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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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wo die letzten kleinen Holzstückchen verglommen.
    »Was wollt ihr wirklich von mir?« fragte sie nach einer Pause.
    »Drei Dinge. Erstens brauchen wir wirklich einen Heiler. Wie du ja sehen kannst. Daß ich heute nicht gestorben bin, verdanke ich dir.« Hijohn verneigte sich ernst im Sitzen. »Davon abgesehen müssen unsere Leute lernen, ihre eigenen Kräfte zu mobilisieren. Wir können nicht auf Dauer von Hexen aus dem Norden abhängig bleiben, wir müssen lernen, unsere eigenen magischen Kräfte zu nutzen. Einiges haben wir schon gelernt, du hast die Bienen gesehen. Aber wir brauchen mehr.« Hijohns Stimme klang etwas schwach, notierte Madrone im Unterbewußtsein. Und sie schalt sich nachlässig. Als Heilerin hätte sie den noch keinesfalls Genesenen schlafen schicken sollen. Doch bevor sie sich dazu entschließen konnte, fuhr Hijohn fort.
    »Und drittens! Drittens: Das Volk der Webs ist stark, aber es ist geteilt. Wir haben Camps hier oben in den Hügeln, aber wir haben auch Häuser in der City. Wir sind verschiedene Gruppen, und keine weiß Genaueres über die anderen Gruppen oder vertraut ihnen. Wir müssen aber alle zusammenarbeiten.«
    »Und du glaubst, ich könnte das bewerkstelligen?«
    »Vielleicht. Vielleicht wirst du zum Brennglas, das mit seinem Focus die verschiedenen Kräfte bündelt. Vielleicht kannst du einige der Gruppen zur Zusammenarbeit bewegen. Das ist meine Hoffnung. Aber erst brauchen wir hier oben deine Hilfe, bevor wir dich in die City hinunter schicken.«
    Der Gedanke daran ließ Marone schaudern, aber sie verbarg es. Stattdessen sagte sie einfach: »Ich bin hier, um zu helfen. Ich werde hingehen, wo ich nützlich sein kann.«
    »Ich hasse die City«, fuhr Hijohn fort, »egal was passiert, hier oben hast du festen Boden unter den Füßen, Bäume um dich herum und eine Luft, die du wirklich atmen kannst. Da unten gibt es fast nur noch Gift. Es soll da unten ja Leute geben, die noch nie einen Baum gesehen haben – und es nicht einmal wissen.«
    »Wie ist das in eurer City?« fragte Rocky.
    »Oh, bei uns gibt es viele Bäume«, antwortete Madrone freundlich, »viele Bäume, überall, Gärten mit Blumen, Gemüse und Früchten, wo immer nur ein Stück Land in der City frei ist. Wir beziehen eine Menge Nahrungsmittel aus unseren Gärten, mitten in der City, Und Wasser gibt es fast überall. Nicht, daß wir es im Überfluß haben. Aber wir teilen es gut ein, füllen es in Zisternen und Tanks. So können wir bei Trockenheit darauf zurückgreifen. Aber soweit möglich, lassen wir es einfach durch den Fluß strömen und durch ein ganzes System von Kanälen, das die City durchzieht. Du kannst fast überall in der City das Wasser rauschen hören, es fast riechen und das
    Sonnenlicht auf ihm tanzen sehen.«
    »Und die Menschen stehlen kein Wasser?« fragte Baptist.
    »Das Wasser gehört niemandem, oder anders gesagt, es gehört uns allen. Deshalb stiehlt es auch keiner. Und auch, weil jeder soviel haben kann, wie er möchte. Warum soll er da stehlen?«
    »Aber die Armen, was tun die?«
    »Wir haben keine Armen. Niemand durstet, niemand hungert.«
    Alle wußten, daß Madrone die Wahrheit sagte, ihr Tonfall belegte es. Und je mehr Madrones Worte in ihnen nachklangen, um so mehr sehnten sie sich alle nach dieser City, in der niemand hungern und dürsten mußte. Es klang ihnen wie ein Märchen, zu schön um wahr zu sein.
    »Erzähle uns mehr davon«, sagte Hijohn abrupt, »viele würden dir das alles nicht glauben, aber das macht nichts. Es ist egal, ob es wahr ist oder nicht. Erzähl uns einfach noch mehr davon.«
    »Aber es ist wirklich wahr«, widersprach Madrone, »ihr könnt euch davon überzeugen. Auch bei euch könnte es wieder so aussehen, überall. Flüsse könnten wieder ganz normal durch das Land fließen, ganz wie früher. Die Menschen könnten wieder genug zu essen und zu trinken haben, wie früher.«
    »Laß es einfach nur möglich sein«, sagte Hijohn träumerisch, »die Wirklichkeit ist uns zu schön, wir sind mit der Möglichkeit schon glücklich.«
    »Viele Dinge sind möglich«, sagte Rocky, und Madrone nickte zustimmend. Ein Name ihres Gottes war All Possibility, und Madrone dachte bei sich, daß dieser Name wirklich alle Möglichkeiten offen ließ, auch weniger gute. So blieb nur zu hoffen, daß vor allem die guten Möglichkeiten eintreffen würden.
    »Alle Möglichkeiten, das heißt wirklich alle«, hörte sie in ihrem Gehirn eine Stimme warnend flüstern. »Ich bin vielseitig. Alles

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