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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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offensichtlich, dass Simon nicht zu bremsen war.
    »Basil Lambert-Wall irrt sich, wenn er meint, dass Bowskill der Mann war, der ihm seine Alarmanlage eingebaut hat – das wissen wir. Aber könnte er ihn vielleicht trotzdem gesehen haben? Könnte es nicht sein, dass er Kit Bowskill mit dem Tag assoziiert, an dem seine Alarmanlage eingebaut wurde? Könnte es nicht sein, dass an diesem Tag noch etwas anderes vorgefallen ist und der Professor die beiden Dinge durcheinanderbringt? Überleg doch mal – so muss es sein! Warum sonst sollte er sich so sicher sein, dass Kit Bowskill seine Alarmanlage eingebaut hat, obwohl das nicht stimmt?«
    Weil er alt und tatterig ist und sich schlicht und einfach geirrt hat? Charlie machte sich nicht die Mühe, das laut auszusprechen. Wenn Simon in diesem Zustand war, hatte es keinen Sinn, mit ihm diskutieren zu wollen.
    Sie hörte ein Klicken, dann war die Leitung tot. Entlassen. Jetzt war Professor Sir Basil an der Reihe, spätabends noch gestört zu werden, der arme alte Kerl. Es erschien Charlie merkwürdig, dass sie so genau wusste, was gleich mit ihm passieren würde, während er selbst keine Ahnung hatte. Hoffentlich schlief er nicht schon.
    Seufzend griff sie nach der Fernbedienung, drückte auf »Play« und streckte sich auf dem Sofa aus, um sich den Rest ihres Films anzusehen. Alice Fancourt konnte bis morgen warten. Simon hatte seine Grundsätze, und Charlie auch: Leute, die Telefonanrufe beendeten, ohne sich zu verabschieden, verdienten es nicht, dass man ihre Aufträge sofort ausführte.
***
    »Sam.« Kate Kombothekra nahm ihrem Mann das Telefon weg und legte es auf den Couchtisch zwischen ihnen. Sie trug ihren gelben Schlafanzug und hielt eine Rolle Frischhaltefolie in der Hand. »Könntest du mir mal für fünf Sekunden deine Aufmerksamkeit schenken? Glaubst du, du schaffst das?«
    »Tut mir leid.«
    »Hast du daran gedacht, neues Druckerpapier zu besorgen?«
    »Nein, tut mir leid. Mache ich morgen.«
    »Hast du im Rathaus angerufen?«
    »Sollte ich das?«
    »Ja. Um dich nach einer Hilfe für den Garten zu erkundigen, nach den Stundenlöhnen.«
    »Ach ja. Nein. Tut mir leid.«
    Kate seufzte. »Schön, nur noch eine Frage, und das auch nur, weil ich so wahnsinnig gern ein ›Ja‹ hören würde. Gehe ich richtig in der Annahme, dass du es versäumt hast, alle vier Dinge zu erledigen, die du heute eigentlich erledigen wolltest?«
    »Das war Connie Bowskill am Telefon«, sagte Sam. »Sie wollte, dass ich Grint nach der Telefonnummer von Jackie Napier frage.« Kein unverständliches Ansinnen unter den Umständen.
    »Nicht das schon wieder!« Kate schlug rhythmisch mit der Rolle Frischhaltefolie gegen die Handfläche der linken Hand. Man hätte es zweifellos als bedrohliche Geste bezeichnen müssen, wäre die Waffe weniger harmlos gewesen. »Vergiss Connie Bowskill. Komm und hilf mir, die Sachen von den Jungs für morgen fertig zu machen. Ich habe fast alle Brote geschmiert – du könntest die großen Rucksäcke aus dem Keller holen. Die Tarnrucksäcke, du weißt schon.« Kate untermalte ihre Aufforderung pantomimisch: eine sitzende Person, die aufspringt und losläuft.
    Sam rührte sich nicht. »Sie wohnt im Doubletree«, sagte er. »Im selben Hotel wie Selina Gane.« Er konnte nicht genau sagen, warum die räumliche Nähe der beiden Frauen ihn so beunruhigte. Hatte er Angst, dass Connie etwas anstellen könnte? Nein. Sie war nicht gewalttätig. Aber verzweifelt. Und der größte Teil der Gewalt, die Sam im Laufe der Jahre erlebt hatte, war aus Verzweiflung geboren worden.
    Er unterdrückte den Impuls, Grint anzurufen und ihn zu bitten, zum Hotel zu fahren. Was sollte er auch machen, wenn er dort war? Es war verrückt. Genauso verrückt wie Sams Hoffnung, dass Connie nicht mit Jackie Napier sprechen würde. Er fühlte sich ungern als Kontrollfreak – als jemand, der Entscheidungen für andere Leute trifft und das mit der Entschuldigung rechtfertigt, dass es zu ihrem eigenen Besten geschehe. Warum hatte er Connie nicht einfach gesagt, dass Jackie für das Maklerbüro Blydon & Schadow arbeitete und es nicht nötig war, Grint deswegen zu behelligen – Connie konnte Jackie im Büro anrufen, wenn sie mit ihr sprechen wollte. Es war doch ganz natürlich, dass Connie sich mit dem einzigen Menschen auf der Welt in Verbindung setzen wollte, der ihr garantiert glauben würde, der Frau, die das gesehen hatte, was sie auch gesehen hatte. An ihrer Stelle hätte Sam ebenfalls den Wunsch

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