Das fremde Gesicht
Fernseher.« Er schluckte die Bran Flakes und den Tee hinunter. »Ich muß früh zur Arbeit.«
Sie schaute ihm von der Tür aus nach. »Sei rechtzeitig zum Abendessen zurück. Ich will nicht den ganzen Abend in der Küche rumhängen.«
Er wollte ihr eigentlich sagen, daß er wahrscheinlich Überstunden machen müsse, wagte es aber nicht.
Vielleicht würde er sie später anrufen.
Drei Straßen weiter hielt er bei einer Telefonzelle an. Es war kalt, aber das Frösteln, das er empfand, als er Meghans New Yorker Nummer wählte, lag mehr an seiner freudigen Erwartung als an den niedrigen Temperaturen.
Das Klingelzeichen ertönte viermal. Als sich der Anrufbeantworter anstellte, legte er auf.
Danach rief er bei dem Haus in Connecticut an. Eine Frau meldete sich. Das muß Meghans Mutter sein, dachte Bernie. Er verstellte seine Stimme, sprach tiefer und schneller. Er wollte wie Tom Weicker klingen.
»Guten Morgen, Mrs. Collins. Ist Meghan da?«
»Wer spricht da bitte?«
»Tom Weicker vom PCD.«
»Oh, Mr. Weicker, das tut Meg bestimmt leid, daß sie Ihren Anruf verpaßt hat. Sie ist heute nicht hier.«
Bernie runzelte die Stirn. Er wollte wissen, wo sie war.
»Kann ich sie erreichen?«
»Ich fürchte, nein. Aber am Spätnachmittag werd’ ich von ihr hören. Möchten Sie, daß sie zurückruft?«
Bernie überlegte geschwind. Es würde falsch klingen, wenn er nicht ja sagte. Aber er wollte herausfinden, wann sie zurückkam. »Ja, sie soll mich zurückrufen. Erwarten Sie sie noch heute abend zurück?«
»Falls nicht heute, dann bestimmt morgen.«
»Danke.« Bernie legte auf, verärgert, daß er Meghan nicht erreichen konnte, aber froh, daß er nicht umsonst nach Connecticut gefahren war. Er stieg wieder in seinen Wagen und machte sich auf den Weg zum Kennedy Airport. Er konnte heute genausogut ein paar Fahrgäste aufsammeln, aber die erzählten ihm besser nicht, wie er fahren sollte.
Diesmal kamen die für den Mordfall Helene Petrovic zuständigen Kriminalbeamten nicht zu Phillip Carter. Sie riefen statt dessen am Dienstag vormittag an und erkundigten sich, ob er zu einem informellen Gespräch im Büro des Staatsanwalts im Gerichtsgebäude von Danbury vorbeischauen könne.
»Wann wollten Sie mich denn sehen?« fragte Carter.
»So bald wie möglich«, beschied ihn Arlene Weiss.
Phillip warf einen Blick auf seinen Kalender. Dort war nichts verzeichnet, was er nicht ändern konnte. »Ich kann gegen eins kommen«, schlug er vor.
»Das ist in Ordnung.«
Nach dem Telefonat versuchte er sich auf die Geschäftspost zu konzentrieren. Es waren einige Empfehlungen zu Kandidaten hereingekommen, die sie für zwei ihrer wichtigsten Kundenfirmen in Betracht zogen. Bisher wenigstens waren diese Kunden noch nicht abgesprungen.
Konnte Collins and Carter Executive Search dem Sturm standhalten? Er hoffte es. Eines aber würde er sehr bald tun: den Namen in Phillip Carter Associates ändern.
Er konnte hören, wie Orsini nebenan in Ed Collins’ Büro einzog. Mach es dir nicht zu gemütlich, dachte Phillip. Es war noch zu früh, um Orsini loszuwerden Vorläufig brauchte er ihn noch, aber Phillip hatte mehrere Nachfolgekandidaten im Visier.
Er hätte gern gewußt, ob die Polizei Catherine und Meghan erneut befragt hatte.
Er wählte Catherines Privatnummer. Als sie sich meldete, sagte er gutgelaunt: »Ich bin’s. Wollte nur mal sehen, wie’s so steht.«
»Das ist nett von dir, Phillip.« Ihre Stimme klang bedrückt.
»Stimmt was nicht, Catherine?« fragte er rasch. »Die Polizei hat dich doch nicht wieder belästigt, oder?«
»Nein, eigentlich nicht. Ich bin dabei, Edwins Unterlagen durchzuschauen, die Kopien seiner Spesenabrechnungen, solche Sachen halt. Weißt du, worauf Meg mich hingewiesen hat?« Sie wartete nicht erst eine Antwort ab. »Da gibt es Phasen, wo, obwohl Edwin eine Hotelrechnung über drei oder vier Tage bekam, nach den ersten ein, zwei Tagen absolut keine Extrakosten mehr auf seiner Rechnung aufgeführt sind. Nicht einmal für einen Drink oder eine Flasche Wein zum Tagesende. Ist dir das je aufgefallen?«
»Nein, es war ja nicht meine Sache, mir Edwins Abrechnungen anzuschauen, Catherine.«
»All die Akten, die ich habe, scheinen sieben Jahre zurückzureichen. Gibt es irgendeinen Grund dafür?«
»Das wäre richtig. So lange soll man nämlich die Unterlagen für eine mögliche Revision aufheben.
Natürlich würde das Finanzamt noch viel weiter zurückgehen, falls sie bewußte Steuerhinterziehung
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