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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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vögeln, stimmt’s? Unbesehen.
    Stepford trat von einem Fuß auf den anderen und wich Prousts Blick aus.
    »Wer ist die Frau, Sergeant? Eine Hellseherin? Ihre Flötenlehrerin? Ich könnte den ganzen Tag hier stehen und Vermutungen anstellen, Sie könnten uns beiden aber auch das Leben erleichtern, indem Sie meine Frage beantworten.«
    »Es ist … jemand, dem ich zu helfen versuche, Sir. Es ist eine lange Geschichte, die wahrscheinlich noch länger werden wird. Es hat mit einem mutmaßlichen Mord zu tun.«
    »Das haben die Schulungsinitiativen, die ich jeden Abend vor dem Einschlafen in Gedanken für meine Mitarbeiter ausarbeite, auch. Wieso weiß ich nichts davon, wenn es einen Mord gegeben hat?«
    »Wir sind nicht zuständig.«
    »Was macht die Frau dann hier? Warum ist sie nicht in St. Anne’s-on-Sea? Warum ist sie nicht in Nether Stowey, Somerset?«
    »Ich habe jetzt keine Zeit für Erklärungen, sie wartet an der Rezeption«, sagte Stepford. »Lassen Sie mich erst mit ihr sprechen, dann setze ich Sie ins Bild.«
    Ein mutmaßlicher Mord. Hieß das, dass Gibbs verpflichtet war, Stepford zu sagen, wo Waterhouse war? Vermutlich. Wahrscheinlich.
    »Mir gefällt jetzt schon nicht, wie sich das anhört«, blaffte Proust. »Versuchen Sie in Zukunft, weniger hilfreich zu sein – das gilt für alle abgesehen von mir. Dann hätten Sie kürzere Geschichten zu erzählen und weniger Bilder, in die Leute gesetzt werden müssten.« Er ging in sein Büro zurück und schloss die Tür, aber anstatt sich sofort an den Schreibtisch zu setzen, wie er es normalerweise tat, blieb er stehen und starrte ausdruckslos durch das Glas, Aktentasche in der Hand – wie irgendwas Altes und Hässliches in einem Museumsschaukasten. Der Mann war nicht ganz dicht, er gehörte in eine Irrenanstalt. Gibbs beschloss, sich auf einen Anstarr-Wettbewerb einzulassen. Nach ein paar Sekunden verlor er das Interesse und gab auf.
    PC Robbie Meakin erschien in der Tür des Kripo-Raums. »Ein Mr und eine Mrs Bowskill warten in der Kantine auf Sie, Sarge.«
    »In der Kantine?« Stepford klang enttäuscht, was das deutlichste Zeichen von Verärgerung war, dass er je zeigte.
    »Etwas Besseres war nicht aufzutreiben, tut mir leid. Alle Vernehmungsräume sind belegt.«
    »Du könntest ja ein Zimmer im Hotel unten an der Straße mieten«, schlug Gibbs vor, »wo wir gerade von Hotels gesprochen haben.« Sollte er es »das Blantyre« nennen? Nein, an der Fassade stand »Blantyre Hotel«. Er überlegte, wie viele Nächte im Blue Horizon Olivia und er sich wohl leisten könnten, bevor ihnen das Geld ausging. Etliche, wenn sie ihr Zweitausend-Pfund-Kleid verkaufte.
    Er sollte sie anrufen, bevor er Stepford verraten würde, wo Waterhouse zu finden war. Es war nur fair, sie vorzuwarnen. Ihre Nummer hatte er, und Charlie musste ihr seine Nummer gegeben haben, denn sie hatte ihm letzte Woche eine SMS geschickt, in der stand, dass sie sich auf das gemeinsame »Bezeugen« freue. Im Rückblick, jetzt, wo die Hochzeit vorbei war, wusste Gibbs, dass er sich ebenfalls darauf gefreut hatte. Was hatte das Leben für einen Sinn, wenn man nichts mehr hatte, auf das man sich freuen konnte?
    Er beschloss, Olivia nicht gleich anzurufen. Er würde lieber noch eine Stunde warten.
***
    Wo war er denn jetzt schon wieder abgeblieben? Als sie »Los Delfines« gebucht hatte, war Charlie davon ausgegangen, dass es aufregend und luxuriös sein würde, vierzehn Tage in einem Riesenschuppen zu wohnen. Jetzt stellte es sich als eher frustrierend heraus. Wenn Simon zu Hause verschwand und sie nach ihm suchte, fand sie ihn innerhalb weniger Sekunden. Hier war das nicht so einfach. Bei der Hitze durch dreißig Zimmer zu rennen, war das Letzte, was sie wollte. »Simon?«, rief sie die weiße Marmortreppe hoch. War er auf dem Klo? Aber doch bestimmt nicht so lange – nicht ohne sein »Moby Dick«, und sie hatte das Buch gerade noch am Pool gesehen. Im Bett konnte er nicht sein. Zu riskant, das war der letzte Ort, an dem er von ihr gefunden werden wollte. In der Küche, um das Mittagessen vorzubereiten? Gestern hatte Charlie sich darüber beklagt, dass sie die Garnelen, die sie im Supermarkt weiter unten an der Straße gekauft hatten, schälen musste. Vielleicht hatte Simon sich vorgenommen, ihr diese Arbeit heute abzunehmen. Sie musste über sich selber lachen. Schön wär’s.
    Sie zupfte ihr Bikini-Oberteil zurecht und wollte gerade in die Küche gehen, als ihr etwas ins Auge fiel. Auf dem Sideboard

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