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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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Brief hin. Darauf sah Sam Simons Namen in blauer Handschrift, einmal unterstrichen. »Würden Sie ihm das bitte geben?«
    Sam merkte, dass es ihm widerstrebte, den Umschlag entgegenzunehmen, obwohl ihm kein Grund dafür einfallen wollte. Schließlich holte sein Gehirn den Bauch ein. Nein danke. Welches Drama sich hier auch abspielen sollte, er wollte auch nicht die kleinste Nebenrolle darin übernehmen. Seine Hände blieben, wo sie waren, um den Kaffeebecher geschlungen. Endlich steckte Alice den Umschlag wieder ein, und Sam fühlte sich kleinlich und wie jemand, der sich selbst zu wichtig nahm. Er wusste, dass er soeben die Aufmerksamkeit von ihr und Simon auf sich und seine Skrupel gelenkt hatte. Er wünschte, er hätte das verflixte Ding entgegengenommen. Sollte er Alice sagen, dass Simon gestern geheiratet hatte und gerade auf Hochzeitsreise war? Machte es die Sache schlimmer, dass es erst gestern gewesen war? Sam fand eigentlich nicht, dass es einen Unterschied machen sollte, aber er spürte, dass es das doch tat, irgendwie.
    Er machte den Mund auf, um Alice zu erklären, warum er es für keine gute Idee hielt, sich als Vermittler einzuschalten, aber sie unterbrach ihn lächelnd, um zu zeigen, dass sie nicht gekränkt war. »Was wollten Sie mich wegen Connie fragen? Es geht ihr doch gut?«
    »Wann haben Sie zuletzt mit ihr gesprochen?«
    »Ich sehe sie alle vierzehn Tage. Unser letzter Termin war … Augenblick, ich kann es Ihnen genau sagen.« Sie zog einen kleinen rosa Kalender aus ihrem Miniatur-Fischernetz. »Am letzten Montag, um sechzehn Uhr.«
    »Der Montag dieser Woche? Am 12. Juli?«
    Alice nickte.
    »Haben Sie seitdem mit ihr telefoniert? Eine Mail oder SMS von ihr bekommen?«
    »Nein. Nichts.«
    »Und sie hat nicht heute in den frühen Morgenstunden angerufen?«
    Alice wirkte besorgt. Sie beugte sich vor. »Nein. Warum? Ist etwas passiert?«
    »Es geht ihr gut, soweit ich das beurteilen kann«, sagte Sam. Er war nicht bereit, ihr mehr zu verraten.
    »Warum in den frühen Morgenstunden?«, beharrte Alice. »Warum haben Sie das gefragt?«
    Weil zu dem Zeitpunkt eine tote Frau auf Connies Monitor erschien, um dann spurlos wieder zu verschwinden. Und weil Connie mir erzählt hat, dass Sie ihr empfohlen haben, sich mit Simon Waterhouse in Verbindung zu setzen, der auch das Unglaubliche glauben würde, wenn es wahr wäre. Nur dass Sie das Connie nicht heute um zwei Uhr morgens empfohlen haben können, denn Alice hat Sie zu dem Zeitpunkt nicht angerufen. Sie hat seit der Entdeckung der Leiche überhaupt noch nicht wieder mit Ihnen gesprochen. Es sei denn, sie hat gelogen, was den Zeitpunkt, zu dem sie die Leiche gesehen hat, angeht.
    »Haben Sie Connie geraten, mit Simon zu sprechen?«, fragte Sam.
    »Ich kann nicht darüber sprechen, was ich zu meinen Patienten sage oder was sie zu mir sagen, tut mir leid.«
    »Ich bitte Sie nicht darum, über etwas zu sprechen, das ich nicht schon von Connie selbst wüsste. Sie meinte, Sie hätten ihr Simon empfohlen, weil er anders sei als andere Polizisten und bereit, Dinge zu glauben, die die meisten unwahrscheinlich finden würden.«
    Alice nickte. »Das stimmt. Das habe ich gesagt, fast Wort für Wort.«
    »Gehe ich dann recht in der Annahme – und ich frage nicht nach Details –, dass Connie sich in irgendeiner … kritischen Lage befand oder ein Problem hatte, und fürchtete, dass niemand ihr glauben würde?«
    »Ich kann wirklich nicht über Einzelheiten sprechen, aber … Connie hat mich aufgesucht, weil sie einen Schock erlitten hatte – sie wollte nicht glauben, dass eine gewisse Sache wahr sein könnte, und fürchtete doch, dass es so war.«
    »Wann war das?«, fragte Sam.
    »Im Januar, also … vor sechs Monaten.«
    »Und Sie haben ihr geraten, sich an Simon zu wenden? Es gab also einen kriminalistischen Hintergrund?«
    Alice runzelte nachdenklich die Stirn. »Es gab keine Hinweise auf irgendwas Illegales, aber … Connie dachte, dass es um eine Straftat gehen könnte, ja. Doch gleichzeitig fürchtete sie um ihren Verstand, weil sie das dachte.«
    »Was war Ihre Einschätzung?«
    »Ganz ehrlich, ich hatte keine Ahnung. Ich wusste nur, dass es ihr überhaupt nicht guttat, psychologisch und emotional so zerrissen zu sein. Ich dachte, wenn sie zu Simon ginge, könne er es vielleicht für sie herausfinden.«
    »Ob eine Straftat verübt worden war?«
    Alice lächelte. »Es ist mir klar, dass es keine Liste mit der Überschrift ›Sämtliche je begangenen

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