschied dann aber, daß er nur seine Zeit vergeuden würde, solange die Mutter dabei war. Er war froh, daß er seinen Fensterplatz nicht aufgegeben hatte, als er das Auto nach rechts statt nach links abbiegen sah. Er schloß daraus, daß sie zu dem Haus fuhren, wo dieser Junge wohnte. Es war das einzige dort am Ende der Sackgasse.
Die Streifenwagen erschienen regelmäßig den ganzen Tag hindurch, jedoch nicht mehr alle zwanzig Minuten. Im Verlauf des Abends bemerkte er nur einmal, wie Taschenlampen in dem Wäldchen aufleuchteten. Die Cops nahmen es nicht mehr so genau. Das war gut.
Meghan und ihre Mutter kamen etwa um zehn wieder nach Hause. Eine Stunde später zog sich Meghan aus und ging zu Bett. Sie saß noch ungefähr zwanzig Minuten aufrecht da und schrieb irgendwas in ein Notizbuch.
Noch lange, nachdem sie das Licht ausgeschaltet hatte, blieb Bernie am Fenster sitzen und dachte an sie und malte sich aus, er wäre dort drüben bei ihr im Zimmer.
53
Donald Anderson hatte sich zwei Wochen von der Arbeit beurlauben lassen, um mit für das Neugeborene zu sorgen.
Weder er noch Dina wollten Hilfe von außen. »Du ruhst dich aus«, erklärte er seiner Frau. »Jonathan und ich haben jetzt das Kommando.«
Der Arzt hatte am Vorabend die Entlassungspapiere unterschrieben. Er stimmte völlig mit ihnen überein, daß sie der Presse am besten aus dem Weg gingen. »Sie können sich darauf verlassen, daß zwischen neun und elf einige der Fotografen unten in der Halle auftauchen«, hatte er prophezeit. Das war die Zeit, zu der normalerweise die jungen Mütter mit ihren Säuglingen entlassen wurden.
Die ganze Woche über hatte das Telefon geläutet mit Anfragen um Interviews. Don hörte sie sich auf dem Anrufbeantworter an und rief in keinem der Fälle zurück.
Am Donnerstag rief ihr Anwalt an. Es gebe unwiderlegbare Beweise für strafbare Handlungen in der Manning Clinic. Er bereitete sie darauf vor, daß man sie drängen werde, dem Verfahren beizutreten, das man anstrebe.
»Auf gar keinen Fall«, sagte Anderson. »Das können Sie jedem sagen, der Sie anruft.«
Dina lag mit einigen Kissen im Rücken auf dem Sofa und las Jonathan vor. Geschichten über Bibo aus der Sesamstraße waren ihm neuerdings am liebsten. Sie blickte zu ihrem Mann auf. »Warum stellen wir das Telefon nicht einfach ab?« schlug sie vor. »Schlimm genug,
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