Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das fremde Gesicht

Titel: Das fremde Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
Behälter gefunden worden, was vermuten lasse, daß Petrovics Mangel an medizinischem Fachwissen dazu geführt habe, daß Embryos falsch etikettiert oder gar zerstört worden seien.
    Aus unabhängiger Quelle, deren Identität nicht enthüllt werden dürfe, wisse man, daß zum mindesten Klienten, die für die Aufbewahrung ihrer Embryos beträchtlich zur Kasse gebeten würden, überhöhte Rechnungen erhielten.
    In der schlimmstmöglichen Variante hätten Frauen, die vielleicht keine Eier mehr zur potentiellen Befruchtung erzeugen könnten, ihre Chance zur biologischen Mutterschaft verloren.
    Eine Kopie des Briefes von Edwin Collins, in dem er
    »Dr.« Helene Petrovic nachdrücklich an Dr.
    George
    Manning empfahl, war direkt neben dem Bericht abgedruckt.
    Der Brief war am 21. März vor nunmehr bald sieben Jahren geschrieben worden und trug einen Eingangsstempel vom 22. März.
    Orsini runzelte die Stirn bei der Erinnerung an Collins’
    vorwurfsvolle, zornige Stimme, als er ihn an diesem letzten Abend vom Autotelefon aus anrief. Er starrte auf die Zeitung und Edwins kühne Unterschrift auf dem Empfehlungsbrief. Schweiß stand ihm plötzlich auf der Stirn. Irgendwo hier im Büro oder in den Unterlagen, die Meghan Collins mit nach Hause genommen hat, ist der belastende Beweis, der dieses Kartenhaus zum Einsturz bringen wird, dachte er. Aber wird ihn jemand finden?

    Stundenlang war Bernie nicht in der Lage, die Wut in den Griff zu bekommen, in die der Fahrgast ihn mit seinen Sticheleien versetzt hatte. Sobald seine Mutter am Montag abend zu Bett ging, war er nach unten gelaufen, um die Videos von Meghan abzuspielen. Die Aufzeichnungen von den Nachrichtensendungen enthielten ihre Stimme, aber das Band, das er aus dem Waldstück hinter ihrem Haus aufgenommen hatte, war sein liebstes. Es machte ihn ganz verrückt danach, wieder in ihrer Nähe zu sein.
    Er spielte die Bänder die ganze Nacht hindurch und legte sich erst schlafen, als die Morgendämmerung durch den Schlitz in dem Pappkarton flackerte, mit dem er das schmale Kellerfenster abgedeckt hatte. Mama würde merken, wenn sein Bett unberührt war.
    Er legte sich völlig bekleidet ins Bett und zog sich gerade noch rechtzeitig die Decke über. Das Quietschen der Matratze im Nebenzimmer kündigte an, daß seine Mutter aufwachte. Einige Minuten später ging die Tür zu seinem Raum auf. Er wußte, daß seine Mutter nach ihm schaute. Er hielt die Augen geschlossen. Sie würde nicht annehmen, daß er innerhalb der nächsten Viertelstunde aufwachte.
    Sobald die Tür wieder zu war, hockte er sich im Bett auf und plante seinen Tag.
    Meghan mußte in Connecticut sein. Aber wo? Bei sich zu Hause? Im Gasthof? Vielleicht ging sie ja ihrer Mutter bei der Leitung des Gasthofs zur Hand. Wie stand es mit dem New Yorker Apartment? Vielleicht war sie dort.
    Pünktlich um sieben stand er auf, zog sich Pullover und Hemd aus und statt dessen das Pyjamaoberteil über, falls Mama ihn zu sehen bekam, und ging ins Bad. Dort spritzte er sich Wasser über Gesicht und Hände, rasierte sich, putzte sich die Zähne und kämmte sich. Er lächelte sein Ebenbild im Spiegel des Arzneischränkchens an. Alle hatten immer gesagt, er habe ein warmes Lächeln. Das Problem war nur, daß sich die Silberschicht hinten am Glas ablöste und der Spiegel ein verzerrtes Bild wiedergab, genau wie die auf den Rummelplätzen. Jetzt sah er nicht warmherzig und freundlich aus.
    Wie Mama es ihm beigebracht hatte, bückte er sich dann nach dem Reinigungsmittel, schüttelte eine großzügige Menge des sandigen Pulvers ins Waschbecken, rieb es kräftig mit einem Schwamm ab, spülte nach und trocknete das Becken mit dem Lappen, den Mama stets säuberlich gefaltet über den Rand der Badewanne legte.
    Im Schlafzimmer machte er sein Bett, faltete das Pyjamaoberteil, zog ein sauberes Hemd an und brachte das schmutzige zum Wäschekorb.
    Heute hatte Mama Kleieflocken in seine Schüssel getan.
    »Du siehst müde aus, Bernard«, sagte sie scharf.
    »Bekommst du auch genug Schlaf?«
    »Ja, Mama.«
    »Wann bist du denn ins Bett gegangen?«
    »Ach, so um elf Uhr.«
    »Ich bin um halb zwölf aufgewacht, weil ich auf die Toilette mußte. Da warst du nicht im Bett.«
    »Vielleicht war’s ja ein bißchen später, Mama.«
    »Mir kam es so vor, als hätte ich deine Stimme gehört.
    Hast du mit jemand geredet?«
    »Nein, Mama. Mit wem sollte ich denn reden?«
    »Ich dachte, ich hätte eine Frauenstimme gehört.«
    »Mama, das war der

Weitere Kostenlose Bücher