Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
Vom Netzwerk:
der Dämmerung glänzen.
    Auf dem Weg, der von der Gartenlaube in Richtung Teich führte, erkannte ich nun die dunklen Umrisse einer Gestalt. Sie schob eine quietschende Schubkarre vor sich her, die offenbar schwer beladen war.
    Statur und Gang nach zu urteilen, handelte es sich um Sergej oder Kröte. Der Typ ächzte, kam ins Schaukeln und rumste die Karre endlich auf den Boden.
    Ein großer, runder Behälter stand darauf, eine Art Maurerkübel vielleicht. Vermutlich eine weitere unfreiwillige Leihgabe seines Chefs. Der Mann stellte sich breitbeinig neben die Schubkarre und schüttelte demonstrativ die Arme aus wie ein Gewichtheber, der gleich zweihundert Kilo Eisen in die Höhe reißen wollte. Dann packte er in den Kübel und wuchtete etwas Großes heraus. Etwas wirklich Großes.
    Ich blinzelte, in der Hoffnung, dadurch mehr erkennen zu können.
    Der Kerl hatte das Ding vorn und hinten gegriffen. Wie einen Sandsack. Er keuchte vor Anstrengung, hob seine Last über eine niedrige Mauer hinweg und machte einen weiteren Schritt Richtung Teichufer. Bückte sich zum Wasser.
    Da! Mein Herz machte einen Satz. Eine Sekunde lang bildete ich mir ein, das Ding hätte sich bewegt.
    Was, zum Teufel, passierte da gerade?
    Was versenkte der da?
    Jetzt rutschte dem Mann seine Last aus der Hand, klatschte ins Wasser.
    Ich rieb mir die Augen.
    Scheiße. Das Teil war versunken wie ein Stein.
    Die dunkle Gestalt am Ufer verschwamm in der Finsternis. Ich meinte, sie noch einige Augenblicke ins Wasser starren zu sehen, bevor sie sich abwandte und verschwand.
    Wie gelähmt stand ich da, eingeklemmt zwischen Bodos Büschen. Eins war klar: Ich konnte mich nicht einfach umdrehen und weiter Sekt trinken, als wäre nichts gewesen.
    Gleich darauf öffnete ich Bodos Gartentor und stolperte über den Kiesweg. Zum Glück herrschte auf Krötes und Sergejs Gelände kein Chaos. Der Boden war eben, der Rasen kurz.
    Ein Schatten löste sich vor mir aus der Dunkelheit. Ich zuckte zusammen. Eine Sekunde lang blieb ich mit klopfendem Herzen stehen, doch als nichts weiter geschah, zog ich mein Handy aus der Tasche. Die Taschenlampenfunktion leuchtete auf. Ich richtete den Strahl nach vorn.
    Nur ein Baum. Weiter.
    Ich leuchtete ein Stück vor.
    Vor meinen Füßen erhob sich eine kniehohe Bruchsteinmauer. Dahinter glitzerte Wasser im Licht des Handys.
    Der Teich!
    Eilig stieg ich über die Mauer hinweg. Das Ufer war leicht abschüssig. Nur nicht ausrutschen und reinfallen! Besoffen bei einer Ermittlung im Gartenteich gelandet, das war nicht gerade die Geschichte, mit der ich Danner und Staschek erfreuen wollte.
    Ein schabendes Geräusch ließ mich abermals innehalten.
    Ich horchte in die Finsternis.
    Wasser plätscherte.
    Dann knackte etwas – neben mir!
    Ich wirbelte herum.
    Im gleichen Moment vernahm ich ein Fauchen. Ein grässliches, unmenschliches Fauchen! Und viel zu nah. Ich wich zurück, während ich noch mit dem Handylicht nach der Ursache suchte.
    Büsche erschienen im Lichtkegel, Felsen und – ein Ungeheuer! Klumpige, schuppige Füße mit zentimeterlangen Krallen. Ein gepanzerter, mit Knochenzacken gespickter, breiter Rücken. Der schwere, plumpe Körper eines Reptils, der mit einem schabenden Geräusch über den Boden rutschte. Ein gigantischer, angriffslustig aufgerissener Schnabel!
    Ich schrie auf.
    Das Vieh sprang auf mich zu.
    Ich hatte nicht an die Mauer gedacht, stolperte rückwärts darüber und fiel.
    Das Ungeheuer zuckte fauchend hinter mir her.
    Mein Handy fiel ins Gras. Ich landete auf dem Po, riss blitzschnell die Beine über die Mauer. Ich hörte das Krachen, mit dem die gewaltigen Kiefer zuschnappten.
    Ich hielt den Atem an. Wagte nicht, mich zu rühren. Saß mit panisch pochendem Herzen im kalten Gras.
    Mit zitternden Fingern tastete ich die Grashalme ab, in die Richtung, in der ich mein Handy vermutete.
    Da hörte ich es wieder: Das Kratzen der Krallen auf dem Boden, das schabende Geräusch, mit dem sich der schwere Körper entfernte. Ein Klatschen und Gluckern, mit dem das Ungeheuer im Wasser verschwand.
    Im Nachbargarten rief Danner nach mir.
    Es war soweit.
    Das war der Kollaps, mit dem ich schon viel früher hätte rechnen müssen. Die Folge der Misshandlungen meines Vaters, vor denen ich einfach davongelaufen war, statt sie in einer Psychoanalyse aufzuarbeiten, um mir dadurch auch die nächsten Jahre meines Lebens von ihm vermiesen zu lassen. Wie hatte ich mir einbilden können, dass das funktionierte?
    »Lila? Alles in

Weitere Kostenlose Bücher