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Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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Ordnung?«
    Was sollte ich Danner sagen? Dass ein Ungeheuer von Loch Ness in Krötes Teich sitzt?
    Letztendlich entschied ich mich für die altbewährte Methode: Das Gesehene verdrängen, den Rausch ausschlafen und hoffen, dass morgen alles von selbst besser wurde.
    »Alles okay!«, antwortete ich.

 
    Klick.
    Der Kleinen bereitet der voll beladene Zeitungstrolley keine Mühe. Sie ist stärker, als gedacht. Trainiert und sportlich.
    Doch der Mistkerl ist ebenfalls in Form. Er weicht nicht von ihrer Seite.
    Keine Gelegenheit, sie allein zu erwischen.
    27.
    Als mich die Weckfunktion meines Handys um vier Uhr früh aus dem Schlaf riss, musste ich mich kurz orientieren. Ich hatte mich neben Danner unter einer zerschlissenen Decke auf der sperrmüllreifen Couch in Bodos Gartenlaube zusammengerollt. Bodo schnarchte in einem Sessel. Neben dem Sofa stand ein Kamerunschaf und döste.
    Ach ja, die Zeitungen mussten verteilt werden.
    Ich rüttelte Danner wach.
    Die Bewegung in der klaren, kalten Luft half mir zu ernüchtern. Mit dem mürrischen Danner an meiner Seite verschwamm die gruselige Begegnung am Gartenteich zu einem abgefahrenen Albtraum.
    »Was siehst du heute Morgen so scheiße aus, Junge?« Sergej klopfte Danner mitleidig auf die Schulter, als wir nach unserer Zeitungstour auf den obligatorischen Kaffee in Angis Imbiss einkehrten. Sergej und Kröte hatten sich vor der Arbeit hier eingefunden.
    Danner berichtete vom Todesurteil für unsere Schrottschüssel und, dass wir gestern Abend gebührend getrauert hatten.
    »Ich besorge dir eine neue Karre«, drängte Sergej Danner sofort seine Hilfe auf. »Ich kenne jemanden, der immer Autos da hat. Ganz günstig.«
    Ich musterte den Kerl. Sein Auftreten in Tarnweste und Springerstiefeln machte ihn ja schon auf den ersten Blick nicht unbedingt zum Sympathieträger. Der zweite, genauere Blick verstärkte diesen Eindruck noch: Quer über sein Gesicht lief eine feine Narbe. Sie teilte die linke Augenbraue in zwei Hälften, hinterließ eine Kerbe im Rücken der krummen, platten Boxernase, kappte die rechte Spitze seines Schnurrbartes und lief als helle Linie weiter durch die Bartstoppeln am unrasierten Kinn. Sah aus, als wäre Sergej um ein Haar sein Gesicht abhandengekommen. Seinen linken Ellenbogen zierte ein Spinnennetztattoo. Das zugehörige Tier krabbelte auf seinem Handrücken.
    Vertrauenerweckend war was anderes.
    »Lass mal«, winkte auch Danner ab.
    »Ey, du sprichst mit Fachleuten.« Sergej legte Kröte einen Arm um die Schultern. »Wir waren beide bei Opel, wir haben Connections. Ich sag dir was: Heute Nachmittag schickst du deine Süße mit Babsi zum Shoppen und wir gucken uns ein paar Schlitten an.«
    Ich sagte nichts. Ausgerechnet shoppen. Ersatzbefriedigung meiner Mutter, die ihren Selbstwert größtenteils darin begründete, in eine Fünfhundert-Euro-Jeans Größe null zu passen.
    Aber zweifellos eine gute Gelegenheit, über Bine Kopelski zu reden.
    Ich seufzte.
    Nach dem schnellen Imbissfrühstück bei Angi manövrierten wir unsere Schrottschüssel aus Ullis Gartenlaube. Streng genommen hätten wir damit natürlich nicht fahren dürfen. Nicht nur wegen der fehlenden TÜV-Plakette, sondern auch wegen des Restalkoholgehalts unseres Blutes.
    Aber so streng nahm Ulli das nicht.
    Nach einer ausgiebigen Dusche war auch Danner wieder fit.
    »Unsere messerschwingende Schnapsleiche müsste inzwischen wieder ansprechbar sein«, vermutete er. »Wird Zeit für einen Krankenbesuch.«
    Tatsächlich war Anneliese Sprack inzwischen von der Intensivstation des Otto-Ruer-Klinikums auf die normale Station für innere Medizin und Gastro-Enterologie verlegt worden. Die kleinen, dunklen Augen der alten Frau blitzten feindselig hinter ihren langen, weißen Haarflusen. Ihr winziger Körper versank in einem schneeweißen Kissenberg und eine Infusion träufelte Kochsalzlösung in ihre Venen.
    Die Sonne schien durchs Fenster auf eine jüngere Frau im Nebenbett. Ich bemerkte den Speichel, der sich im Winkel ihres offen stehenden Mundes sammelte.
    »Was wollen Sie?«, schnarrte die Sprack, noch bevor Danner die Tür hinter uns geschlossen hatte. Offensichtlich hatte ihre Streitlaune nicht gelitten.
    »Sie besuchen natürlich, Frau Sprack«, lächelte ich liebenswürdig.
    »Schleimen Sie nicht!«, giftete die Alte prompt. »Ich kenne Sie nicht.«
    »Wir bringen Ihnen die Zeitung.«
    Ihr Gesicht zerknitterte sich. »Das macht doch die Kopelski, die Kuh.«
    Danner und ich tauschten einen

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