Das fremde Haus
Dinge auszugeben, die einem wichtig sind. Ich nehme an, wenn ich buchstäblich mittellos dastehe, wird die Regierung mir eine Wohnung stellen müssen – ein Zimmer in einer Pension, eine Sozialwohnung, Sozialhilfe. Ich würde nicht verhungern.«
»Deine Zahlen stimmen nicht«, sagt Kit triumphierend, ein höhnisches Grinsen im Gesicht. Das sollte er aber besser wissen. Wann hätten meine Zahlen je nicht gestimmt? Hysterie wallt in mir auf. Vielleicht ist mein Leben ein Scherbenhaufen, aber meine buchhalterischen Fähigkeiten sind unangefochten. Jippie. »Du redest von einer Hypothek über neunhunderttausend Pfund, aber in deinem Brief bietest du 1,2 Millionen.« Kit klatscht erneut mit dem Handrücken auf den Umschlag. »Woher sollen die fehlenden dreihunderttausend kommen?«
»Aus dem Verkauf von Melrose Cottage. Du hast eben davon gesprochen, einen Käufer herbeizuzaubern? Genau das habe ich getan. Einen sicheren Käufer, der uns nicht im Stich lassen wird, sodass wir das Geschäft mit Selina Gane sofort abschließen können und wissen, dass es nicht platzen wird.«
»An wen denn? Du redest gequirlte Scheiße! Du hattest überhaupt keine Zeit, einen Käufer zu finden. Das Haus ist noch nicht mal auf dem Markt! Deine Eltern werden dir garantiert nicht dabei helfen, dich finanziell zu ruinieren – sie würden einmütig einen Herzinfarkt bekommen und tot umfallen, wenn sie hören könnten, was ich gerade zu hören bekommen habe. Fran und Anton haben kein Geld. Also wer soll dieser Scheiß-Käufer sein, Connie? Du leidest doch unter Wahnvorstellungen!«
»Wir werden Melrose Cottage an uns selbst verkaufen. An Nulli.«
Keine Reaktion.
Ich mache weiter. »Nulli hat momentan etwa hundertfünfzigtausend auf dem Konto. Rechtlich gesehen ist Nulli eine eigenständige juristische Person, obwohl wir die Firma besitzen. Die Firma kann in ihrem eigenen Namen Geld aufnehmen. So wird es laufen: Nulli kauft Melrose Cottage für dreihunderttausend Pfund. Ich weiß nicht, vielleicht könnte Nulli sogar noch ein wenig höher gehen – sagen wir, auf dreihundertzwanzigtausend oder dreihundertfünfzigtausend Pfund. Ja, wenn ich es recht bedenke, glaube ich, Nulli wird so überwältigt von unserer hochwertigen Inneneinrichtung sein, dass es gar nicht anders kann, als fünfzigtausend zusätzlich zu bieten, um die Konkurrenz auszuschalten. Der Gutachter wird mitgeteilt bekommen, dass das der Kaufpreis ist, auf den Verkäufer und Käufer sich geeinigt haben. Er wird es nicht infrage stellen – dreihundertfünfzigtausend Pfund, das ist nicht undenkbar für unser Haus, nach all der Arbeit, die wir hineingesteckt haben.«
»Der Arbeit, die ich hineingesteckt habe«, murmelt Kit.
Das will ich nicht bestreiten. Es ist ein berechtigter Einwand. »Nulli hat einhunderttausend Pfund als Eigenkapitel und nimmt zweihunderttausend Pfund auf«, fahre ich fort. »Die fünfzigtausend, die auf dem Firmenkonto verbleiben, werden reichen, um die Steuern und Notarkosten abzudecken – vielleicht bleibt sogar noch etwas für unsere Gehälter übrig.« Du musst lachen, oder, Kit? Um nicht zu weinen. »Sobald Melrose Cottage in den Besitz von Nulli übergegangen ist, wird das Haus zum Verkauf ausgeschrieben. Es sollte nicht allzu lange dauern, bis sich ein Käufer gefunden hat. Einer von meinen ehemaligen Mitschülern wird es kaufen, oder einer der Freunde meiner Eltern, deren Kinder aus dem Haus sind und die sich verkleinern wollen. Und wir haben eine hübsche Summe aus dem Hausverkauf – dreihundertfünfzigtausend Pfund in Cash. Dreihunderttausend haben wir dann als Eigenkapital für den Kauf von Bentley Grove 11, und wir nehmen einen Kredit über neunhunderttausend auf. Nein«, korrigiere ich mich selbst. »Entschuldige. Wir haben zweitausendneunhundert als Eigenkapital und nehmen einen Kredit über neunhundertzehntausend auf. Die sechzigtausend aus dem Verkauf von Melrose, die wir nicht als Eigenkapital nehmen, werden für die Steuern und Notarkosten draufgehen, die enorm sein werden. Sobald Melrose an einen real existierenden Käufer gegangen ist, bekommt Nulli die zweihundertneunzigtausend zurück und steht lediglich mit einem Minus von sechzigtausend da. Und im Grunde ist es auch kein Minus, weil ja wir Nulli sind, wir haben die sechzigtausend bereits gewinnbringend eingesetzt. Abgesehen von allem anderen ist das ein brillanter Plan, steuerfrei eine Riesensumme Geld aus der Firma zu entnehmen.«
Kit schweigt, blinzelt nicht einmal. Vielleicht
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