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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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tatsächlich einen blauen Stift in ihrer Handtasche, und wenn Simon den fand … Aber sie hatte das nicht geschrieben. Und er hätte den Stift ebenso leicht aus ihrer Handtasche nehmen können. Wenn er so genau wusste, mit welchem Stift diese Worte geschrieben worden waren … Nein, so durfte sie nicht denken. Sie mussten einander vertrauen. »Domingo muss es geschrieben haben«, sagte sie. »Ob er nun Englisch kann oder nicht, er muss es gewesen sein … Ich weiß nicht, vielleicht hat er eine Nachricht notiert – vom Vermieter möglicherweise, vielleicht sind die Besitzer ja Engländer. Vielleicht wohnen sie in Cambridge oder halten sich gerade da auf oder so was.« War das denkbar? Wenn Simon die Wahrheit sagte, musste es so gewesen sein.
    »Such ihn. Frag ihn.«
    »Verdammt, such ihn doch selbst«, fuhr Charlie ihn an. »Und wenn er behauptet, dass er es nicht war, lügt er!«
    »Du zitterst ja«, sagte Simon und kam auf sie zu. Sie stählte sich für einen neuen verbalen Angriff, aber er tätschelte nur ihren Arm und … war das ein Grinsen auf seinem Gesicht? »Okay, das Spiel ist vorbei«, sagte er. »Ich habe es geschrieben.«
    »Was?« Charlie hatte das Gefühl, zu Stein geworden zu sein.
    »Ich habe den Zettel geschrieben und hier liegen lassen, damit du ihn findest.«
    Wörter, die Sinn ergaben. Und doch keinen Sinn ergaben.
    »Hast du … mit mir herum experimentiert? «
    »Ich wusste, ich würde den Rest des Tages vor dir auf den Knien rumrutschen müssen, und das werde ich auch.« Simon lächelte, offensichtlich war er stolz auf sich selbst. Er hatte alles genau durchdacht.
    »Es hat etwas mit einem Fall zu tun, oder? Verdammt, wir sind auf Hochzeitsreise, und du arbeitest! Wusste ich’s doch, dass dir irgendwas im Kopf herumspukt.«
    »Es ist nicht direkt ein Fall«, entgegnete er. »Du kannst mir später erzählen, welche Gedanken auf Hochzeitsreisen erlaubt sind und welche nicht, aber ich muss dich noch was fragen, solange es dir noch frisch im Gedächtnis ist.«
    »Das wird es noch in zwanzig Jahren sein, Simon.« Wie all die anderen Gelegenheiten, bei denen du mich verletzt hast: frisch wie eine Wiese voller Gänseblümchen, eine Blüte für jede Verletzung.
    »Hast du mir geglaubt? Dass ich es nicht geschrieben habe? Hast du angefangen, dich zu fragen, ob du es vielleicht selbst geschrieben haben könntest und es bloß vergessen hast?«
    Charlie schauderte. Das Adrenalin strömte immer noch durch ihren Körper. »Ich hasse dich«, stieß sie hervor. »Du hast mir Angst gemacht.«
    »Du hast mir geglaubt, aber nur, weil du verzweifelt gern wolltest, dass ich dir glaube«, sagte Simon. »Du hast mir einen Deal angeboten: gegenseitige Immunität vor Zweifel. Es hätte funktionieren können, dank Domingo. Er ist der Einzige, der sonst noch hier ist, und er bedeutet uns beiden nichts. Wenn er abgestritten hätte, es geschrieben zu haben, hätten wir ihn als Lügner abtun können, ohne dass es uns groß was ausmacht, weil wir keine Beziehung zu ihm haben. Aber was, wenn Domingo nicht da gewesen wäre? Was hättest du gedacht, wenn ich weiter geschworen hätte, dass ich es nicht war? Du wusstest ja, dass du es nicht geschrieben hast. Hättest du angefangen, dich zu fragen, ob du dabei bist, den Verstand zu verlieren? Wäre das immer noch besser gewesen, als zur Erkenntnis zu kommen, dass ich ein Lügner bin – ein Lügner, aus dem du die Wahrheit nicht herauspressen kannst?«
    »Du sagst mir besser auf der Stelle, was das Ganze soll«, stieß Charlie zittrig hervor. »Ich werde nicht den Rest unserer Flitterwochen damit zubringen –«
    »Entspann dich«, sagte Simon. »Ich hatte nie vor, es dir zu verschweigen.«
    »Warum hast du es mir dann nicht einfach erzählt – am Flughafen oder im Flieger? Warum hast du es in die Länge gezogen, mich gequält? Ich wusste doch, dass irgendwas dich beschäftigte. Du hast es abgestritten. Du bist sehr wohl ein Lügner.« Machte sie zu viel Aufhebens darum? Sie war so durcheinander gewesen, dass ihr nicht einmal der Gedanke gekommen war, sich zu fragen, ob es seine Handschrift war – obwohl sich das bei Druckschrift schwer erkennen ließ. Sollte sie es einfach mit einem Lachen abtun?
    Simon versuchte es. »Ich dachte, ich lass dich ein bisschen zappeln«, neckte er sie. »Erhöhe die Spannung, warte, bis du so richtig interessiert bist …«
    »Verstehe. Also dasselbe Prinzip, das du in deinem Sexleben anwendest, ja?«
    Das Lächeln verschwand aus seinem

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