Das fremde Gesicht
die vielen Reisen nichts ausgemacht haben. In Arizona ist es doch das ganze Jahr über warm, oder?«
Als sie am Drumdoe Inn vorbeikamen, sagte Meghan:
»Mom, schau da hinüber. Wenn wir zurück sind, setz’
ich dich am Gasthof ab. Du kümmerst dich um die Arbeit, und ich fange an, nach Antworten zu suchen. Versprich mir, daß du nichts über das sagst, was Cyrus Graham mir gestern erzählt hat. Vergiß nicht, er hat nur angenommen, daß die Frau und das Mädchen, mit denen Dad vor zehn Jahren zusammen war, du und ich waren. Dad hat sie nur mit ihren Vornamen vorgestellt, Frances und Annie. Aber bis wir selbst mehr herausfinden, laß uns dem Staatsanwalt nicht noch einen weiteren Anlaß liefern, Dads Ruf zu zerstören.«
Meghan und Catherine wurden sofort in John Dwyers Büro geführt. Er wartete dort mit den Ermittlungsbeamten Bob Marron und Arlene Weiss. Meghan setzte sich auf den Stuhl neben ihrer Mutter und bedeckte deren Hand schützend mit ihrer eigenen.
Es wurde rasch offenkundig, was man erwartete. Alle drei, der Staatsanwalt wie die Beamten, waren überzeugt, daß Edwin Collins noch lebte und mit seiner Frau und Tochter Kontakt aufnehmen wollte. »Der Anruf, die Blumen, jetzt sein Auto«, erklärte Dwyer. »Mrs. Collins, Ihnen war bekannt, daß Ihr Mann einen Waffenschein besaß?«
»Ja, sicher. Er hat ihn sich vor etwa zehn Jahren besorgt.«
»Wo bewahrte er die Pistole auf?«
»Weggesperrt im Büro oder zu Hause.«
»Wann haben Sie sie zum letztenmal gesehen?«
»Soweit ich mich erinnern kann, seit Jahren nicht mehr.«
Meghan warf dazwischen: »Warum fragen Sie nach der Pistole meines Vaters? Ist sie im Auto gefunden worden?«
»Ja, so ist es«, sagte John Dwyer ruhig.
»Das wäre nicht außergewöhnlich«, sagte Catherine schnell. »Er wollte sie für den Wagen haben. Er hatte ein schreckliches Erlebnis in Bridgeport vor zehn Jahren, als man ihn an einer roten Ampel überfallen hat.«
Dwyer wandte sich an Meghan. »Sie waren den ganzen Tag über in Philadelphia, Miss Collins. Es ist möglich, daß Ihr Vater über Ihre Unternehmungen unterrichtet ist und wußte, daß Sie aus Connecticut weggefahren sind. Er könnte angenommen haben, daß Sie in Ihrer Wohnung anzutreffen seien. Ich muß Sie beide nachdrücklich dazu auffordern, daß Sie, falls Mr.
Collins mit Ihnen
Verbindung aufnimmt, darauf bestehen, daß er hierherkommt und mit uns spricht. Auf lange Sicht wäre das sehr viel besser für ihn.«
»Mein Mann wird nicht Verbindung mit uns aufnehmen«, sagte Catherine resolut. »Mr. Dwyer, haben nicht ein paar Leute damals auf der Brücke versucht, aus ihrem Auto rauszukommen?«
»Ja, ich glaube schon.«
»Wurde nicht eine Frau, die ihr Auto verließ, von einem der anderen Fahrzeuge angefahren, und ist sie nicht mit knapper Not davor bewahrt geblieben, über den Brückenrand geschleift zu werden?«
»Ja.«
»Dann überlegen Sie mal! Mein Mann kann doch sein Auto verlassen haben und dann dem Blutbad zum Opfer gefallen sein. Jemand anders kann den Wagen weggefahren haben.«
Meghan sah Gereiztheit vermischt mit Mitleid in der Miene des Staatsanwalts.
Catherine Collins bemerkte es ebenfalls. Sie erhob sich.
»Wie lange braucht Mrs. Black normalerweise, bis sie zu einem Schluß über eine vermißte Person kommt?« fragte sie.
Dwyer wechselte Blicke mit seinen Ermittlungskollegen.
»Sie hat schon Bescheid gegeben«, antwortete er widerstrebend. »Sie glaubt, daß Ihr Mann seit langem tot ist, daß er unter Wasser liegt.«
Catherine schloß die Augen und schwankte.
Unwillkürlich griff Meghan nach dem Arm ihrer Mutter, aus Sorge, sie würde ohnmächtig werden.
Catherine zitterte am ganzen Körper. Doch als sie die Augen wieder aufschlug, sagte sie mit kräftiger Stimme:
»Ich habe nie für möglich gehalten, daß mich solch eine Botschaft trösten könnte, aber hier an diesem Ort und wenn man Ihnen so zuhört, finde ich Trost darin.«
Die Medien waren sich bei der Beurteilung von Stephanie Petrovics erregten Aussagen vor der Kamera einig; es handelte sich offenbar um eine enttäuschte potentielle Erbin. Ihre Beschuldigung, die Manning Clinic habe möglicherweise ein Komplott gegen das Leben ihrer Tante geschmiedet, wurde als frivol abgetan. Die Klinik war im Besitz einer privaten Gruppe von Investoren und wurde von Dr. Manning geleitet, dessen Glaubwürdigkeit über jeden Zweifel erhaben war. Er weigerte sich noch immer, mit der Presse zu sprechen, aber ganz eindeutig hatte er
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