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Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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durchschlagen.
    Allerdings hatte Danner den Wagen mit der Beifahrerseite zum Bürgersteig geparkt. Wenn Matthias Hesskamp Bodo wirklich auf der Straße umgefahren hätte, hätte die Vespa über unsere Motorhaube fliegen müssen, um dann mit der Lenkstange auf der anderen Seite im Kotflügel stecken zu bleiben.
    Die Wirklichkeit sah wohl eher so aus, dass Bodo nach zwei bis fünf Frühstücksbier hierhergedonnert und beim Parken samt Roller umgekippt war. Vielleicht war Hesskamp in dem Moment gerade vorbeigefahren.
    »Ich bring dir das wieder in Ordnung. Der Ulli guckt schon auffem Schrottplatz nach ’nem neuen Kotflügel. Wär schön, wenn wir die Polizei rauslassen und das unter uns regeln könnten.«
    Weil die seine Fahne bis zur Tageswache um die Ecke riechen konnten. Klar, da wäre der Lappen weg.
    »Ist doch Ehrensache unter Nachbarn. Mach dir da mal keinen Kopp.« Danner klopfte dem Pummeligen mit dem hochroten Gesicht auf den Rücken. »Hauptsache, die Karre fährt noch.«
    »Ich wusste gleich, dass du ein Kumpel bist«, atmete Bodo erleichtert auf.
    Ich staunte nicht schlecht, als das elektrische Garagentor von Schrauber-Ullis Gartenlaube hochsurrte. Im Inneren des winzigen Fachwerkhäuschens kam eine gut ausgestattete Kfz-Werkstatt samt Hebebühne zum Vorschein.
    Und zwischen Gartenlaube und Zaun gab es einen mit dicken Folien abgehängten Bereich, der ein Lager für Gartengeräte darstellen könnte. Vom Weg aus war davon nichts zu sehen. Dort fände bequem ein weiteres Auto Platz.
    Bodo hatte unterdessen zwei Pfosten des Gartenzauns aus dem Boden gerupft. Danner rangierte unseren unhandlichen Wagen über den Schleichweg hinter den Gärten, durch die Lücke im Zaun und zentimetergenau in Ullis Werkstatt. Das Garagentor senkte sich wieder ab und verschluckte das Ungetüm mit einem Happs. Schneller hätte auch eine Bande professioneller Autodiebe einen Wagen nicht verschwinden lassen können.
    »Der ist hin. Klinisch tot, sozusagen«, murmelte Ulli nach einem ersten, kurzen Check. Der Mechaniker richtete sich auf und strich sich die gelben Haarfransen aus dem Gesicht. Beim Blick auf die aus seinem Ärmel rankenden Tätowierungen fiel mir ein, wo ich die drei schwarzen Punkte am Daumen schon mal gesehen hatte. Genau wie sein Kumpel Fiete hatte auch Ulli ein Knast-Tattoo. Der Mechaniker spuckte schleimig-schwarze Kautabakreste auf den Betonboden.
    Bäh.
    Bodo und Danner schwiegen betroffen.
    »Der hat doch nur ein Loch«, widersprach ich dem vernichtenden Urteil und deutete auf den Kotflügel.
    »Der Motor läuft einwandfrei«, protestierte nun auch Danner.
    Ulli spuckte noch einmal. Dann tickte er die Spitze seines Schraubendrehers gegen das Blech. Sofort bröselte der Rost.
    »Von unten sieht der nicht besser aus.«
    Danner verschränkte trotzig die Arme.
    »Ein Wunder, dass ihr noch keine größeren Teile verloren habt. Der Auspuff hängt am seidenen Faden. Die Karre muss doch röhren wie ein einsamer Hirsch.«
    Eher wie ein brünftiger T-Rex.
    »Und der TÜV ist schon vor drei Monaten fällig gewesen«, erinnerte Ulli. »Aber die Kohle könnt ihr euch sparen. Eher bekommt Bodo den Nobelpreis als das Ding ’ne Plakette. Normalerweise dürfte ich euch gar nicht mehr losfahren lassen. Aber ich hab nix gesehen, bin ja keine Politesse.«
    Danner und ich starrten auf die verbeulte Motorhaube des Wagens, auf der wir das erste Mal miteinander geschlafen hatten.
    »Mist«, sagten wir gleichzeitig.
    Als wir Ullis Hobbywerkstatt verließen, war mir tatsächlich zum Heulen zumute. Irgendwie hatte ich mich an das brüllende und stinkende Monstrum gewöhnt, auch wenn es den Wendekreis eines Kreuzfahrtschiffs besaß und für den Stadtverkehr ungefähr genauso gut geeignet war.
    Kurz überschlug ich, was nach Zahlung des Mietrückstandes noch von den Einnahmen aus unserem letzten Fall übrig geblieben war. Für die Entsorgungskosten von zwei Tonnen Schrott reichte es definitiv nicht. Geschweige denn für einen neuen Wagen.
    »Ich hasse die U-Bahn«, stöhnte Danner.
    »Schöner Mist«, murmelte Bodo. Der Schreber schien tief betroffen, obwohl sein Roller ja noch fuhr. Er klopfte Danner aufmunternd auf die Schulter. »Komm Alter, ich spendiere ein Bier auf den Schock.«
    Ich musterte den Schreber verstohlen. Erstaunlicherweise zeigte sein Trost Wirkung, das Wort ›Bier‹ richtete Danner augenblicklich etwas auf. So simpel war das. Der dauerstramme Langzeitarbeitslose war mit einer einfachen Geste in der Lage, Mitgefühl

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