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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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von Bentley Grove 11, Nullis Eintragungsurkunde von der Handelsregisterbehörde in ihrem zerschmetterten Glasrahmen, schmiedeeiserne Gitter, Pardoner Lane, das Beth Dutton-Zentrum, der verrottete Kohlkopf, den meine Mutter im Schrank unter der Treppe fand, der gelbe Schlüsselanhänger in meiner Tasche, rote Federn auf dem Becher in Selina Ganes Küche, ihre Landkarte von Cambridgeshire mit dem leeren Wappen. Leeres Wappen-Syndrom, denke ich und lache laut auf.
    Ich halte vor dem Haus und blicke auf die Uhr am Armaturenbrett. Die Fahrt vom Parkhochhaus bis hierher hat zehn Minuten gedauert. Mir kam es eher wie zehn Stunden vor.
    Der Schlüssel passt, weil ich keine Zeit damit verschwende, mich zu fragen, ob er passen wird oder nicht. Natürlich passt er. Ich habe vergessen, gegenüber Alison Laskey zu erwähnen, wie absolut sicher ich mir bin, dass ich richtigliege.
    Ich öffne die Haustür und trete ein. Der Geruch lässt mich würgen: menschliche Ausscheidungen. Und etwas noch Schlimmeres liegt darunter. To d. Ich habe das noch nie gerochen, aber ich erkenne es augenblicklich.
    Das ist echt .
    Etwas in mir schreit: Raus hier, lauf weg, so weit wie du kannst. Ich sehe mehrere Dinge auf einmal: den weißen Knopf, der oben auf dem ersten Treppenpfosten befestigt ist, ein Telefon auf einem Tischchen im Flur, bei der Treppe blutbespritzte Papiere, die auf dem Boden unter dem Tischchen verteilt sind, eine rosa Jeansjacke, die direkt hinter der Haustür liegt. Ich hebe sie auf und durchsuche die Taschen. Eine ist leer. In der anderen sind zwei Schlüssel – einer hängt an einem Blydon & Schadow-Schlüsselring, an dem anderen ist ein Papieretikett angebracht, wie ein Anhänger, den man auf ein Geschenk klebt. Darauf hat jemand geschrieben: Selina, Nr. 11.
    Mein Kopf schwirrt, als ich krampfhaft versuche, das zu begreifen. Dann verstehe ich, dass es kein großes Geheimnis ist, sondern furchtbar einfach: Wenn man jemandem seinen Hausschlüssel gibt, bekommt man meistens auch dessen Hausschlüssel. Dann ist man abgesichert, wenn man sich mal ausschließt.
    Ruf die Polizei an. Nimm das Telefon und wähle 999.
    Ich konzentriere mich auf jede Bewegung, die mein Körper macht, setze einen Fuß vor den anderen und fange an, den Flur zu durchqueren, den Blick auf mein Ziel gerichtet. Es sind zwölf Schritte bis zum Telefon, nicht mehr. Ich bleibe stehen, als ich an einer offenen Tür vorbeikomme, weil etwas am Rand meines Gesichtsfeldes aufblitzt – etwas Rotes, Großes. Mein Kopf ist so schwer, ich kann ihn nicht drehen, und mein Nacken ist zu steif. Langsam drehe ich meinen ganzen Körper, bis ich ins Wohnzimmer hineinsehen kann.
    Ich schaue auf meinen See aus Blut. Meinen und Jackie Napiers, sollte ich wohl sagen, sie und ich waren ja die Einzigen, die es gesehen haben. Die Lache ist jetzt dunkler, eingetrocknet wie Farbe. Mitten in der Blutlache liegt eine Frau auf dem Bauch, den Kopf zur Seite gedreht, von mir abgewandt. Die Position des Kopfes ist nicht der einzige Unterschied. Ihr Haar ist ordentlicher als auf dem Foto, das ich bei Roundthehouses gesehen habe. Fast zu ordentlich, als hätte jemand es gebürstet, während sie dort lag. Und sie trägt nicht das grünlila Sanduhr-Kleid, sondern ein ärmelloses rosa Top, einen schwarzweiß gemusterten Rock und rosa Pumps. Die rosa Jacke im Flur muss ebenfalls ihr gehören. Neben ihr, als wäre sie ihr beim Fallen von der Schulter geglitten, liegt eine bunte Stoff-Handtasche mit Blümchenmuster.
    Kein Ehering an der linken Hand.
    Panischer Schrecken durchzuckt mich. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Die Polizei anrufen? Überprüfen, ob sie noch lebt?
    Verschwinde aus diesem Haus.
    Aber ich kann nicht. Ich kann sie nicht einfach dort liegen lassen.
    Ich weiß nicht, wie lange ich dort stehe – es könnte eine halbe Sekunde sein, zehn Sekunden, zehn Minuten. Schließlich zwinge ich mich, das Wohnzimmer zu betreten. Wenn ich um den See aus Blut herumgehe und ans Fenster trete, werde ich ihr Gesicht sehen können. Wenn ich um die Blutlache herumgehe. Wenn ich um sie herumgehe. Gehen. Um die Lache herum. Ich schaffe es nur, indem ich es mir selbst immer wieder vorsage.
    Als ich sehe, wer dort liegt, muss ich beide Hände so fest auf meinen Mund pressen, dass es schmerzt. Meine Arme zittern – alles an mir zittert. Es ist Jackie, Jackie Napier. Sie ist tot. Ihre starren Augen sind voller Angst. Male um den Hals. Erwürgt. O mein Gott, bitte mach, dass das nicht wahr ist.
    Ihr

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