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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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treffen.
    »Ich war in Ägypten«, sagte er. Alle drehten sich zu ihm um, um ihn anzusehen.
    »Und ja, meine eigenen Arme und Hände und mein Geist und Magie haben mir von dort weggeholfen. Aber das war nicht nur ich. Und es war nicht die gemeinschaftliche Kraft, denn die war ganz schön weit entfernt, und die Leute, mit denen ich zusammen war - ja sogar ganz nah zusammen war, wir alle hatten nicht viel Kraft. Ich kann euch also nicht sagen, was es war. Es war kein alter Kerl mit einem Bart, und es war keine große Dame im Himmel, die mir geholfen haben. Aber als ich dort gefangen war, hat mich etwas erreicht.«
    »Wie können wir dieses Etwas erreichen?« fragte Holybear leise. »Wo können wir unseren Bitte um göttliche Intervention anbringen?
    Denn ohne Götter, wenn wir nur unsere Arme und Hände haben, auch wenn wir vereint kämpfen, ehrlich, dann glaube ich nicht, daß wir dieses Mal gewinnen können.«
    »Ich spreche nicht vom Gewinnen oder Verlieren«, sagte Bird, »ich spreche nicht einmal darüber, gefangen zu werden oder frei zu sein, über leben oder sterben, wirklich nicht. Ich versuche zu sagen, daß alles Leben immer versucht, frei zu sein. Die ausgestreckte Hand Gottes, der uns helfen will, ist da. Wenn du deine Hand ebenfalls entgegenstreckst, wird sie ergriffen werden.
    Aviva unterbrach die Stille, die Birds Worten folgte, indem sie eine neue Runde Wein ausschenkte, und das Ritual ging weiter. Sie tranken, stippten das Matzebrot in die bitteren Kräuter des Charoset. Dann neigte sich der Abend dem Ende zu. Ein volles Glas Wein, traditionellerweise reserviert für den Propheten Elijah, stand in der Mitte des Tisches.
    »Laßt uns die Tür für Elijah öffnen«, sagte Aviva, »und sein Lied singen.«
    Maya war den ganzen Abend lang ziemlich still gewesen, aber nun mußte sie etwas sagen. »Oh nein!« protestierte sie, »ihr wollt doch nicht etwa diesen alten, religiösen Fanatiker anrufen, oder?«
    »Warum?« fragte Ari, »was gefällt dir an Elijah nicht?«
    »Er schlachtete die Priester von Baal«, sagte Maya, »nur deshalb, weil sie an den Traditionen ihres eigenen Landes festhielten. Er ist ein typisch rassistischer, imperialistischer Betbruder. Warum in aller Welt sollten wir ihn nähren? Wir sollten lieber den Geist von Jezebel anrufen!«
    »Ich möchte nur das Lied singen«, sagte Sam. »Ich schlage nicht vor, seinen Geist hervorzubringen.«
    »Du sprichst davon, eine Anrufung zu singen, also dem Geist eine Tür zu öffnen und ihm zu essen zu geben«, sagte Maya, »es tut mir leid, für mich ist das eine magische Handlung.«
    »Weißt du eigentlich genau, was das Lied bedeutet?« fragte jemand.
    »Es bedeutet Elijah, der Prophet, Elijah wird angerufen und bei verschiedenen Namen genannt. Und es berichtet darüber, wo er herkam«, sagte ein kleiner Junge unaufgefordert.
    »Aber was ist mit dem zweiten Vers?« Seine ältere Schwester begann zu sprechen. »Ich werde es euch übersetzen, Schnell, zu unserer Zeit, wird unser Herr kommen, der Messias, Sohn Davids.«
    »Ja, was ist damit, Sam?« sagte Maya, »du, der Anhänger der Weltlichkeit, rufst den Messias an?«
    »Ich mag das Lied einfach«, protestierte Sam, »ist das ein Verbrechen? Es bringt mir schöne Erinnerungen aus meiner Kindheit zurück. Es ist jetzt fast wie früher. Die ganze Familie, die um den festlichen Tisch herumsaß, streitend, genau wie wir jetzt.«
    »Kann ich einen Kompromiß vorschlagen?« fragte Aviva, »wir singen das Lied, um Sam glücklich zu machen, aber mit geschlossener Tür. Dann öffnen wir die Tür und rufen die Geister derjenigen, die im Laufe der Geschichte aus religiöser Intoleranz ermordet wurden, und wir geben ihnen symbolisch zu essen.«
    »In allen Kornkammern der Welt gäbe es nicht genug Nahrung, um all diese Geister zu ernähren!« sagte Maya.
    »Wir geben ihnen ja nur symbolisch zu essen. Und bitten sie, uns zu helfen, der kommenden Zeit widerstehen zu können.«
    »Damit kann ich leben«, sagte Maya zustimmend.
    »Ich möchte nur dieses Lied hören«, sagte Sam, »mir ist egal, ob wir Elijah anrufen, Jezebel, den Weihnachtsmann oder den Osterhasen. Einnmal im Jahr möchte ich dieses Lied hören.«
    Sie sangen bei geschlossener Tür.

    Eliyahu HaNavi, Eliyahu HaTishbi,
    Eliyahu, Eliyahu, Eliyahu HaGiladi..
    .
    Ihre gemeinsamen inbrünstigen Stimmen füllten den Raum, glitten über die Schwelle in die Nacht. Aviva öffnete die Tür, und die Geister der Toten traten ein. Maya kam es vor, als könnte

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