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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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Geburtstag. Sein Geschenk für sie war ein Kleid, das gleiche Kleid, das sie bei dem virtuellen Rundgang an der Toten gesehen hatte – andere Farben, aber das gleiche Modell. Ich dürfte Ihnen das eigentlich gar nicht erzählen.«
    »Sie haben also gestern mit ihr gesprochen«, stellte Charlie fest. Wie kam es nur, dass sämtliche Behauptungen von Connie – gegenüber Simon, Sam, Alice – solch ein gigantisches Aussetzen des Zweifels erforderten? Die Frau ist eine pathologische Lügnerin, daran liegt es. »Worüber haben Sie sonst noch gesprochen, abgesehen von dem Kleid?«
    »Connies Ängste, darüber, wie unglücklich sie ist, ihre Verdächtigungen – wie immer. Unsere Sitzungen sind nie einfach, aber … Vorher hatte ich noch nie Angst um sie, aber diesmal sagte sie zwei Dinge, die … Ich weiß nicht, diese Sache mit dem Kleid hat mich wirklich erschüttert. Ich hatte gestern Nacht einen Albtraum – ich wusste, dass es ein Albtraum war, obwohl alles darin wirklich passiert ist. Ich habe von meiner Sitzung mit Connie geträumt, genau so, wie sie verlaufen ist: Connie saß in meinem Sprechzimmer und erzählte mir, das eine Kleid sei blau und rosa, das andere grün und mauve.« Alice schauderte. »Manchmal scheint alles Böse in den kleinsten Details zu stecken.«
    Charlie wusste, was sie meinte, und wünschte, sie täte es nicht.
    »Ich kann nicht aufhören, an Kit zu denken – einen Mann, dem ich nie begegnet bin –, wie er mit zwei Kleidern zur Kasse geht, je eins für seine beiden Frauen. Eine endet tot auf einem Teppich irgendwo in Cambridge – was wird mit der anderen passieren?« Alice drehte sich zu Charlie um und legte ihr die Hand auf den Arm. Ihr Gesicht war bleich im Kontrast mit dem roten Lippenstift. »Wo ist sie? Warum geht sie nicht ans Telefon?«
    »Es waren zwei Dinge, sagten Sie.« Charlie erkannte, dass sie im Vorteil war. Sie war diejenige, der es am wenigsten am Herzen lag. Und sie fühlte sich ausgeschlossen. Simon machte sich Sorgen um Connie Bowskill, Alice sogar noch mehr. Sie könnten zusammenkommen und eine Panikparty feiern. Charlie, die ebenso überzeugt war wie eh und je, dass die durchgeknallte Connie Unsinn redete, würde nicht eingeladen werden. »Was hat Connie noch gesagt, das Ihnen Angst gemacht hat?«, fragte sie Alice.
    »So aus dem Zusammenhang gerissen ergibt es keinen Sinn: ›das Todesknopf-Zentrum‹.«
    Charlie lachte. »Das was?«
    »Ich war nicht die Einzige, die Angst hatte. Irgendwas ist Connie klar geworden, als sie das sagte – irgendetwas ist ihr eingefallen. Ich konnte sehen, wie es ihr dämmerte. Es war, als hätte sie einen Geist in ihrem eigenen Kopf gesehen. Sie lief los – sie ist buchstäblich weggerannt.«
    »Das Todesknopf-Zentrum?«
    »Connie und Kit wären 2003 fast nach Cambridge gezogen. Das Haus, das sie kaufen wollten, lag direkt neben einer Schule, dem Beth Dutton-Zentrum. Connie war gestresst durch die Aussicht, ihre Familie verlassen zu müssen. Sie setzte sich in den Kopf, dass sie nicht in einem Haus leben konnte, das keinen Namen hatte.«
    »Keinen Namen?«
    »Sie wissen schon: The Beeches, The Poplars, Summerfields …«
    »Verstehe«, sagte Charlie. Wirklich? Nein, nicht so richtig. Eigentlich überhaupt nicht. »Warum konnte sie nicht in einem Haus leben, das keinen Namen hatte?« Das taten viele Leute, eigentlich die meisten.
    »Es war nur eine Ausrede. Connie hat ihr ganzes Leben in Little Holling verbracht, wo alle Häuser Namen haben – so ist sie es gewöhnt. Sie fürchtete sich davor, den einzigen Ort zu verlassen, den sie je kennengelernt hatte, und schämte sich, das zuzugeben. Sie und Kit hatten ein Haus gefunden – das perfekte Haus, so nannte sie es –, und sie sagte zu ihm, sie könne es nur kaufen, wenn sie ihm einen Namen geben konnte. Direkt nebenan war das Beth Dutton-Zentrum, und Kit schlug spaßeshalber vor, das Haus das Death Button-Zentrum zu nennen – das Todesknopf-Zentrum. Er fragte sie, ob das die Leute vom Beth Dutton-Zentrum wohl ärgern würde, und den Postboten.«
    Charlie wandte sich ab, um ein Lächeln zu verbergen. Sollten Alice und Connie das furchteinflößend finden, wenn sie wollten. Sie behielt sich das Recht vor, es amüsant zu finden. »Sie glauben also, Connie ist etwas klar geworden, als sie Ihnen das erzählte? Etwas, das ihr solche Angst einflößte, das sie fortrannte?«
    »Da bin ich ganz sicher. Ich gehe unser Gespräch ständig im Kopf noch mal durch – es gab nichts anderes, das

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