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Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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verlässt?«
    Babsis Worte ließen mich unerwartet frieren.
    Ich zog die schlabberigen Ärmel meines lila Wollpullis über die Finger, vergrub die Hände unter meinen Achseln. Für eine Sekunde war das Gefühl wieder da. Das Gefühl, nicht nach Hause zurückkehren zu können. Und nicht zu wissen, wohin ich stattdessen gehen sollte.
    »Vielleicht hat sie einen anderen?«, warf Chantal ein.
    Ich merkte, dass ich die Schultern hochgezogen hatte. Ein anderer Mann war natürlich auch denkbar.
    Mit kreischenden Motoren zerrte der Minibagger an Grizzly Adams Teichfolie. Wasser rauschte spritzend zu allen Seiten, als die Badewanne schmatzend aus dem Schlamm gehoben wurde. Durch die daran baumelnden Fetzen der Folie sah es aus, als zerrten die Bagger ein Seeungeheuer aus seinem Versteck. Wasser und Schlamm blubberten zurück in das Loch.
    »Jetzt holt den Müll da raus!«, kommandierte Fiete die mit Schaufeln bereitstehende Mannschaft.
    Knisternde Flammen fraßen sich durch die Äste. Der beißende Rauch brannte in meiner Kehle, die Hitze wärmte mir Gesicht und Busen. Asche und glühendrote Funken tanzten in den bewölkten Nachthimmel hinauf.
    Ich war betrunken. Von klebrig-süßer Weißweinschorle, deren Nachwirkungen mir morgen früh Schmerzen bereiten würden.
    Ich lehnte meinen schweren Kopf an Danners Schulter. Der hob mein Gesicht am Kinn zu sich hoch und küsste mich. Kurz. Noch mal. Länger. Seine Zunge schmeckte nach wässrig-bitterem Billigbier.
    Den ganzen Tag hatten die Männer den Untergrund von Kopelskis Gartenteich durchwühlt. Der geniale Gartengestalter hatte an die hundert Spraydosen und sämtlichen anderen Schrott, den er hatte loswerden wollen, unter der Teichfolie verschwinden lassen.
    Natürlich war das Ausschachten des Teiches reine Männerarbeit. Die Aufgabe von Babsi, Chantal und mir hatte sich darauf beschränkt, die Jungs beim Buddeln zu bewundern. Die Weinschorle erleichterte uns unseren Job.
    Danner war in die Grube unter der Badewanne gestiegen und hatte ein verrostetes Fahrrad, einen Kanister Motoröl und drei tote Ratten zutage gefördert.
    Bine Kopelski war nicht ausgegraben worden.
    Gegen Abend besorgte Kopelski aus Angis Imbiss Biernachschub. Sergej und Kröte schleppten das abgesägte Ende eines alten Heizöltankes aus ihrem Garten herbei. An die rostige Metallschale von einem guten Meter Durchmesser hatte jemand Füße angeschweißt.
    Jetzt knisterte in dieser Schale das Lagerfeuer. Die Jungs hatten pyromanische Freude daran, den Grünschnitt aus unserem gerodeten Dschungel in die Flammen zu werfen und zuzusehen, wie die Funken in den Himmel wirbelten.
    Mit bloßen Händen ruckelten sie brennende Äste zurecht. Das schien eine Art Wettbewerb zu sein. Wer wagt sich am dichtesten ans Feuer? Wer hält die Hitze am längsten aus? Wessen Hosenbein brennt zuerst?
    Sergej packte einen brennenden Ast, der ins Gras zu fallen drohte, mit bloßen Fingern und schleuderte ihn zurück in die Glut. Hinterher massierte er stöhnend seine schmerzende Hand, der Held.
    Die Männer grölten.
    »Kopelski hat seine Frau nicht unterm Teich vergraben«, flüsterte ich Danner in diesem unbeobachteten Moment zu. »Wo steckt sie dann?«
    Ein weiterer Ast ragte aus dem Feuer und fesselte die Aufmerksamkeit der Männer.
    »Wir haben die Nachbarinnen, die Mutter und die Schrebergärtner gecheckt«, grübelte Danner. In meinem Kopf drehte sich alles. Komisch, dass das Bier auf Danner nie Auswirkungen zu haben schien.
    »Etwas haben wir aber noch nicht überprüft«, fiel mir ein.
    Bodo wartete gespannt darauf, dass der kleine Ast ins Gras fiel und die gesamte Kleingartenkolonie in Brand steckte. Sergej hielt sich noch immer die verbrannte Hand. Kröte griff nach einer Astschere, um einen Flächenbrand zu verhindern. Doch Fiete kam ihm zuvor. Der Tätowierte packte das brennende Holzstückchen. Ohne eine Miene zu verziehen, drückte er die Flammen in der Faust aus und bröselte die Reste zu Boden.
    Ich wühlte die zerknitterte Stellenanzeige der Tageszeitung, die ich bei Katrin Hesskamp hatte mitgehen lassen, aus meiner Hosentasche.

 
    Klick.
    Blut. Eine richtige Lache auf dem schäbigem PVC. Es durchtränkt ihr graues Haar, lässt es klebrig wirken. Rinnt über ihr blasses Gesicht.
    14.
    Den Sonntag verbrachten wir damit, Alkohol abzubauen. Auch bei den friedlichen Nachbarn kehrte Ruhe ein, was möglicherweise mit einer dementsprechenden Vorschrift zusammenhing. Die Kleingärtner genossen die ungewöhnlich warme

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