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Das fremde Gesicht

Titel: Das fremde Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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vermuten.«
    »Soweit ich sehe, taucht dieses Muster fehlender Sonderposten immer dann in Hotelrechnungen auf, wenn Edwin in Kalifornien war. Er scheint sehr häufig nach Kalifornien geflogen zu sein.«
    »In Kalifornien hat sich am meisten getan, Catherine.
    Wir haben dort immer eine Menge Leute untergebracht.
    Das hat sich erst in den letzten paar Jahren geändert.«
    »Dann hast du dich nie über seine häufigen Reisen nach Kalifornien gewundert?«
    »Catherine, Edwin war mein Partner und Seniorchef der Firma. Wir sind beide immer dahin, wo wir meinten, Geschäfte machen zu können.«
    »Entschuldige, Phillip. Ich will nicht unterstellen, daß du etwas hättest bemerken sollen, was ich als Edwins Frau seit dreißig Jahren nicht einmal vermutet hätte.«
    »Eine andere Frau?«
    »Möglicherweise.«
    »Es ist so eine schreckliche Zeit für dich«, sagte Phillip heftig. »Wie geht’s Meg eigentlich? Ist sie bei dir?«
    »Meg geht’s gut. Sie ist heute nicht da. Und ausgerechnet an dem Tag muß ihr Chef anrufen.«
    »Kannst du dich heute abend zum Essen freimachen?«
    »Nein, tut mir leid. Ich treffe mich mit Mac und Kyle im Gasthof.« Catherine zögerte. »Willst du dazukommen?«
    »Ich glaube nicht, danke. Wie wär’s mit morgen abend?«
    »Das hängt davon ab, wann Meg zurückkommt. Kann ich dich anrufen?«
    »Natürlich. Paß auf dich auf. Vergiß nicht, ich bin für dich da.«

    Zwei Stunden später wurde Phillip im Büro des Staatsanwalts John Dwyer verhört. Die Ermittlungsbeamten Bob Marron und Arlene Weiss waren ebenfalls anwesend, doch Dwyer stellte die Fragen. Einige darunter waren identisch mit denen, die Catherine aufgeworfen hatte.
    »Ist Ihnen zu keinem Zeitpunkt der Verdacht gekommen, daß Ihr Partner ein Doppelleben führt?«
    »Nein.«
    »Glauben Sie es jetzt?«

    »Wo diese junge Frau, die im Leichenschauhaus von New York liegt, genau wie Meghan aussieht? Und wo Meghan selbst DNS-Untersuchungen angefordert hat?
    Natürlich glaub’ ich’s jetzt.«
    »Haben Sie, wenn Sie sich den typischen Ablauf der Reisen ansehen, die Edwin Collins gemacht hat, eine Vermutung, wo er eine intime Beziehung unterhalten haben könnte?«
    »Nein, das habe ich nicht.«
    Der Staatsanwalt schien die Geduld zu verlieren.
    »Mr. Carter, ich habe allmählich das Gefühl, daß alle, die Edwin Collins nahestanden, auf die eine oder andere Weise versuchen, ihn in Schutz zu nehmen. Lassen Sie’s mich anders formulieren. Wir glauben, daß er noch lebt.
    Wenn es eine zweite Frau in seinem Leben gab, besonders wenn es sie schon lange gab, dann ist er jetzt vielleicht bei ihr. Einfach mal aufs Geratewohl – wo, glauben Sie, könnte das sein?«
    »Ich weiß es einfach nicht«, wiederholte Phillip.
    »Nun gut, Mr. Carter«, erklärte Dwyer brüsk. »Werden Sie uns die Genehmigung erteilen, sämtliche Unterlagen von Collins and Carter durchzuforsten, wenn wir es für nötig halten, oder müssen wir uns dazu eine richterliche Verfügung besorgen?«
    »Ich wünschte, Sie würden die Akten durchgehen!«
    fauchte Phillip. »Tun Sie doch, was Sie können, um diese grauenhafte Geschichte abzuschließen, damit anständige Leute wieder ein normales Leben führen können.«
    Auf seiner Rückfahrt zum Büro merkte Phillip Carter, daß er kein Verlangen nach einem einsamen Abend verspürte. Von seinem Wagen aus wählte er erneut Catherines Nummer. Als sie sich meldete, sagte er:
    »Catherine, ich hab’s mir anders überlegt. Wenn du und Mac und Kyle es mit mir aushalten könnt, würde ich sehr gern heute abend mit euch essen.«

    Um drei Uhr rief Meghan von ihrem Hotelzimmer aus zu Hause an. Jetzt war es fünf Uhr in Connecticut, und sie wollte ihre Mutter noch vor dem Abendbetrieb im Gasthof erreichen.
    Es war eine schmerzliche Unterredung. Ohne recht zu wissen, mit welchen Worten sie die Wirkung abmildern könnte, berichtete sie von dem an die Nieren gehenden Treffen mit Frances Grolier. »Es war ziemlich grauenhaft«, schloß sie. »Sie ist natürlich am Boden zerstört. Annie war ihr einziges Kind.«
    »Wie alt war Annie, Meg?« fragte ihre Mutter leise.
    »Ich weiß nicht. Ein bißchen jünger als ich, glaube ich.«
    »Ah ja. Das heißt, sie waren schon jahrelang zusammen.«
    »Ja, das stimmt«, pflichtete Meghan bei und dachte an die Fotos, die sie eben erst gesehen hatte. »Mom, da ist noch was. Frances scheint zu glauben, daß Dad noch lebt.«
    »Sie kann doch nicht glauben, daß er noch lebt!«
    »Tut sie aber. Mehr weiß ich

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