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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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Domingos Telefon auf die Ladestation zurück. »Sie können gar nichts kaputt machen«, sagte er. »Abgesehen von ihren eigenen Beziehungen, und das ist ganz allein ihre Sache.«
    »Das sind ja ganz neue Töne! Gestern Nacht hast du noch gesagt, für dich würde der Tag unserer Hochzeit immer der Tag bleiben, an dem –«
    »Nein, das hast du gesagt. Um mir dann zu versichern, dass ich mich ebenso fühle – im Stich gelassen, mitschuldig.«
    »Tust du das denn nicht? Es war unsere Hochzeit. Sie hatten kein Recht, es zu irgendwas anderem zu machen.«
    Simon schob sich an Charlie vorbei, hinaus ins Sonnenlicht. »Die Einzigen, die etwas kaputt machen können, das uns gehört, sind du und ich. Wenn du nicht willst, dass unsere Hochzeitsreise ruiniert wird, hör auf, davon zu reden, dass wir früher heimfahren.«
    »Das ist doch … du bringst da zwei Dinge durcheinander, die absolut nichts miteinander zu tun haben!«
    »Tue ich das?« Simon schob einen Ast zur Seite. Orangenblütenblätter fielen Charlie ins Gesicht, sie wischte sie weg.
    »Gestern Nacht hast du gesagt, dass du jeden Respekt vor den beiden verloren hast.« Sie musste laufen, um ihn einzuholen. »War das eine Lüge? Hast du ihnen bereits vergeben?«
    »Es ist nicht an mir, zu vergeben oder nicht zu vergeben. Es stimmt, ich halte weniger von ihnen. Gibbs ist verheiratet, und Liv wird bald heiraten. Sie hätten das nicht tun dürfen.«
    »Eben am Telefon hörte es sich aber gar nicht so an, als würdest du weniger von Gibbs halten. Du hast dich angehört wie immer.«
    »Muss er denn unbedingt wissen, was ich denke?« Simon setzte sich auf die Stufen des Pools und stellte die bloßen Füße ins knöcheltiefe Wasser. »Das hält mich doch nicht davon ab, es zu denken.«
    Charlie schloss die Augen. Nichts, was sie sagen konnte, würde irgendwas ändern. Simon und Gibbs würden weitermachen, als wäre gar nichts passiert – sie würden über ihre Fälle reden, über Proust herziehen und zusammen in der »Brown Cow« einen trinken. Was hatte sie denn erwartet, dass Simon Stellung beziehen würde? Dass er sich weigern würde, auch nur ein Wort mit Gibbs zu wechseln, bis der sich entschuldigte und versprach, Liv in Ruhe zu lassen?
    Wie alle Kollegen in Spilling wusste Gibbs, was auf der Feier von Sellers’ vierzigstem Geburtstag passiert war. Er wusste, dass Simon und Charlie zusammen in einem Schlafzimmer gewesen waren, bis Simon seine Meinung geändert hatte und weggelaufen war, wobei er die Tür weit offen stehen ließ und Charlie nackt auf dem Boden landete. Stacey, Sellers’ Frau, war mit drei Freundinnen auf dem Flur gewesen und hatte alles mitbekommen. Bei den Kollegen hatte Charlie alle Anspielungen auf den Vorfall mit einem Lachen abgetan, und außerhalb des Kollegenkreises hatte sie es nie jemandem erzählt. Ihre Schwester wusste nichts davon. Noch nicht.
    »Ich halte nichts von kollektiver Verantwortung«, sagte Simon. »Gibbs ist derjenige, der Debbie betrügt. Er und Liv kennen sich. Wie oft waren sie mit uns zusammen im Pub, ohne Debbie oder diesen Volltrottel Dom Lund? Es hätte jederzeit passieren können – dazu brauchte es unsere Hochzeit nicht.«
    »Und wenn Debbie herausfindet, dass wir Bescheid wissen, ihr aber nichts gesagt haben?«
    Simon schaute auf und schirmte die Augen mit der Hand vor der Sonne ab. »Warum sollten wir es ihr sagen? Es geht uns nichts an.«
    Es war, als wollte man einem Außerirdischen erklären, wie es auf dem Planeten Erde so lief. Charlie holte tief Luft. »Liv ist meine Schwester. Wenn die Sache rauskommt, werden alle annehmen, dass ich auf ihrer Seite bin.«
    »Denen kannst du ja sagen, was du gestern Nacht zu mir gesagt hast, dass du diese fette, verräterische Schlampe nie wieder sehen willst.«
    »Das habe ich gesagt?«
    »Mich hat es überzeugt«, bemerkte Simon. »Ich glaube nicht, dass irgendjemand es anzweifeln würde.«
    Charlie hasste es, an das erinnert zu werden, was sie über ihre eigene Schwester gesagt hatte. Aber wessen Schuld war das? Wer hatte sie dazu gebracht, so etwas zu sagen? »Debbie ist beliebt«, sorgte sie sich. »Ihre Freundinnen sind alle Polizistenfrauen – die Frau von Meakin, die Frau von Zlosnik, von Ed Butler – Debbie ist ein wesentlicher Teil dieses … Netzwerks. Sie und Lizzie Proust besuchen denselben Aquafit-Kurs bei Waterfront. Wenn es um Stacey Sellers ginge, würde ich mir keine solchen Sorgen machen – die hält jeder für eine blöde Ziege. Und sie hat keine

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