Das fremde Gesicht
gekommen wären. Unser Ruf war tadellos.«
Arlene Weiss erkundigte sich nach dem Wagen. »Als man ihn in New York aufgefunden hat, stand der Kilome-terzähler auf dreiundvierzigtausend, Mr.
Carter. Dem
Servicebuch nach war der Wagen im letzten Oktober überholt worden, also vor etwas über einem Jahr. Damals hatte er gut dreiunddreißigtausend Kilometer drauf. Wieviel ist Mr. Collins durchschnittlich im Monat gefahren?«
»Ich würde sagen, das hing völlig von seiner Terminplanung ab. Wir haben Geschäftswagen und wechseln sie alle drei Jahre aus. Um die Inspektion kümmern wir uns selber. Ich nehm’s ziemlich genau dabei. Edwin war eher ein bißchen nachlässig.«
»Lassen Sie es mich so formulieren«, sagte Bob Marron,
»Mr. Collins ist seit Januar verschwunden. Vom Oktober letzten Jahres bis zum Januar, kann er da an die zehntausend Kilometer zurückgelegt haben?«
»Weiß ich nicht. Ich kann Ihnen seine Termine für diese Monate geben und versuchen, anhand der Spesenabrechnungen rauszukriegen, zu welchen er vermutlich mit dem Auto gefahren ist.«
»Wir müssen versuchen abzuschätzen, wieviel das Auto seit Januar gefahren ist«, erklärte Marron. »Wir möchten auch die Autotelefonrechnung für Januar sehen.«
»Ich gehe davon aus, daß Sie den Zeitpunkt seines Telefonats mit Victor Orsini überprüfen wollen. Die Versicherungsgesellschaft hat sich das schon angeschaut.
Der Anruf fand weniger als eine Minute vor dem Unglück auf der Tappan Zee Bridge statt.«
Sie fragten nach der Finanzlage von Collins and Carter.
»Unsere Bücher sind in Ordnung. Sie sind gründlich überprüft worden. In den letzten paar Jahren haben wir Geschäftseinbußen durch die Rezession gehabt, wie viele andere Unternehmen auch. Die Art von Firmen, mit denen wir arbeiten, haben Stellen abgebaut, nicht neu besetzt. Ich sehe jedoch keinen Grund dafür, weshalb Edwin einen Kredit von mehreren hunderttausend Dollar auf seine Lebensversicherung hätte aufnehmen sollen.«
»Ihre Firma müßte doch eine Provision von der Manning Clinic für die Vermittlung von Petrovic erhalten haben?«
»Selbstverständlich.«
»Hat Collins diese Provision eingesteckt?«
»Nein, die Buchprüfer haben sie gefunden.«
»Und niemand hat Helene Petrovics Namen auf der Zahlungsanweisung von sechstausend Dollar in Frage gestellt, als sie reinkam?«
»Die Kopie der Manning-Kundenkarte in unseren Akten war manipuliert worden. Da steht: ›Zweite Rate für die Vermittlung von Dr.
Henry Williams‹. Es war keine
zweite Rate fällig.«
»Dann hat Collins sie also eindeutig nicht deshalb plaziert, damit er die Firma um sechstausend Dollar betrügen konnte.«
»Ich würde sagen, das ist doch klar.«
Als sie endlich gingen, versuchte Phillip Carter erfolglos, sich auf die Arbeit auf seinem Schreibtisch zu konzentrieren. Er hörte, wie das Telefon im Vorzimmer läutete. Jackie meldete sich über die Sprechanlage. Ein Reporter von einem Supermarkt-Klatschblatt sei am Apparat. Phillip lehnte barsch den Anruf ab, wobei ihm bewußt wurde, daß während des ganzen Tages nur Medienleute am Telefon gewesen waren. Collins and Carter hatte von keinem einzigen Kunden etwas gehört.
37
Meghan betrat um halb eins leise die Kirche St.
Dominic’s, mitten in der spärlich besuchten Messe für Helene Petrovic. Den Wünschen der Verstorbenen gemäß war es eine schlichte Zeremonie ohne Blumen oder Musik.
Ein Häufchen Nachbarn aus Lawrenceville war über den Raum verstreut, ebenso wie einige ältere Frauen von der Rumänischen Gesellschaft. Stephanie saß neben dem Anwalt, und als sie die Kirche verließen, stellte sich Meghan vor. Die junge Frau schien erfreut, sie zu sehen.
»Lassen Sie mich eben den Leuten hier auf Wiedersehen sagen«, sagte sie, »und dann komme ich.«
Meghan sah, wie höflich Beileidswünsche zum Ausdruck gebracht wurden. Bei keinem der Anwesenden konnte sie echte Anzeichen von Trauer feststellen. Sie ging zu zwei Frauen hinüber, die gerade aus der Kirche gekommen waren. »Kannten Sie Helene Petrovic gut?«
fragte sie.
»So gut wie alle hier«, erwiderte die eine der beiden zuvorkommend. »Ein paar von uns gehen öfter zusammen ins Konzert. Helene ist manchmal mitgekommen. Sie war ein Mitglied der Rumänischen Gesellschaft und wurde über all unsere Unternehmungen auf dem laufenden gehalten. Manchmal ist sie vorbeigekommen.«
»Aber nicht gerade häufig.«
»Nein.«
»Hatte sie irgendwelche wirklich engen Freunde?«
Die andere
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