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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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Verbrechen‹ gibt, aber die Straftat, um die es ging, wäre aktenkundig gewesen. Im Gegensatz zu Connie hätte Simon die Beweise dafür aufspüren können.«
    »Wissen Sie noch, wann Sie Connie gegenüber zum ersten Mal seinen Namen erwähnt haben?«, fragte Sam.
    »Oh, nicht sofort. Vor vier oder sechs Wochen etwa. Zuerst habe ich selbst versucht, ihr zu helfen, klar, wie ich es bei all meinen Patienten tue, aber nichts von dem, was ich sagte oder tat, schien bei Connie anzuschlagen. Es schien eher so, dass sie sich mit der Zeit immer schlechter fühlte. Da wurde mir klar, dass sie vielleicht mehr brauchte als Anacardium oder Medorrhinum. Entschuldigung, das sind homöopathische Mittel – manchmal vergesse ich, dass nicht alle Leute so vertraut damit sind wie ich.«
    »Hat Connie Ihren Rat befolgt?«, fragte Sam. »Ist sie mit ihrem Problem zu Simon gegangen?« Hatte er sich deswegen vor ein paar Wochen zwei Tage freigenommen? Er hatte irgendwas von
    »Hochzeitsvorbereitungen« gemurmelt und dabei jeden Blickkontakt vermieden. Damals hatte Sam es auf Verlegenheit zurückgeführt. Simon war es unzweifelhaft und unerklärlicherweise extrem peinlich, in einer Beziehung zu leben, und er vermied jeden Hinweis auf seinen liierten Status.
    Alice blickte entschuldigend drein. »Fragen Sie Connie«, antwortete sie. »Ich bin sicher, sie wird Ihnen die ganze Geschichte erzählen, wenn Sie bereit sind, verständnisvoll zuzuhören.«
    »Hat Connies unwahrscheinlich klingendes Problem mit dem möglicherweise kriminalistischen Hintergrund etwas mit einer virtuellen Hausbesichtigung und einem Immobilienportal zu tun?«, fragte Sam. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht verriet ihm, was er wissen wollte: sie hatte keine Ahnung, wovon er redete.
    Also hatte Connie Bowskill zwei schwer zu glaubende Probleme, eins seit Januar und eins seit dreizehn Stunden. Interessant.
    Schwer zu glauben.
    »Haben Sie Connie geraten, mit Simon zu reden, weil Sie ernsthaft glaubten, dass sie die Hilfe der Polizei brauchte, oder haben Sie es getan, weil Sie hofften, er würde Kontakt zu Ihnen aufnehmen, um sie über Connie zu befragen?« Kaum hatten die Worte seinen Mund verlassen, wusste Sam, dass er damit die Grenze überschritten hatte. »Tut mir leid.« Er hob beide Hände. »Ich hatte kein Recht, diese Frage zu stellen. Ignorieren Sie sie einfach.«
    »Warum, wenn ich sie freimütig beantworten kann?«, erwiderte Alice. »Ich war ernsthaft der Ansicht, dass Simon von Connies Problem erfahren sollte, weil … nun ja, weil es so seltsam war, so ungewöhnlich. Es war entweder etwas ganz Grauenhaftes oder überhaupt nichts. Ich …« Sie hielt inne und starrte auf die Tischplatte. Sam überlegte gerade, ob er sie behutsam drängen sollte, als sie fortfuhr: »Es ist mir eben erst klargeworden, aber ich habe ihr geraten, mit Simon zu sprechen, weil es etwas war, das ich selbst gern getan hätte. Ich hätte gern mit ihm über diese Sache geredet. Wir haben seit 2003 kein Wort mehr miteinander gewechselt, er und ich, und – diese Sache, Connies … Problem, erweckte in mir den Wunsch, wieder Kontakt zu ihm aufzunehmen, stärker, als alles andere es je getan hat. Er fehlte mir, obwohl ich ihn ja eigentlich nie richtig gekannt habe. Ach, es ist verrückt! Das Komische ist, ich habe immer mit absoluter Sicherheit gewusst, dass er eines Tages wieder in meinem Leben auftauchen würde. Und als Sie vorhin anriefen …« Sie schüttelte den Kopf und schaute an Sam vorbei aus dem Fenster.
    Den Rest konnte er sich denken. Als er sie heute Morgen angerufen und um ein Treffen gebeten hatte, hatte sie ihre kranke Tochter zu einer Freundin gebracht und die nächsten zwei Stunden damit zugebracht, den Brief zu schreiben, den sie seit sieben Jahren hatte schreiben wollen, und Sam hatte sich geweigert, ihn zu überbringen.
    »Schauen Sie, es tut mir leid wegen–«
    »Das muss es nicht«, sagte Alice. »Ich hätte nicht versuchen sollen, Sie zum Boten zu machen, der sehr wahrscheinlich erschossen wird. Das war unmoralisch. Und unnötig – ich brauche Sie nicht. Ich weiß ja, wo Simon arbeitet – ich könnte ihm den Brief mit der Post schicken. Aber ich werde es nicht tun.« Sie nickte, wie um die Entscheidung zu bekräftigen. »Ich glaube fest an das Schicksal, und das Schicksal hat mir heute klargemacht, dass der richtige Zeitpunkt noch nicht gekommen ist. Ich wette, Sie sind es nicht gewöhnt, sich als ausführendes Organ des Schicksals zu sehen, stimmt’s?« Sie

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