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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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Mal gestellt habe. Ich sollte mir den Satz auf ein T-Shirt drucken lassen.
    »Nichts. Sorry.« Sie wirkt immer noch besorgt. »Ich habe nur gerade gedacht, dass ich meine Freunde in letzter Zeit vernachlässigt habe – alle meine Freunde. Zu viel zu tun.«
    Ich nicke und tue so, als würde die Erklärung mich zufriedenstellen.
    »Apropos Hypothek, werden Sie eine brauchen? Angenommen, ich stimme zu und verkaufe Ihnen das Haus.«
    Das würde ich, bestätige ich, füge aber hinzu, dass das schnell geklärt sein wird. Hoffentlich stimmt das. »Ein besseres Angebot werden Sie nicht bekommen«, sage ich.
    »Es ist Ihnen wirklich ernst damit?«
    »Absolut.«
    »Ich werde Sie nicht fragen, warum Sie das tun wollen«, meint sie. »Wenn Sie wirklich das gesehen haben, was Sie sagen …« Sie hält inne und schüttelt den Kopf. »Ich sagte, ich würde nicht fragen, und das werde ich auch nicht. Wenn Sie das Haus wollen, wenn es kein Witz ist, können Sie es haben. Je eher ich es los bin und nichts mehr damit zu tun habe, desto besser.«
    Ich muss unwillkürlich lächeln. »Eine unkonventionelle Verkaufstaktik«, bemerke ich. »Wenn Sie sagen, dass ich es haben kann, meinen Sie …«
    »Für 1,2 Millionen«, entgegnet sie rasch. »Das war Ihr Angebot.«
    »Ich wollte nur sichergehen, dass Sie es nicht verschenken wollen.«
    »Ich gebe Ihnen Namen und Telefonnummer meines Notars – bitten Sie doch Ihren Notar, mir sobald wie möglich ein offizielles Angebot zukommen zu lassen.« Sie leert ihr Glas und stellt es auf der Arbeitsplatte ab. »Soll ich Sie herumführen? Oder ist das Zeitverschwendung? Wahrscheinlich ist Ihnen egal, wie die Räume aussehen. Sie wollen das Haus kaufen, weil sie glauben, dass hier jemand ermordet worden sein könnte – aus demselben Grund, aus dem ich es verkaufen will.«
    Ich finde es nicht die Mühe wert, mich zu verteidigen. Wenn sie unbedingt denken will, dass ich das tun will, weil ich nach Makabren giere, soll sie doch. »Doch, ich würde mich gern umsehen«, erwidere ich nur.
    »Dann bringen wir es hinter uns«, sagt sie brüsk. »Ich muss hier raus.«
    Während wir im Erdgeschoss von Zimmer zu Zimmer gehen, schweigt sie. Sagt kein Wort. Vor jeder Tür zögert sie kurz, als hätte sie Angst, sie zu öffnen. Es gibt einen Wintergarten, der auf den Fotos auf der Website nicht zu sehen war – aus Kunststoff, nicht aus Holz. Kit würde ihn grässlich finden.
    Am Fuß der Treppe sagt Selina: »Wenn Sie irgendwelche Fragen haben, fragen Sie.«
    »Das habe ich bereits getan«, entgegne ich.
    »Ich meinte über das Haus – die Zentralheizung, die Alarmanlage …«
    »Solche Sachen interessieren mich nicht.«
    Ich folge ihr nach oben. Ich schaue mich in einem Zimmer nach dem anderen um, gespielt aufmerksam, obwohl ich eigentlich gar nichts von dem wahrnehme, was vor mir ist. Ich muss immer noch an den Porzellanbecher mit den roten Federn denken, an den harten Gegenstand darin, der das klirrende Geräusch verursacht hatte.
    Als Selina mich ins Badezimmer führt, rufe ich: »Oh, Moment mal. Ich höre mein Handy klingeln, es ist in meiner Handtasche – ich lauf schnell mal runter und geh ran.« Ohne ihre Reaktion abzuwarten, drehe ich mich um und laufe rasch die Treppe hinab.
    An der Schwelle zur Küche bleibe ich wie erstarrt stehen. Habe ich in meinem Brief erwähnt, dass ich mein Handy zertrümmert habe? Nein, ich glaube nicht. Ich habe sie gebeten, in meinem Hotelzimmer anzurufen, aber nicht erklärend hinzugefügt, dass ich kein Handy habe.
    Ich trete zu dem Becher mit den roten Federn. Meine Hand zittert, als ich ihn vom Regal nehme und hineinschaue. Es ist kein weißer Knopf darin, keine weiße Scheibe, nur Schlüssel mit einem Schlüsselanhänger aus gelbem Plastik. Das Hämmern meines Herzens dröhnt in meinen Ohren. Auf dem Schlüsselanhänger ist ein Etikett, auf dem mit kleiner Handschrift etwas geschrieben steht. Ich ziehe es heraus, sehr behutsam, damit die Schlüssel nicht an die Becherinnenseite stoßen, und betrachte es genauer.
    Ich lese es wieder und wieder. Mein Blick rast über die kleinen Druckbuchstaben. Das kann unmöglich das bedeuten, was ich glaube. Doch, so muss es sein. Warum sonst hätte Selina vorhin zu dem Becher hinschauen sollen, warum hat sie nachgesehen, ob die Schlüssel noch da waren? Ein lautes Dröhnen erfüllt meinen Kopf. Mein Atem beschleunigt sich. Ich kann ihn nicht steuern. Er rennt mir davon.
    O mein Gott.
    Ich denke an das, was ich Alice über die Namen

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