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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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und Ihnen einen Hausschlüssel gegeben hat?«
    »Sie hatte überhaupt keine Ähnlichkeit mit Dr. Gane«, bestätigte Jackie empört.
    »Die echte Selina Gane war die Frau, der Sie begegneten, als Sie ein paar Tage später mit dem Ehepaar French auftauchten?«
    »Genau eine Woche später«, warf Grint ein. »Am Mittwoch, den 7. Juli.«
    »Ich hätte es wissen müssen, als ich dieses blöde Passfoto sah.« Jackie presste die Lippen zusammen. »Selina Gane ist blond und hübsch. Die andere Frau war dunkelhaarig und … sah irgendwie streng aus, aber man denkt ja nicht groß darüber nach, oder? Wenn einem jemand ein Passfoto zeigt und erzählt: ›Früher habe ich mir die Haare blond gefärbt‹, glaubt man das, oder? Man denkt nicht: Ob diese Frau sich wohl als jemand anderes ausgibt? Ich hatte keinen Grund, misstrauisch zu werden. Liebe Güte, sie hatte einen Schlüssel für das Haus – sie machte mir die Tür auf, als ich kam. Selbstverständlich bin ich da davon ausgegangen, dass es ihr Pass und ihr Haus war – wer hätte das nicht getan? Wer übergibt denn ein Haus, das ihm gar nicht gehört, einem Makler? Ich meine, warum sollte irgendjemand so was tun?«
    Warum sollte jemand das Foto eines Mordopfers in ein Immobilienportal stellen?
    »Warum hat hat sie Ihnen ihren Pass gezeigt?« Sam entschied sich für eine einfachere Frage.
    »Jeder, der über uns ein Haus verkaufen will, muss sich ausweisen. Damit wir wissen, dass die Leute auch die sind, für die sie sich ausgeben.« Falls Jackie sich der Ironie dieser Bemerkung bewusst war, verbarg sie es gut.
    »Sie sagen, sie war dunkelhaarig, die Frau, die nicht Selina Gane war. Was für eine Figur hatte sie – klein, groß, dick, dünn?«
    »Klein und dünn. Zierlich.«
    Sam merkte, wie etwas in seinem Kopf klick machte, bevor er erkannte warum. Dann hatte er es: zierlich. Connie Bowskill hatte dieses Wort ebenfalls verwendet. Eine zierliche, dunkelhaarige Frau …
    Irgendeine Frau ist hingegangen und hat ihr Haus einem Makler übergeben, ohne ihr was davon zu sagen. Das waren Jackies Worte gewesen.
    Irgendeine Frau …
    »Jackie, die Frau, die Sie auf dem virtuellen Rundgang gesehen haben, die Frau, die mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden lag – könnte das die Frau gewesen sein, die Sie dort begrüßt hat, die Frau, die sich als Selina Gane ausgab?«
    Jackie runzelte die Stirn. »Nein. Das glaube ich nicht, nein. Die Tote – man konnte ihre Beine sehen. Ihre Haut war dunkler. Die Frau, die ich getroffen habe, war blass. Und sie trug einen Ehering, aber einen ganz schmalen – nicht viel breiter als ein Dosenring. Die Tote trug einen breiten Ehering.«
    »Sind Sie sicher?«, fragte Sam.
    Jackie tippte mit dem Finger gegen einen ihrer Ohrringe – den, den sie benutzt hatte, um ihre Fingernägel zu säubern. »Auf Schmuck achte ich immer«, verkündete sie stolz.
    Selbst wenn eine abgeschlachtete Frau auf demselben Foto um deine Aufmerksamkeit wetteifert? Sam fiel auf, dass Jackie selbst keinen Ehering trug. Der unglückliche Mann, der ihr eines Tages einen Ring anstecken würde, tat ihm leid.
    »Die echte Selina Gane trägt keinen Ehering«, fügte Jackie hinzu. »Sie ist nicht verheiratet. Ich glaube, sie ist andersrum – nur so ein Gefühl.«
    Blasse Haut. Schmaler Ehering. Sam warf einen Blick auf Grint und sah, dass sein Kollege mit hochgezogenen Schultern dasaß und die Stirn runzelte. Connie Bowskill war zierlich, hatte blasse Haut und trug einen sehr schmalen Ehering. Sam zuckte unwillkürlich zusammen. Warum sollte Connie Bowskill sich für Selina Gane ausgeben und Bentley Grove 11 zum Verkauf anbieten? Weil sie annahm, dass Selina dort mit Kit zusammenlebte? Als Erklärung gefiel Sam das nicht sonderlich – die Logik dahinter war viel zu verschwommen. Es war kaum das Erste, was einem einfallen würde, wenn man sich in einer derartigen Situation befand. Wenn Connie die dunkelhaarige Frau war, der Jackie in Nummer 11 begegnet war – wie war sie an die Hausschlüssel gekommen?
    Grint war aufgestanden und hinkte durch den Raum. »Mein Fuß ist eingeschlafen«, erklärte er. »Jackie, glauben Sie, Sie würden ihr Gesicht wiedererkennen, wenn Sie sie wiedersähen? Die Frau, die sich für Selina Gane ausgegeben hat?«
    »Ganz bestimmt. Ich bin gut mit Gesichtern.«
    Darüber ließe sich streiten, dachte Sam, immerhin war sie auf das Passfoto hereingefallen. Als er aufblickte, stellte er fest, dass Jackie ihn ansah, das Gesicht zu einer Maske der

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