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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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frage ich.
    »Mit Vergnügen«, sagt Laskey. »Aber erst müssen Sie mir verraten, wo wir hinfahren und warum.«
    »Was sollte das bringen? Sie sind doch überzeugt, dass ich unter Wahnvorstellungen leide – Sie werden sowieso nichts von dem glauben, was ich sage. Kommen Sie mit und überzeugen Sie sich selbst. Danach werde ich Ihnen alles erzählen – wenn Ihnen nichts anderes übrig bleibt, als mich ernst zu nehmen.« Ich schiebe meinen Stuhl zurück und stehe auf. Die Schlüssel, die ich aus dem Porzellanbecher auf Selina Ganes Küchenregal genommen habe, liegen schwer in meiner Tasche.
    »Setzen Sie sich«, befiehlt Laskey. Ich höre die Müdigkeit in ihrer Stimme. »Ian Grint hat heute frei, ich nicht. Es gibt Arbeit, die ich zu erledigen habe, hier in diesem Gebäude.« Sie deutet auf den Raum, als könnten irgendwelche Zweifel daran bestehen, was sie mit »diesem Gebäude« meint. »Ich kann das Schiff nicht verlassen, ohne überzeugt zu sein, dass es notwendig ist. Ob es Ihnen nun gefällt oder nicht – wenn Sie wollen, dass ich Sie irgendwohin begleite, werden Sie mir hier und jetzt eine vollständige Erklärung abgeben müssen.«
    Und dann wirst du zu dem Schluss kommen, dass ich noch verrückter bin, als du gedacht hast.
    Ich sinke auf meinen Stuhl zurück. Wenn mir keine Wahl bleibt, sollte ich wohl besser loslegen. Ich wende den Kopf ab, damit ich sie nicht ansehen muss, und fange an, wobei ich mir vorstelle, ich hätte einen verständnisvolleren Zuhörer: Sam oder Simon Waterhouse. Ich hatte überlegt, einen der beiden anzurufen anstatt Grint, aber was können sie schon tun? Sie sind meilenweit entfernt, in Spilling.
    Ich erzähle Laskey alles. Sie fragt sich bestimmt, warum ich so langsam und abgehackt spreche. Ich kann es nicht ändern – das Wichtigste ist, jeden Satz genau zu untersuchen, bevor er meinen Mund verlässt, ihn nach Irrtümern abzuklopfen. Meine Schlussfolgerungen müssen sie überzeugen, sonst wird sie mir nicht helfen. Eine Stimme in meinem Kopf, die ich angestrengt zu ignorieren versuche, flüstert, dass das sowieso nicht klappen wird, egal, wie angestrengt ich es versuche, und dass ich mich später für diesen erniedrigenden Versuch, sie zu beeindrucken, hassen werde.
    Als ich am Ende angelangt bin, schaut sie mich lange und schweigend an.
    »Werden Sie mitkommen?«, frage ich.
    Sie scheint zu versuchen, zu irgendeinem Entschluss zu gelangen. »Ich sage Ihnen, was ich tun werde. Ich lasse Ihnen jetzt einen Tee und ein Sandwich bringen, damit Sie sich ein wenig ausruhen können, und dann komme ich zurück und–«
    »Ich brauche keine Pause«, fahre ich sie an.
    »Und dann komme ich zurück, und dann hätte ich gern, dass Sie mir die ganze Geschichte – alles, was Sie mir gerade erzählt haben – noch einmal erzählen.«
    »Aber das ist doch Zeitverschwendung! Warum wollen Sie alles noch einmal hören? Haben Sie nicht zugehört?«
    »Doch, sehr aufmerksam sogar. Ich glaube nicht, dass ich schon einmal etwas so … Außergewöhnliches gehört habe. Wir bei der Polizei bekommen gar nicht so viele außergewöhnliche Geschichten zu hören – weit weniger, als man annehmen sollte. Normalerweise sind die Geschichten der Straftaten, mit denen wir es zu tun haben, eher langweilig.«
    Ich sehe, worauf sie hinauswill. »Sie glauben, ich habe die ganze Sache erfunden, stimmt’s? Sie wollen die Geschichte noch einmal hören, damit Sie feststellen können, ob ich mich auch nicht vertue und ein paar Details abändere.«
    »Haben Sie Einwände dagegen, es mir noch einmal zu erzählen?«, fragt Laskey.
    Ja. Es ist reine Zeitverschwendung. Ich zwinge mich, meinen Ärger hinunterzuschlucken. »Nein«, sage ich, aber dann kann ich nicht widerstehen und füge hinzu: »Wenn Sie sich des Fehlers in Ihrer Logik bewusst sind.«
    »Und der wäre?«
    »Wenn ich es Ihnen noch einmal erzähle und meine Geschichte dieselbe ist, sind Sie keinen Schritt weitergekommen. Entweder ich sage die Wahrheit, oder ich bin eine Lügnerin mit einem ausgezeichneten Gedächtnis.«
    Sie lächelt. »Wie auch immer, Sie brauchen etwas zu essen. Ihr Magen knurrt seit einer Viertelstunde. Warten Sie bitte hier.«
    An der Tür bleibt sie stehen und dreht sich um. »Übrigens, das Entwenden von Schlüsseln ist eine Straftat. Wenn Sie vorhaben, irgendeinen Teil Ihrer Geschichte zu verändern, würde ich da anfangen.« Lächelnd verlässt sie den Raum.
    Was sollte das denn? Schlägt sie mir vor, dass ich lügen soll, um Ärger

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