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Das fremde Gesicht

Titel: Das fremde Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Hauptsache war, daß es keiner irgendwie komisch fand, wenn man es sich immer im selben Wagen oder denselben paar Wagen bequem machte. Bernie fühlte sich richtig glücklich, wenn er in Meghans Mustang saß. Das Auto hatte einen Hauch des Parfüms an sich, das sie immer benutzte.

    Meghans Schreibtisch lag in der »Arena«, dem Großraumbüro auf der 29. Etage. Rasch las sie die Jobzuteilungsliste. Um elf Uhr sollte sie bei der Vorverhandlung eines wegen Insider-Geschäften angeklagten Börsenmaklers sein.
    Ihr Telefon klingelte. Es war Tom Weicker. »Meg, können Sie sofort rüberkommen?«
    Zwei Männer waren in Weickers Privatbüro. Meghan erkannte einen von ihnen, Jamal Nader, einen schwarzen Kriminalbeamten mit einer angenehm leisen Stimme, dem sie schon wiederholt bei Gericht über den Weg gelaufen war. Sie begrüßten sich herzlich. Weicker stellte den anderen Mann als Lieutenant Story vor.
    »Lieutenant Story ermittelt in dem Mordfall, über den Sie neulich abends berichtet haben. Ich habe ihm das Fax gegeben, das Sie erhalten hatten.«
    Nader schüttelte den Kopf. »Das tote Mädchen sieht wirklich genau wie Sie aus, Meghan.«
    »Weiß man schon, wer sie ist?« fragte Meghan.
    »Nein.« Nader zögerte. »Aber sie scheint Sie gekannt zu haben.«

    »Mich gekannt?« Meghan starrte ihn an. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Als die Leute sie am Donnerstag abend ins Leichenschauhaus gebracht haben, haben sie ihre Kleider durchsucht und nichts gefunden. Dann wurde alles zur Bezirksstaatsanwaltschaft geschickt, zur Aufbewahrung als Beweismittel. Einer von unseren Leuten hat sich die Sachen noch mal angesehen. Er fand einen Zettel, den man von einem Notizblock vom Drumdoe Inn abgerissen hatte. Ihr Name und Ihre Durchwahlnummer von WPCD
    waren draufgeschrieben.«
    »Mein Name!«
    Lieutenant Story griff in seine Jackentasche. Das Stück Papier steckte in einer Plastikfolie. Er hielt es hoch. »Ihr Vorname und die Nummer.«
    Meghan und die beiden Kriminalbeamten standen an Tom Weickers Schreibtisch. Meghan griff nach der Schreibtischplatte, während sie auf die deutlichen Buchstaben starrte, auf die schräggestellten Ziffern. Sie spürte, wie ihre Lippen trocken wurden.
    »Miss Collins, erkennen Sie diese Handschrift?« fragte Story in scharfem Ton.
    Sie nickte. »Ja.«
    »Wer …?«
    Sie wandte ihren Kopf ab, da sie den vertrauten Schriftzug nicht mehr sehen wollte. »Mein Vater hat das geschrieben«, flüsterte sie.

    14
    Am Montag morgen traf Phillip Carter um acht Uhr im Büro ein. Wie gewöhnlich war er als erster zur Stelle. Der Mitarbeiterstab war klein und bestand aus Jackie, seiner fünfzigjährigen Sekretärin, Mutter von Teenagern, dann Milly, der großmütterlichen Teilzeitbuchhalterin, und schließlich Victor Orsini.
    Carter hatte seinen eigenen Computer gleich neben seinem Schreibtisch. Dort hatte er Dateien gespeichert, zu denen nur er Zugang hatte, Dateien mit seinen privaten Daten. Seine Freunde amüsierten sich über seinen Hang, zu Grundstücksversteigerungen zu gehen, aber sie hätten sich über die Menge an Grundbesitz auf dem Land gewundert, die er im Lauf der Jahre im stillen angesammelt hatte. Zu seinem Pech war ein großer Teil des Landes, das er billig erworben hatte, bei seiner Scheidungsvereinbarung verlorengegangen. Den Boden, den er zu fürstlichen Preisen kaufte, schaffte er sich nach der Scheidung an.
    Als er den Schlüssel in den Computer steckte, ging ihm durch den Kopf, daß es Jackie und Milly nicht an Gesprächsstoff für die Mittagspause mangeln würde, wenn sie erfuhren, daß der bisher als sicher geltende Tod von Edwin Collins angefochten wurde.
    Sein ihm eigenes Bedürfnis nach Privatsphäre rebellierte bei der Vorstellung, er könnte je zum Thema einer der eifrigen Tuscheleien von Jackie und Milly werden, während sie ihre Salate aßen, die seinem Eindruck nach zumeist aus Alfalfasprossen bestanden.
    Die Sache mit Eds Büro machte ihm Sorgen. Bisher schien es eine Sache des Anstands, es bis zur offiziellen Erklärung seines Todes so zu belassen, wie es war, aber jetzt war auch nichts dagegen einzuwenden, daß Meghan erklärt hatte, sie wolle die persönliche Habe ihres Vaters zusammenpacken. So oder so würde Edwin Collins es nie mehr benutzen.
    Carter runzelte die Stirn. Victor Orsini. Er konnte sich einfach nicht mit dem Mann anfreunden. Orsini war schon immer Ed nähergestanden, aber er machte seine Arbeit verdammt gut, und sein Fachwissen auf dem Gebiet der medizinischen

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