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Das Fremde Mädchen

Das Fremde Mädchen

Titel: Das Fremde Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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herrscht sein Enkelsohn. Eine Dame aus der Familie, sagt Ihr? Und jung gestorben?«
    »Eine Verwandte«, gab Haluin mit leiser Stimme und erschüttert zurück. Er ließ den Stein nicht aus den Augen, der seit dreißig Jahren nicht bewegt worden war. »Sie ist hier in Hales gestorben, und ich dachte, sie müßte hier beerdigt sein.«
    Er wollte ihren Namen nicht nennen und nicht mehr als unbedingt nötig über sich selbst und seine Beweggründe verlauten lassen. Cadfael wartete ein wenig abseits und sah schweigend zu.
    »Vor achtzehn Jahren erst? Dann kann ich Euch mit Gewißheit sagen, Bruder, daß sie nicht hier ist. Wenn Ihr Vater Wulfnoth kanntet, dann wißt Ihr, daß Ihr Euch auf das verlassen könnt, was er mir sagte. Und ich weiß, daß sein Verstand bis zu seinem letzten Tag klar und scharf war.«
    »Ich glaube Euch«, sagte Haluin, der unter der Kälte der Enttäuschung zitterte. »Er hat sich nicht geirrt. Dann ist sie also nicht hier.«
    »Aber dieses Landgut ist ja nicht der Hauptsitz der de Clarys«, meinte der Priester freundlich. »Der Hauptsitz ist in Elford in Staffordshire. Der jetzige Herr, Audemar heißt er, ließ seinen Vater dort bestatten, denn die Familie hat dort eine große Gruft. Wenn in den letzten Jahren enge Angehörige gestorben sind, dann dürften sie dort beerdigt sein. Zweifellos wird auch die Dame, von der Ihr gesprochen habt, dort bei ihrer Familie liegen.«
    Haluin nahm den Hoffnungsfunken begierig auf. »Ja... ja, so kann es sein, so muß es sein. Dann werde ich sie finden.«
    »Ich zweifle nicht daran«, sagte der Priester. »Aber es ist ein weiter Weg zu Fuß.« Er hatte die Eile gespürt, die auf Vernunft nicht hören wollte, und mühte sich, sie zu dämpfen. »Ihr solltet Euch Pferde beschaffen, wenn Ihr schon diese Reise machen müßt, oder sie wenigstens verschieben, bis das Wetter besser wird. Aber kommt doch zuerst einmal in mein Haus, eßt mit mir und ruht Euch über Nacht aus.«
    Dazu war Haluin aber nicht bereit, das erkannte Bruder Cadfael sofort. Und wenn sich das Tageslicht nur noch eine Stunde halten würde, er hatte die Kraft, noch eine Meile zu laufen. Fast schuldbewußt sagte er dem guten Mann seinen Dank und verabschiedete sich. Der Priester sah ihnen verwundert und grübelnd nach, bis sie die Stufen hinaufgestiegen waren und die Tür hinter sich geschlossen hatten.
    »Nein!« sagte Cadfael energisch, sobald sie den Kirchhof verlassen hatten und über den Weg zwischen den Häusern des Dorfs zur Hauptstraße gingen. »Das könnt Ihr nicht tun!«
    »Ich kann und ich muß!« erwiderte Bruder Haluin nicht weniger entschlossen. »Warum auch nicht?«
    »Weil Ihr zuerst einmal nicht wißt, wie weit es bis Elford ist.
    So weit, wie wir bisher schon gewandert sind, und noch einmal die Hälfte dazu. Und Ihr wißt, wie sehr Ihr Euch jetzt schon geschunden habt. Zweitens erhieltet Ihr die Erlaubnis zur Reise im Glauben, daß sie hier sei, und von hier aus müssen wir zwei zurückkehren. Und das werden wir auch tun. Nein, schüttelt mir nicht den Kopf, Ihr wißt genau, daß der Vater Abt nicht an eine solche Ausweitung gedacht hat und daß er Euch die Erlaubnis dazu nicht gegeben hätte. Dies ist der Punkt, an dem wir umkehren müssen.«
    »Wie kann ich umkehren?« Haluins Stimme war ebenso unerbittlich wie vernünftig, sogar gelassen. Ihm selbst war alles klar, und so konnte er Geduld mit anderen Ansichten zeigen.
    »Wenn ich umkehre, habe ich mein Gelübde gebrochen. Ich habe nicht getan, was zu tun ich geschworen habe, wenn ich so verächtlich und elend zurückkehre. Der Vater Abt würde auch das nicht wünschen, selbst wenn keiner von uns wissen konnte, daß der Bußgang so lang werden würde. Er gab mir die Erlaubnis zu tun, was ich geschworen hatte. Ich sagte, ich würde nicht ruhen, bis ich zu Fuß zu Bertrades Grab gewandert sei, bis ich eine Nacht betend und wachend am Grab verbracht hätte. Das habe ich noch nicht getan.«
    »Doch es ist nicht Eure Schuld«, wandte Cadfael mühsam ein.
    »Ist das eine Entschuldigung? Es ist ein Urteil für mich, daß ich den doppelten Weg gehen muß. Wenn ich aufgebe, so sagte ich, dann will ich verdammt und ohne Vergebung sterben.
    Vor den heiligen Reliquien der St. Winifred, die zu uns allen so gut war, habe ich es geschworen. Wie könnte ich umkehren?
    Ich würde lieber auf der Straße sterben, auf dem Weg zur Erfüllung meines Schwurs, als meinen Glauben und meine Ehre aufgeben und in Schande zurückgehen.«
    Wer sprach da nur,

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